Kartoffelfäule und Brotrevolution: Eine klimahistorische Rekonstruktion der Teuerungskrise 1845-47 in Mainz und Rheinhessen
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Beschreibung
vor 8 Monaten
Eine der letzten großen Missernten der europäischen Geschichte
wurde durch die sogenannte Kartoffelfäule ausgelöst. Diese
Pilzkrankheit vernichtete 1845, befördert von den ungewöhnlichen,
feuchtkalten Witterungsbedingungen auf dem europäischen
Kontinent, bedeutende Teile der Kartoffelernte. Neben Belgien und
den Niederlanden war besonders Irland von der
„Kartoffelkrankheit“, wie sie im damaligen Volksmund genannt
wurde, betroffen. Etwa eine Million Iren starben, etwa
doppelt so viele verließen die Insel und wanderten aus. Aber auch
in der Provinz Rheinhessen, heute Mainz und Umgebung, gab es eine
Teuerungskrise. In diesem Podcast besprechen wir mit Nicolas
Schreckenbach, welche Formen diese Teuerungskrise vor Ort annahm
und wie die Obrigkeiten reagierten. Auf dem Weg dorthin klären
wir auch die Arbeitsweisen der modernen Klimageschichte und
tippen auch die Frage an, ob diese Krise auch das Vertrauen in
die legitime Herrschaft so erschütterte, dass die Teuerungen zu
den revolutionären Unruhen rund um das Jahr 1848 beitrugen.
Literaturtipps:
Abel, Wilhelm: Agrarkrisen und Agrarkonjunktur. Eine
Geschichte der Land- und Ernährungswirtschaft Mitteleuropas seit
dem hohen Mittelalter. Hamburg, 31978.
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amerikanische Revolution und moderne Revolutionsforschung (1976),
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Westheider. Bielefeld 1998, S. 99–130.
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Schanbacher, Ansgar: „The all-absorbing horror of the day“.
Wahrnehmung und Deutung der Kartoffelkrankheit in Westeuropa
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interdisziplinären Umweltgeschichte. Hg. v. Manfred
Jakubowski-Tiessen und Jana Sprenger. Göttingen 2014, S. 219–242.
Schmahl, Helmut: „Deutschland liefert uns gegenwärtig eine
schlimme Zeit…“ Lebensbedingungen in Rheinhessen in den Jahren
vor 1848. In: Mainzer Geschichtsblätter 11 (1999), S. 7–19.
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