Der Becher meiner Lust ist voller Tränen.
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Beschreibung
vor 7 Monaten
Weibliche Stimmen in der islamisch-mystischen Dichtung persischer
Sprache.Sufis und ihr mystischer Zugang zu Gott und dem Koran
sind weitgehend bekannt. Weniger bekannt ist jedoch die mystische
Literatur, die Frauen verfasst haben – auf Persisch. Kurt Scharf
und Ali Abdollahi haben diese Texte erstmalig ins Deutsche
übertragen und stellen diese und das Leben und Denken ihrer
Autorinnen vor.Aus der christlichen religiösen Tradition ist uns
der Widerspruch zwischen Gesetz und Liebe, Orthodoxie und Mystik
vertraut. Aber zumindest dem eigenen Anspruch nach wird er im
Christentum zugunsten der Liebe aufgelöst. Sie, heißt es in Röm
13,10, sei des Gesetzes Erfüllung.Im Islam ist diese Spannung
stärker. Einerseits gibt er mit seinen fünf Säulen ein Fundament
aus Regeln, zu denen noch detaillierte Vorschriften hinzukommen,
die das Leben des Einzelnen bestimmen. Andererseits hat die
Mystik unter Muslimen und Muslimen große Bedeutung. Ihr Inhalt
ist die Liebe, die Sehnsucht nach der Vereinigung mit Gott. Und
ihre Anhänger haben wahrscheinlich mehr für die Verbreitung des
Islams getan als die orthodoxen Religionslehrer. Anders als diese
verstehen und lesen die Sufis die Botschaft des Korans auf eine
eigene Weise: Danach hat das Heilige Buch eine äußere und eine
innere Seite. Die Regeln seien nur die äußere, die wichtigere
aber sei die innere.Damit setzten Sufinnen und Sufis sich in
einen scharfen Gegensatz zur iranischen Orthodoxie. Dennoch
wurden sie unter Chomeyni, der selbst eine Ausbildung als Sufi
durchlaufen hatte, geduldet; unter Chamene’i dagegen macht man
ihnen das Leben schwer: Schreine von Sufischeichs werden zu
einfachen Gräbern zurückgebaut, sodass man dort nicht mehr
spenden kann und die Gelder für Stipendien für die Schulung von
Sufijüngern ausgehen, und gegen mehrere Sufischeichs ist
Hausarrest verhängt worden.Eine besondere Provokation stellen für
die herrschende Orthodoxie der Islamischen Republik sowohl die
weibliche Seite und als auch die erotische Orientierung dieser
Glaubensrichtung dar. Der Mystiker, der sich nach der Vereinigung
mit Gott sehnt, wird gewissermaßen zur Braut Gottes. Insofern ist
es besonders, die Stimmen von Sufidichterinnen zu hören, die
diese feminine Seite des Glaubens noch verstärken.Ali Abdollahi
ist Dichter, Literaturkritiker und Übersetzer von Lyrik und
Erzählprosa und Philosophie. Er lebt in Berlin.Kurt Scharf war
stellvertretender Leiter des Goethe-Instituts in Teheran und
Gründungsmitglied des Hauses der Kulturen der Welt. Er ist
Herausgeber und Übersetzer von Literatur aus u.a. dem
Persischen.Mahya Taheri ist Buchillustratorin und lebt in
Berlin.Udo Steinbach war bis 2007 Direktor des Deutschen
Orient-Instituts in Hamburg. Seit 2019 verantwortet er das
Programm MENA Study Centre bei der Maecenata-Stiftung.
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