Der Aralsee zwischen imperialer Vermessung und sozialistischer Vision
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vor 10 Monaten
Mit dem Aralsee verbinden wir, wenn wir schon einmal davon gehört
haben, das Bild verrosteter Schriffswracks in einer Wüste, die
lange zuvor einmal ein Meer gewesen sein muss. Noch bis zum
Zweiten Weltkrieg war der Aralsee sogar der viertgrößte Binnensee
der Erde; 1950 umfasste er noch 65.000 Quadratkilometer
Wasseroberfläche, heute sind es knapp 8.000 Quadratkilometer.
Dieses Austrocken des Aralsees ist wohl eine der größten globalen
Umweltkatastrophen des 20. Jahrhunderts – und es verdankt sich
einer schon weiter zurückreichenden, sowohl zarenzeitlichen als
auch sowjetischen Nutzung der wasserzuführenden Ströme Amu-Darja
und Syr-Darja für landwirtschaftliche Projekte. Kurzum: In der
Geschichte des Aralsees spiegelt sich die Kehrseite der
technisch-rationalen Moderne.
Gemeinsam mit den Osteuropahistorikern Paul Josephson und Jörn
Happel rekonstruiert Eneko Mauritz in diesem Podcast die komplexe
Geschichte der Erschließung des Aralsees im späten 19.
Jahrhundert bis in die Wassernutzung der sowjetischen
Landwirtschaft hinein und macht so die Hintergründe dieser
Umweltkatastrophe hörbar.
Literaturtipps:
Jörn Happel: Nomadische Lebenswelten und zarische Politik.
Der Aufstand in Zentralasien 1916, Stuttgart: Franz Steiner
Verlag 2010.
Ders.: Scholarship and Unknown Waters. Humboldt the Scholar,
Shevchenko the Painter, and Captain Butakov on the Aral Sea,
1848–49, in: Jörn Happel, Melanie Hussinger, Hajo Raupach (Hg.):
Expeditions in the Long Nineteenth Century. Discovering,
Surveying, and Ordering, New York; London 2024, S. 50-71.
Paul Josephson: “War on Nature as Part of the Cold War: The
Strategic and Ideological Roots of Environmental Degradation in
the USSR, in: J. R. McNeill, Corinna R. Unger (Hg.):
Environmental Histories of the Cold War. New York 2010, S.
21-49.
Paul Josephson, Nicolai Dronin, Ruben Mnatsakanian, Aleh Cherp,
Dmitry Efremenko, Vladislav Larin (Hg.): An Environmental
History of Russia. New York 2013.
Julia Obertreis: Imperial Desert Dreams. Cotton Growing and
Irrigation in Central Asia, 1860–1991, Göttingen 2017.
Dies.: Baumwollanbau, Bewässerung und ökologische Folgen in
Zentralasien, in: Religion & Gesellschaft in Ost und West
49 (2021) 1, S. 22-25.
Dies.: Eine „ökologische Katastrophe“ in historischer
Perspektive. Die Verlandung des Aralsees und die russländische
und sowjetische Bewässerungs- und Baumwollanbaupolitik in
Usbekistan und Turkmenistan seit der zweiten Hälfte des 19.
Jahrhunderts, in: Theoralf Klein, Reiner Prass, Susanne Rau, Lars
Schladitz (Hg.): Umweltgeschichte in globaler Perspektive (2010),
S. 1-26; URL:
http://www.db-thueringen.de/servlets/DerivateServlet/Derivate-28241/Obertreis_Verlandung_Aralsee.pdf.
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