Gender: (k)ein Reizwort für die Theologie

Gender: (k)ein Reizwort für die Theologie

«Da ist weder männlich noch weiblich», sagte Paulus und meinte das auch so. In der urchristlichen Gemeinde sollte es keine Gender-Hierarchien mehr geben, bestätigt Theologe Moisés Mayordomo. Doch warum ist die Gendertheorie dann Reizwort für Rechtseva ...
29 Minuten

Beschreibung

vor 8 Monaten
«Da ist weder männlich noch weiblich», sagte Paulus und meinte das
auch so. In der urchristlichen Gemeinde sollte es keine
Gender-Hierarchien mehr geben, bestätigt Theologe Moisés Mayordomo.
Doch warum ist die Gendertheorie dann Reizwort für
Rechtsevangelikale und ultra-konservative Katholiken? Die Bibel übt
massive Kritik am Männlichkeitsideal der griechisch-römischen
Antike. Denn damit verbunden war eine elitäre Gesellschaftspyramide
mit einem Gottkaiser an der Spitze. Judentum und frühes Christentum
standen in Opposition zu unterdrückerischen Imperien und ihren
Gottkaisern. Den macht- und kraftstrotzenden römischen Kaisern
halten die Evangelien das Bild vom gekreuzigten Gottessohn
entgegen, – eine in römischen Augen sehr «unmännliche» Figur. – Das
hatte Auswirkungen für die frühchristlichen Gläubigen: Ihnen allen
gilt dieselbe Ethik und dieselbe Verheissung von Freiheit. Auch
denen, die kein Geschlecht haben wollen, öffne Paulus eine Tür zur
Gemeinschaft. In der Gemeinschaft Christi sollten Geschlecht,
Gender, Ethnie oder Status irrelevant sein. Im Gespräch mit dem
Neutestamentler Moisés Mayordomo von der Universität Basel wird
klar, was der Arbeitsbegriff Gender zur sachgerechten Deutung der
Bibel beiträgt wie auch zur Kritik aktueller Phänomene wie
Neo-Imperialismus und Neo-Virilismus. Denn das alte
Männlichkeitsideal vom starken Imperator feiert aktuell Urstände, -
irritierenderweise auch unter fundamentalistischen Christen und
Rechtsevangelikalen. Sie unterstützen mehrheitlich US-Präsident
Donald Trump. Mit der Bibel lasse sich das nicht vereinbaren, legt
Mayordomo dar. Autorin: Judith Wipfler

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