Diamanten, Eisenerz, Bauxit: In Sierra Leone sichert sich China die Rohstoffe

Diamanten, Eisenerz, Bauxit: In Sierra Leone sichert sich China die Rohstoffe

33 Minuten

Beschreibung

vor 9 Monaten

Fußball ist beliebt in Sierra Leone: Wenn die Nationalmannschaft
aufläuft, tragen die Spieler Trikots in den Nationalfarben blau,
weiß und grün. Aber ausgerechnet neben dem Nationalstadion in der
Hauptstadt Freetown, wo die "Leone Stars" nach aufwendigen
Renovierungsarbeiten bald wieder auflaufen wollen, sind die
Nationalfarben von Sierra Leone unsichtbar. Stattdessen weht die
rote chinesische Flagge - ein Hinweis darauf, dass die größte
Spielstätte des Landes von China gebaut und finanziert wurde.


"Da wehen 20 chinesische Flaggen und keine von Sierra Leone",
schildert der auf Afrika spezialisierte Wirtschaftsjournalist
Julian Hilgers im Podcast "Wirtschaft Welt & Weit". China ist
schon seit vielen Jahren Wirtschaftspartner Nummer eins für
Sierra Leone und im Alltag der Menschen stark vertreten,
berichtet Hilgers. "Man hat das Gefühl, China hat hier sein
eigenes Nationalstadion."


Sierra Leone ist für den Journalisten und Afrika-Podcaster ein
"Brennglas für das, was China auf dem afrikanischen Kontinent
macht". Ganz gleich, ob im sportlichen Alltag, beim Thema
Infrastruktur oder beim Abbau von Rohstoffen: Die Chinesen nehmen
schon seit vielen Jahren eine zentrale Rolle in dem
westafrikanischen Land ein. Dabei profitieren sie von den
Bodenschätzen. Sierra Leone ist reich an Diamanten, Eisenerz und
Bauxit. Erze und seltene Erden sind die wichtigsten
Exportprodukte des Landes. Trotzdem zählt Sierra Leone zu den
ärmsten Ländern der Welt.


Für Julian Hilgers ist der Rohstoffreichtum eher Fluch als Segen.
Die größte Eisenerzmine des Landes wird von einem chinesischen
Unternehmen betrieben. Hilgers hat sich auf den Weg gemacht und
mit Beschäftigten der Tonkolili-Mine gesprochen. In der neuen
Podcast-Folge berichtet er von Unzufriedenheit, die sich aber
nicht nur gegen die Chinesen richte, sondern auch gegen die
Regierung Sierra Leones, die die Betreiber unterstütze. "Als die
Menschen dort streiken wollten, hat die Regierung Druck gemacht
und gesagt, sie sollen das mal lieber lassen", erzählt Hilgers.
Die Menschen dort könnten nur schwer dagegen halten, "weil
natürlich jeder Job hilfreich ist, auch wenn er sehr, sehr
schlecht bezahlt ist".


Chinas Dominanz in Sierra Leone ist für Europa kaum aufzuholen.
Das bilaterale Handelsvolumen zwischen Deutschland und Sierra
Leone ist im Jahr 2024 zwar nach vorläufigen Zahlen auf 73,4
Millionen Euro angestiegen. Doch in der Rangfolge der
Handelspartner Deutschlands liegt Sierra Leone damit abgeschlagen
auf Platz 152.


Was hindert deutsche Unternehmen am Handel mit Sierra Leone? Die
Erinnerung an den brutalen Bürgerkrieg, der von 1991 bis 2002 das
Land lahmlegte? Oder Sorge vor einer neuen Ebola-Epidemie? Für
Hilgers ist es noch viel einfacher: Sierra Leone bleibt trotz
Rohstoff-Reichtum eines der ärmsten Länder der Welt, es fehle
schlichtweg der Absatzmark. "Es gibt keinen Mittelstand, der sich
einen deutschen Traktor kaufen könnte", erklärt Hilgers, der in
seinem Podcast "55 Countries" vom afrikanischen Kontinent
berichtet.


Auf der anderen Seite heißt das aber auch, dass das
Ausbaupotenzial in Sierra Leone sehr groß ist. Deshalb gibt es
sehr wohl Unternehmen, die ihre Chancen in Sierra Leone suchen
und diese auch finden. So bietet etwa der Ausbau des Stromnetzes
riesiges Potenzial. Ein Ansatz, der nicht nur wirtschaftlich Sinn
ergeben könnte, sondern vor allem auch den Menschen vor Ort
helfen würde.


An der Dominanz der Chinesen im Land wird das kaum etwas ändern.
Das hat auch Julian Hilgers bemerkt. Von einem kleinen Jungen
wurde er selbst für einen Chinesen gehalten - und mit einem "ni
hao, chinese man" freundlich gegrüßt.


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