Deutschfresser Tarzan

Deutschfresser Tarzan

6. Februar 1925
10 Minuten
Podcast
Podcaster
Der Podcast mit täglich einer Zeitungsnachricht aus der Welt vor hundert Jahren

Beschreibung

vor 10 Monaten
Als eine der erfolgreichsten literarischen Figuren der Welt gilt
mit Sicherheit Tarzan, der 1912 das Licht der Welt erblickte und
sich in unzähligen Büchern, Comics und Filmen von einem Siegeszug
zum anderen schwang. Der Autor Edgar Rice Burroughs hat 24 Romane
rund um den im Dschungel von Affen großgezogenen englischen
Adeligen geschrieben, auf denen die weiteren medialen
Fortschreibungen basieren. Auch in Deutschland wurden die ersten
Bände massenweise gekauft, bis Roman Nummer 7 wahrgenommen wurde:
„Tarzan, the untamed“, den Rice Burroughs während des Ersten
Weltkriegs verfasst hatte. Hier taucht der “deutsche Bösewicht”
auf, der, unabhängig von Tarzan, auch eine lange Karriere in der
Filmlandschaft besonders Hollywoods hinlegen sollte: Ein durch und
durch bösartiger und gewissenloser Kolonisator, der foltert,
verstümmelt und mordet. Dieser sehr offene Deutschenhass des
Tarzan-Bandes führte zu einem Aufruhr in der deutschen Kritik, für
die der heutige Artikel aus den Altonaer Neuesten Nachrichten vom
6. Februar 1925 ein besonders heftiges Beispiel ist. Antwortet er
doch mit einer Autorenbeschimpfung und einem ebenso deutlichem Hass
auf England. Dabei verwendet er zudem noch rassistisches Vokabular.
Wir bringen ihn dennoch als Beispiel für politische Konflikte, die
auf dem Feld der Literatur ausgefochten wurden. Die Aufregung um
diesen Band führte übrigens zu einem Einbruch in den Verkaufszahlen
der Tarzan-Bücher in Deutschland, dem Burroughs vergeblich mit
positiven deutschen Figuren in späteren Romanen entgegen zu wirken
versuchte. Frank Riede wagt sich für uns in diesen konfliktreichen
Dschungel.

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