Auf den Tag genau
Der Podcast mit täglich einer Zeitungsnachricht aus der Welt vor hundert Jahren
Podcaster
Episoden
09.11.2025
8 Minuten
Der Ausbau der faschistischen Herrschaft in Italien zu einer
totalitären Diktatur erfolgte schrittweise. Ein Schlüsseldatum
hierbei war das gescheiterte Attentat des Freimaurers und
sozialistischen Parlamentsabgeordneten Tito Zaniboni auf
Faschistenführer Benito Mussolini am 4. November 1925. Vom Balkon
seines Zimmers im römischen Hotel Dragoni gegenüber vom Palazzo
Chigi hatte Zaniboni auf Mussolini schießen wollen, um die
Ermordung seines Parteifreundes und sozialistischen
Parteivorsitzenden Giacomo Matteotti zu rächen; doch seine Geliebte
Marisa Romano hatte ihn und seine Pläne verraten. Zaniboni wurde
bei Betreten des Hotels in der Lobby verhaftet und die
faschistische Staatsführung nahm diese Vorfälle nach bekanntem
Muster zum Anlass, den Partito Socialista Unitario sowie dessen
Parteizeitung aufzulösen und drastische Gesetze gegen die
Freimauerei durchs Parlament zu bringen. Vieles von den Umständen
wie den Konsequenzen dieses ausgefallenen Attentates ist am 9.
November 1925 noch Gerücht, als die Harburger Anzeigen und
Nachrichten davon berichteten. Es liest Rosa Leu.
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08.11.2025
6 Minuten
1904 wurde der Longacre Square in New York, an dem Stellmacher und
Pferdestallungen angesiedelt waren, nach dem Bau des Hochhauses der
New York Times in Times Square umbenannt. In der Folge wandelte
sich der Platz, der an der Kreuzung Broadway und Seventh Avenue
liegt, zu einem Kristallisationspunkt für noble Hotels, Austernbars
und vor allem Theater-, Cabaret- und Musicalbühnen. Früh wurden an
den Fassaden der Gebäude Lichtreklamen angebracht, die zunächst aus
weißen Lampen bestanden, was dem Broadway den Namen „The Great
White Way“ bescherte. Wie beeindruckend sich die Beleuchtung im
Jahre 1925 darstellte und wie sehr die Lichtreklame der Theater von
den angebrachten Produktwerbungen abgelöst worden war, sendete der
Korrespondent mit dem Kürzel L. A. H. über den großen Teich an den
Hamburgischen Correspondenten, der seinen Bericht am 8. November
abdruckte. Zwischen Hafergrütze. Kaugummi und flammenden Kreuzen
hat sich für uns Rosa Leu herumgetrieben.
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07.11.2025
9 Minuten
n einer Phase des europäischen und amerikanischen Kinos, in der
sich das System der Studios durchgesetzt hatte und die
Filmproduktionen in den riesigen Ateliers, wie wir sie gestern in
Babelsberg besuchten, die ganze Welt, zumindest wie man sie sich so
vorstellte, nachbauten, war der Film „Die Leuchte Asiens“ des
Jahres 1925 eine aufsehenerregende Ausnahme. Dieser Film, der die
Lebensgeschichte des Buddha erzählt, war die erste deutsch-indische
Koproduktion und wurde weitestgehend in Indien „on location“ mit
Laiendarstellern gedreht. Der Film begründete eine lange
Zusammenarbeit zwischen dem Regisseur Franz Osten und dem
Hauptdarsteller Himansu Rai, für dessen Firma Bombay Talkies Osten
bis 1939 unzählige Filme drehte, bevor er, das sei nicht
verschwiegen, der NSDAP beitrat. Vom Hamburgischen Correspondenten
am 7. November erfahren wir, dass das Passagetheater bei der
Hamburger Erstaufführung „indisch“ dekoriert war und es im Foyer
eine kleine Ausstellung zum Heimatland Buddhas gab. Die sehr
zahlreiche Berichterstattung zu dem Film wimmelt oft von auf
Rasselehren basierenden Überlegungen zum Aussehen der indischen
Schauspieler*innen und zur Nähe von Europa und Indien. Die
entsprechenden Sätze im heutigen Artikel, den Frank Riede liest,
stellen eine verhältnismäßig zurückhaltende Variante dieser
Überlegungen dar.
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06.11.2025
7 Minuten
Ganz großes Kino! Sie hören gerade die 2000ste Folge von „Auf den
Tag genau“. Vom 1. Januar 1920 an haben wir, mit einer kleinen
Unterbrechung, täglich, an Wochenenden, in den Ferien und an
Feiertagen gesendet und dabei einen einzigartigen Blick auf die
Weimarer Republik geboten. Ob es im Januar 1926 weitergeht, ist
ungewiss, aktuell eher unwahrscheinlich. Wir warten also immer noch
auf Enthusiast*innen und Mäzen*innen oder Institutionen, die uns
ein Weiterleben ermöglichen. Das wäre wahrlich größtes Kino….womit
wir beim Thema der heutigen Folge wären. Die Harburger Anzeigen und
Nachrichten, die von ihrem Glück, uns den Stoff für die
Jubiläumsfolge zu liefern, nichts ahnten, trieben sich am 6.
November 1925 in der deutschen Antwort auf Hollywood herum, gelegen
in Neubabelsberg. Rosa Leu führt uns also über das UFA-Gelände mit
seinen Kulissen, Lagern und einem eigenen Zoo. Dabei gibt es auch
erste Bauten für den kommenden Filmklassiker Metropolis zu
entdecken. Mögen wir auch noch 1927, also 2027, in unserer 2500
Folge von dessen Premiere berichten.
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05.11.2025
6 Minuten
Die allermeisten Zeitungstexte, die sich in den 1920er um im
weitesten Sinne technische Dinge drehen, sind von einem aus dem
Rückblick fast rührend anmutenden Fortschrittsoptimismus erfüllt.
Auch unser heutiger Artikel über „Das Haus von übermorgen“ aus der
Schiffbeker Zeitung vom 5. November 1925 macht da vordergründig
keine Ausnahme. Von der Zentralheizung über die Klimaanlage bis zum
Elektroherd malt er sich die Zukunft in den buntesten Farben aus –
und liegt mit einigen antizipierten Entwicklungen, wie so oft, gar
nicht falsch. Im zweiten Teil nimmt er dann aber doch eine etwas
unerwartete Wendung, indem er die Frage aufwirft, ob von den ganzen
technischen Annehmlichkeiten, mit denen man so rechnete, unter dem
Strich wirklich ein nachhaltig positiver Effekt auf die
Lebensqualität zu erwarten sei. Frank Riede artikuliert für uns
diesbezüglich so einige Zweifel.
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Über diesen Podcast
Aus dem Kiez in die Welt, von der Oper in den Boxring – mit täglich
einer Zeitungsnachricht aus der Hauptstadtpresse heute vor 100
Jahren tauchen wir ein in die Fragen und Debatten, die das Berlin
von 1920 bewegten. Halte dich informiert und bleib auf dem
Laufenden über eine Welt, die uns heute doch manchmal näher ist,
als man meinen möchte. Die aktuelle Staffel „Hamburg und die Welt
vor 100 Jahren“ entsteht in Kooperation mit der Akademie der
Wissenschaften in Hamburg und präsentiert Zeitungsartikel aus
Hamburger Tageszeitungen. Es gilt weiterhin: bis morgen! Die ZEIT
STIFTUNG BUCERIUS, die Landeszentrale für politische Bildung
Hamburg und die Hapag-Lloyd Stiftung unterstützen die Pilotphase
des Geschichtspodcast finanziell. Mit Dank an Andreas Hildebrandt
für den Jingle und Anne Schott für die Bildmarke.
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