tl;dr #46: Willi Münzenberg: «Propaganda als Waffe» | mit Brigitte Studer
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vor 10 Monaten
In seinem 1937 im Exil erschienen Buch «Propaganda als Waffe»
beschreibt und analysiert Willi Münzenberg, einer der Gründer der
KPD und großer Verleger, zahlreiche Propagandatechniken der
nationalsozialistischen Machthaber. Der Nationalsozialismus (NS)
benutze die Propaganda wie eine Waffe, ihrer Wirkung werde alles
untergeordnet. Es gehe darum, Masse und Gefolgschaft hinter einer
kleinen Gruppe von Organisatoren und Führern zusammenzubringen. Die
Versammlungen, die terroristische Gewalt der Stoßtrupps, die
Rituale mit Fackeln und Fahnenaufmärschen zielten darauf, Eindrücke
der Macht zu vermitteln, das Denken auszuschalten und Widerworte zu
verhindern. Die Propaganda der Nazis besteht aus einer Vielzahl von
Einzeltechniken, von denen einige schon im Ersten Weltkrieg, dann
von der Reichswehr, ausgearbeitet wurde. Eine dieser Techniken ist
die Lüge in großem Stil, so dass niemand glauben mag, dass jemand
wirklich so dreist lügen könnte. Alles immer wieder und auf
einfachstem Niveau zu wiederholen gehört ebenfalls zu diesen
Techniken. Einer weiteren Technik hat sich die AfD-Politikerin
Alice Weidel bedient, als sie im Gespräch mit dem rechten
Milliardär Elon Musk behauptete, Hitler sei Kommunist gewesen. Der
NS-Diktator sah Propaganda als Mittel, Verwirrung zu stiften.
Möglichst weit auseinanderliegende Begriffe oder Sachverhalte
sollen sinnlos miteinander kombiniert werden, so dass die Menschen
gar nicht lernen, logische Beziehungen zu erkennen und zu
verstehen. Münzenberg nahm an, dass die NS-Propaganda an sich
selbst scheitern werde. Die Menschen erfuhren, dass die vielen
Versprechungen, die der Nationalsozialismus gab - Frieden,
Überwindung der Krise, neue Demokratie, Aussöhnung der Klassen,
Sozialismus - nicht eingehalten wurden. Alle erwiesen sich als
leere Slogans, als Mittel der Propaganda. Die Propaganda würde
daran scheitern, dass sie, so die Erwartung Münzenbergs, zu viel
verspreche, zu viel lüge. Die Wahrheit würde sich durchsetzen. Aber
die Linke, so Münzenbergs Forderung, solle kein Vakuum entstehen
lassen. Die Kunst der Propaganda müsse die Linke sich aneignen und
eine Gegenpropaganda beginnen. Mit einem entscheidenden
Unterschied: Während die NS-Propaganda im Kern inhaltslos ist und
nur auf nihilistische Macht und Gewaltherrschaft abzielt, erwartet
Münzenberg von einer linken Propaganda, dass sie die Menschen
aufklärt, zu eigenständigem Denken anregt und zu unabhängigen
Akteuren macht. Zu Gast bei Alex Demirović ist in dieser Folge die
Historikerin Brigitte Studer.
beschreibt und analysiert Willi Münzenberg, einer der Gründer der
KPD und großer Verleger, zahlreiche Propagandatechniken der
nationalsozialistischen Machthaber. Der Nationalsozialismus (NS)
benutze die Propaganda wie eine Waffe, ihrer Wirkung werde alles
untergeordnet. Es gehe darum, Masse und Gefolgschaft hinter einer
kleinen Gruppe von Organisatoren und Führern zusammenzubringen. Die
Versammlungen, die terroristische Gewalt der Stoßtrupps, die
Rituale mit Fackeln und Fahnenaufmärschen zielten darauf, Eindrücke
der Macht zu vermitteln, das Denken auszuschalten und Widerworte zu
verhindern. Die Propaganda der Nazis besteht aus einer Vielzahl von
Einzeltechniken, von denen einige schon im Ersten Weltkrieg, dann
von der Reichswehr, ausgearbeitet wurde. Eine dieser Techniken ist
die Lüge in großem Stil, so dass niemand glauben mag, dass jemand
wirklich so dreist lügen könnte. Alles immer wieder und auf
einfachstem Niveau zu wiederholen gehört ebenfalls zu diesen
Techniken. Einer weiteren Technik hat sich die AfD-Politikerin
Alice Weidel bedient, als sie im Gespräch mit dem rechten
Milliardär Elon Musk behauptete, Hitler sei Kommunist gewesen. Der
NS-Diktator sah Propaganda als Mittel, Verwirrung zu stiften.
Möglichst weit auseinanderliegende Begriffe oder Sachverhalte
sollen sinnlos miteinander kombiniert werden, so dass die Menschen
gar nicht lernen, logische Beziehungen zu erkennen und zu
verstehen. Münzenberg nahm an, dass die NS-Propaganda an sich
selbst scheitern werde. Die Menschen erfuhren, dass die vielen
Versprechungen, die der Nationalsozialismus gab - Frieden,
Überwindung der Krise, neue Demokratie, Aussöhnung der Klassen,
Sozialismus - nicht eingehalten wurden. Alle erwiesen sich als
leere Slogans, als Mittel der Propaganda. Die Propaganda würde
daran scheitern, dass sie, so die Erwartung Münzenbergs, zu viel
verspreche, zu viel lüge. Die Wahrheit würde sich durchsetzen. Aber
die Linke, so Münzenbergs Forderung, solle kein Vakuum entstehen
lassen. Die Kunst der Propaganda müsse die Linke sich aneignen und
eine Gegenpropaganda beginnen. Mit einem entscheidenden
Unterschied: Während die NS-Propaganda im Kern inhaltslos ist und
nur auf nihilistische Macht und Gewaltherrschaft abzielt, erwartet
Münzenberg von einer linken Propaganda, dass sie die Menschen
aufklärt, zu eigenständigem Denken anregt und zu unabhängigen
Akteuren macht. Zu Gast bei Alex Demirović ist in dieser Folge die
Historikerin Brigitte Studer.
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