Rechte von Verlobten
19 Minuten
Podcast
Podcaster
Beschreibung
vor 10 Monaten
Paul und Anna waren das, was man eine moderne
Patchwork-Beziehung nennt. Sie liebten sich, hatten
keine Lust auf Bürokratie und schon gar nicht auf Ehegelübde vor
einem Standesbeamten. „Wir brauchen keinen Trauschein, um uns zu
lieben“, sagte Paul immer. Doch eines Tages sollte ihre
romantische Überzeugung auf eine harte Probe gestellt werden.
Der Notfall
Es begann an einem ganz normalen Dienstag. Paul, der nie angeben
wollte, dass er ein begnadeter Hobbykoch war, hatte sich beim
Zubereiten eines besonders ehrgeizigen Risottos mit einem
Keramikmesser in den Finger geschnitten. Es war kein Schnitt, den
ein Pflaster regeln konnte – Anna fuhr ihn also ins Krankenhaus.
Im Warteraum angekommen, sah Anna zu, wie Paul vom
Krankenhauspersonal in die Notaufnahme geschoben wurde. „Ich
bleibe hier, bis er mich braucht“, sagte sie entschlossen. Doch
zwei Stunden später kam ein Arzt und erklärte: „Wir dürfen Ihnen
leider keine Informationen geben, da Sie nicht mit ihm verwandt
oder verheiratet sind.“
Die Diskussion
Anna war entsetzt. „Ich bin seine Partnerin! Wir wohnen zusammen,
wir teilen die Miete, die Netflix-Passwörter – ich habe ihm sogar
den Reis für das Risotto gekocht!“ Der Arzt blieb ungerührt. „Das
mag alles sein, aber rechtlich gesehen haben Sie hier keine
Rechte. Es sei denn, er hat Sie offiziell als Ansprechpartner
eingetragen.“
„Offiziell eingetragen? Wir sind doch keine Steuererklärung!“,
rief Anna empört. Doch es half nichts. Die Bürokratie war
unbestechlich.
Die Rettung
Anna war entschlossen, Paul nicht allein zu lassen. Also begann
sie kreativ zu werden. Zuerst versuchte sie es mit Charme.
„Doktor, wenn ich Ihnen ein Stück von dem Risotto bringe, das
Paul gekocht hat – lassen Sie mich dann rein?“ Keine Chance.
Dann versuchte sie es mit einem Trick. Sie suchte im Wartezimmer
nach einem älteren Herrn, der einen ähnlichen Nachnamen hatte wie
Paul. „Entschuldigung, könnten Sie kurz so tun, als wären Sie
Pauls Vater?“ Der Mann nickte, aber der Plan flog auf, als der
Arzt ihn nach Pauls Geburtsdatum fragte.
Anna gab nicht auf. Sie rief Pauls Mutter an, die in einer
anderen Stadt lebte. Nach einer langen Diskussion über die
Vorteile der Ehe erklärte sie sich bereit, dem Krankenhaus zu
bestätigen, dass Anna "wie Familie" sei. Doch auch das wurde
abgelehnt – „kein offizielles Dokument“, hieß es.
Der Erkenntnismoment
Am Ende des Tages durfte Anna Paul erst wiedersehen, als er
selbständig aus der Notaufnahme spazierte – mit einem dicken
Verband am Finger und einem breiten Grinsen. „Was ist los?“,
fragte sie. Paul zog eine Patientenverfügung und eine
Vorsorgevollmacht aus der Tasche. „Habe ich gerade ausgestellt.
Für dich.“
Anna lachte. „Vielleicht heiraten wir doch einfach, oder?“ Paul
schüttelte den Kopf. „Nein, das ist viel zu spießig. Aber hey –
ich habe jetzt gelernt, dass du für mich kämpfst. Und dass wir
ein verdammt gutes Risotto hinkriegen.“
Moral der Geschichte: Auch wenn die Liebe keine Bürokratie
braucht, ist es oft ratsam, sich mit Dokumenten wie einer
Vorsorgevollmacht oder Patientenverfügung abzusichern –
besonders, wenn man nicht verheiratet ist. Alternativ könnte man
natürlich heiraten… aber das wäre dann ja viel zu einfach, oder?
Weitere Episoden
25 Minuten
vor 6 Monaten
26 Minuten
vor 6 Monaten
17 Minuten
vor 6 Monaten
22 Minuten
vor 7 Monaten
17 Minuten
vor 7 Monaten
In Podcasts werben
Kommentare (0)