Die Falschmünzer - eine Ballade von Detlev von Liliencron (1844-1909)

Die Falschmünzer - eine Ballade von Detlev von Liliencron (1844-1909)

4 Minuten

Beschreibung

vor 11 Monaten

Deutsche Balladen - Episode 9


Drei ganz schlaue Gangster hat Liliencron hier in Szene gesetzt:
den Gangsterlehrling, den Meister und den Obergangster. Einer
schlauer als der andere, und cooler! Aber nicht schlau und cool
genug. Ich hoffe, Ihr habt Spaß daran! Die Falschmünzer von
Detlev von Liliencron  »Alles fertig? Nichts vergessen?«
Spricht der Alte zu dem Jungen. Der kommt wie ein Luchs
gesprungen: »Nimm die Lupe: Sieh die Scheine, Zwillingsbrüder,
echt, ich meine, Täuschend ähnlich und solid, Findest keinen
Unterschied.« Spricht der Junge zu dem Alten: »Einen Blauen gib
mir heute, Denn ich kenne dumme Leute, Die ihn ohne Ahnung
wechseln. Weiß die Sache gut zu drechseln. Hulda schmollt. Doch
zeig ich Gold, Ist mir meine Hulda hold.« Spricht der Alte zu dem
Jungen: »Dummer Bengel, wirst du schweigen, Sonst will ich den
Stock dir zeigen. Du besäufst dich, Lausepeter, Protz, dein
Trinkgeld wird Verräter. Warte auf den ›Kavalier‹, Eh es dämmert,
ist er hier. Der versteht es, Geld zu wechseln, Der versteht es
wie die Grafen, Macht die Rothschilds selbst zu Schafen, Der
bringt gutes Geld in Haufen, Können dann die Welt uns kaufen.
Wechselt wie ein Herr Baron, Kennt das Leben, hat ihm schon. Das,
was mir die Teilung einträgt: Alles geb ich meinen Kindern, Kein
Gericht kanns je verhindern, Denn ich trags ins Bankgebäude, Das
ist meine einzige Freude. Werd ich mal gefaßt, nun gut, Hab
gesorgt für meine Brut.« Klingt ein Ministrantenglöckchen?
Klingling, das geheime Zeichen, Gleich wird sanft die Türe
weichen: Kommt geschniegelt und gebügelt, Tritt ein Herr,
verstandgezügelt, In die Werkstatt, hochgereckt. He, »Monocle und
Glas Sekt.« Achtung! Grandseigneursallüren! Tadellos sitzt Rock
und Weste, Ein Minister jede Geste. Handschuh »prima«. Der
Zylinder Ist allein schon Goldsackfinder. Und die »feinfein«
Pantalons, Damals Mode: Mit Galons. Lachend spricht er zu den
beiden: »Hab viel Geld in meinen Taschen, Lauter echtes. Nur
nicht paschen, Nur Geduld, und weg die Hände, Aufgepaßt, jetzt
kommt die Spende: Ich: die Hälfte mit Verlaub, Ihr: zwei Viertel,
nehmt den Raub. Kinder, waren das Kuriosa: Einen Kellner in
Monaco Fand ich mit sehr leerem Tschako: War zwei Tage in den
»Laren«, Vite, muß 8 Uhr 40 fahren, Tausendfrancsschein, changez,
schnell, Und verließ drauf das Hotel. Auf dem Train nach
Bordighera Traf ich Miß Honoria Birndl, War ein gar nicht übles
Dirndl, Machte Liebschaft mit der Lady, Säuselt bald sie:
»Dearest Edy«. Can You change me thousand Mark? »Oa, my love,
here is die Quoark.« Dann war ich in Deutschland wieder:
Sattelplatz im Trippelgarten, Wo die feinen Herren starten.
Abends Jeu. »Graf Honiglöwe.« »Arthur von der Grünen Möwe.« Bank
gehalten. Mitternacht: Braunen Lappen losgemacht. Auf dem Ball
beim Herzog FlaFla . . . Schst, es knistern Trepp und Dielen –
»Hands off!« Sechs Revolver zielen. Und die drei sind rasch
gebunden, Aller Reichtum futsch, verschwunden, Rrrrrutsch, vorbei
die Herrlichkeit, Eigentlich – es tut mir leid.


Aus "Bunte Beute"

Sprecherin: Eva K. Kühn für LibriVox

Bild: Andreas Lischka auf Pixabay

Textquelle:
https://www.projekt-gutenberg.org/liliencr/buntbeut/buntbe54.html

Musik: Hyperfun von Kevin MacLeod unterliegt der Lizenz
Creative-Commons-Lizenz "Namensnennung 4.0".
https://creativecommons.org/licenses/by/4.0/ , Quelle:
http://incompetech.com/music/royalty-free/index.html?isrc=USUAN1400038,
Künstler: http://incompetech.com/

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