Die Armut fällt nicht vom Himmel

Die Armut fällt nicht vom Himmel

21 Minuten

Beschreibung

vor 11 Jahren

In dieser eindrucksvollen und tiefgründigen Episode spricht
Bischof Erwin Kräutler über sein Lebenswerk im brasilianischen
Amazonasgebiet, wo er seit über 50 Jahren mit und für die
indigenen Völker lebt und wirkt. Der gebürtige Vorarlberger gibt
bewegende Einblicke in die Errungenschaften der indigenen Rechte
in der brasilianischen Verfassung, aber auch in die anhaltenden
Bedrohungen durch Großprojekte wie den Staudamm Belo Monte,
Umweltzerstörung und politische Rückschritte.


Kräutler schildert eindrücklich, wie sich seine Rolle als
Missionar und später als Bischof gewandelt hat: weg vom kolonial
geprägten Sendungsverständnis hin zu einer Kirche, die gemeinsam
mit den Menschen für deren Würde und Überleben kämpft. Er spricht
über die Bedeutung der Basisgemeinden, über die spirituelle Tiefe
des einfachen Glaubens in Amazonien und über neue Wege, die
Eucharistie und priesterliche Verantwortung in entlegenen
Regionen zu leben.


Ein zentrales Thema ist auch die Befreiungstheologie, die von
vielen in Europa als marxistisch missverstanden wurde – für
Kräutler jedoch ein zutiefst biblischer Weg, Gott an der Seite
der Leidenden und Unterdrückten zu erkennen. Er plädiert für eine
echte Inkulturation, für Dialog auf Augenhöhe mit indigenen
Kulturen, und für eine arme Kirche an der Seite der Armen.


Trotz permanenter Bedrohung und Polizeischutz seit vielen Jahren
hat Kräutler seine innere Freiheit bewahrt. In seinen Worten
spürt man Hoffnung, Kraft und einen festen Glauben an die
Verwirklichung des Evangeliums in einer konkreten Welt. Er träumt
– ganz bewusst – weiter vom Reich Gottes, das in Solidarität,
Gerechtigkeit und Geschwisterlichkeit Gestalt annimmt.





Was wir in dieser Episode lernen:


Rechte indigener Völker in Brasilien:Wie Bischof
Kräutler gemeinsam mit indigenen Vertreter:innen daran gearbeitet
hat, ihre Rechte in die brasilianische Verfassung von 1988 zu
integrieren – und warum diese Errungenschaften heute wieder
gefährdet sind.


Die dunkle Seite des Fortschritts:Welche
verheerenden Folgen Großprojekte wie das Kraftwerk Belo Monte für
indigene Lebensräume, Kulturen und das Ökosystem Amazoniens haben
– und warum technischer Fortschritt ohne soziale Verantwortung
zerstörerisch wirkt.


Kirche an der Seite der Armen:Warum die
lateinamerikanische Kirche eine „Option für die Armen“ lebt, wie
diese Haltung konkret aussieht – und was Papst Franziskus meint,
wenn er eine „arme Kirche für die Armen“ fordert.


Basisgemeinden als Lebensadern der Kirche:Wie
die Kirche am Xingu mit Dutzenden von kleinen, dezentralen
Gemeinden arbeitet, warum diese geistlich, sozial und politisch
aktiv sind – und was europäische Gemeinden daraus lernen können.


Neue Wege der Seelsorge:Welche Lösungen es für
den Priestermangel gibt – und warum Bischof Kräutler sich für
eine Weihe von bewährten, verheirateten Gemeindeleitern
ausspricht.


Befreiungstheologie ist biblisch:Warum
Befreiungstheologie nichts mit Marxismus zu tun hat, sondern mit
einem Gott, der sieht, hört und befreit – und warum diese
Theologie für viele in Europa noch immer fremd ist.


Inkulturation statt Kulturimperialismus:Wie
Evangelisierung gelingen kann, ohne anderen Kulturen die eigene
Sicht aufzuzwingen – und warum der Dialog mit Naturvölkern
genauso wichtig ist wie der mit den Weltreligionen.


Glaubensquelle und Kraft:Wie tägliches Gebet,
Eucharistie und persönliche Überzeugung Bischof Kräutlers
Engagement tragen – und warum Kontemplation für ihn untrennbar
mit Aktion verbunden ist.


Photo Credit: Markus A. Langer

Kommentare (0)

Lade Inhalte...

Abonnenten

15
15