Da draußen ist einer, der mich hört
20 Minuten
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Beschreibung
vor 8 Jahren
In dieser Episode spricht der renommierte Soziologe und
Sozialphilosoph Prof. Dr. Hartmut Rosa über den
tiefgreifenden Wandel unserer Zeitverhältnisse, den
gesellschaftlichen Zwang zur Beschleunigung und die Folgen für
unser individuelles und kollektives Leben. Rosa, Professor für
Allgemeine und Theoretische Soziologie in Jena und Direktor des
Max-Weber-Kollegs in Erfurt, nimmt uns mit auf eine analytische
wie existenzielle Reise zu den zentralen Fragen der Moderne.
Warum haben wir ständig das Gefühl, zu wenig Zeit zu haben –
obwohl wir so viel sparen wie nie zuvor? Rosa entlarvt das als
strukturelles Problem: Unsere Gesellschaft ist auf dynamische
Stabilisierung angewiesen, auf ständiges Wachstum, Innovation und
Beschleunigung – nicht, um besser zu leben, sondern um den Status
quo überhaupt zu halten. Wir laufen nicht auf ein Ziel zu, sagt
Rosa, sondern „vom Abgrund weg“ – eine atemlose Bewegung ohne
Verheißung.
Doch Entschleunigung ist für ihn keine einfache Lösung.
Stattdessen plädiert Rosa für eine andere Form der Weltbeziehung:
Resonanz. Das gute Leben besteht nicht in
Kontrolle oder Machbarkeit, sondern im dialogischen
In-Beziehung-Treten mit Welt, Menschen, Natur, Kunst oder
Religion. Resonanz bedeutet: gehört, gesehen, berührt zu werden –
und zu antworten. In Momenten echter Resonanz erleben wir uns
lebendig, verbunden, wirksam.
Dabei rückt auch das Thema Entfremdung in den
Fokus: ein Zustand, in dem wir zwar scheinbar frei sind, aber
innerlich abgestumpft, nicht mehr berührt, nicht mehr im
Austausch mit der Welt. Die Ursachen sieht Rosa unter anderem in
der Beschleunigung, die uns die Möglichkeit nimmt, uns Dinge,
Menschen und Orte „anzueignen“.
Im Gespräch wird außerdem die Rolle von Religion und religiöser
Erfahrung in der Moderne beleuchtet. Rosa zeigt, dass religiöse
Praktiken – jenseits von Dogma und Glaubensinhalt – oft Orte
intensiver Resonanz sein können. Beten, Musik hören,
Naturerfahrungen – all dies können Formen sein, sich mit einem
„umgreifenden Anderen“ zu verbinden.
Abschließend gewährt Hartmut Rosa persönliche Einblicke in seine
eigenen Resonanzachsen: vom mystischen Schneefall bis zum
Orgelspiel, von Naturbegegnungen bis zum religiösen Erleben in
der protestantischen Kirche – stets getragen von der Überzeugung,
dass am Grund unserer Existenz ein Antwortgeschehen liegt.
Photo Credit: Markus A. Langer
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