Trafostation 20: Erfolg spart nicht!

Trafostation 20: Erfolg spart nicht!

mit Wolf Lotter und Christoph Pause
15 Minuten

Beschreibung

vor 3 Wochen
Der Mensch ist kein ängstlicher Bauer mehr, der sich ums Überleben
sorgt, sondern ein Unternehmer. Darüber sprechen Wolf Lotter und
Christoph Pause in der „Trafostation.“ Wer auf jedes Problem das
Geld anderer kippen will, ist nicht weniger schlimm als der, der
anderen eine Fastenkur verordnet, die er selbst nicht einhält. So
sieht es Wolf Lotter und meint, dass vielleicht schon das Wort im
Kern daneben sei: Sparen. Das altgermanische „spar“ bedeutet so
viel wie etwas unversehrt lassen, schonen und aufschieben. Im
Mittelalter hatte genau das einen guten Grund. In den warmen
Jahreszeiten wurden Ernten eingefahren und Vorräte angelegt, die
für den langen Winter bis zur nächsten Ernte reichen mussten. „In
der alten Hauswirtschaft war Sparen eine unverzichtbare
Angelegenheit, eine ökonomische Notwendigkeit, eine Frage der
Existenzgrundlage“, erklärt der Autor. Wer früher nicht sparte, war
bald tot und vergessen. Und Gesellschaften haben ein kollektives
Gedächtnis, eine vage Erinnerung an das, was ihre Vorfahren
bewegte. Unterbewusst beeinflusst dieses Gedächtnis unser
kulturelles Denken bis heute. Der Mensch der Aufklärung ist laut
Lotter aber kein ängstlicher Bauer mehr, der sich um das tägliche
Überleben sorgt. Der Mensch von heute ist Unternehmer, der gezielt
das einsetzt, was er hat, damit es sich vermehrt. Unternehmen
sparen nicht, Unternehmen investieren. Dabei geht es laut Lotter
nicht nur um Geld und materielle Güter: „Der wirtschaftliche Erfolg
in den vergangenen 250 Jahren ist unbestreitbar der Fähigkeit zum
Investieren in Ideen und Innovationen geschuldet.“ Heute traut man
sich etwas und geht mit geradezu verschwenderischem Talent ans
Werk, stellt der Publizist fest. Übersetzt heiße das, in
Unbekanntes zu investieren, Experimente zu wagen, Risiken auf sich
zu nehmen. Und dabei entdecke man die Ressource Vielfalt. Sparen
werde damit immer mehr zur Investition oder wenigstens zu deren
Vorstufe. Also zu dem, was der Ökonom Thomas Straubhaar
„aufgeschobenen Konsum“ bezeichnet. „Wenn wir uns heute
zurückhalten, dann nur mit dem klaren Ziel, die Mittel dafür zu
konzentrieren, dass wir es richtig krachen lassen können“, betont
Lotter. Liegt der Fokus auf Zukunftsfähigkeit, geht es um Bildung,
um Technik und um Innovation. Das richtige Wort sei dann nicht mehr
sparen oder verschwenden, sondern investieren oder noch besser: ein
Ziel haben. Wer sich ängstlich an das Alte klammert, könne dieses
Ziel jedoch nicht sehen. Es fehlt uns nicht an Geld. Vielmehr fehle
es uns an Perspektiven, an Ideen, Willen und Mut, sagt Lotter.
Etwas vorhaben, sich entscheiden und es durchziehen, das müsse man
wollen. Schon Thomas Straubhaar habe vor Jahren festgestellt, was
unser Problem ist. Demnach seien wir Sicherheitsgenerationen, die
sich zu wenig zutrauen, vor allem zu wenig Kreativität. Das sei
bislang auch gut gegangen, alle Entscheidungen waren irgendwie
okay. Aber das hat sich nun geändert. Das „Lalaland des anything
goes“ ist abgebrannt. Und das sei gut so, meint Lotter: „Wir
brauchen keine Sparfüchse, aber auch keine Populisten, die Geld auf
Probleme werfen, die sie nicht annähernd verstanden haben.“ Was man
heutzutage brauche, seien Leute mit Sachverstand, Menschen mit
Zielen und Ideen. Alles andere könnten wir uns ab sofort sparen.

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