Ich hab Bock

Ich hab Bock

7 Minuten
Podcast
Podcaster
Ich mache Sachen. Leben, Arbeit, Inspiration, halbwegs regelmäßig gesammelt.

Beschreibung

vor 1 Jahr

Ich bin in einer seltsamen Limbo-Phase. Mein Alltag ist noch
stark geprägt von der Elternzeit und einem Job, bei dem sich
nicht viel tut. Am Horizont zeichnet sich schon ein sehr anderer
Tagesablauf ab, mit mehr notwendiger Koordination, mehr
Absprache, sicherlich mit mehr Stress, aber auch mit sehr viel
mehr Spaß an der Arbeit.


Diese Woche habe ich meine Papiere unterzeichnet und darf jetzt
froh verkünden: Ich gehe zum Prototype Fund. Für ein Jahr werde
ich dort die Kommunikation nach außen übernehmen und dabei mit
tollen Leuten zusammenarbeiten, podcasten, twittern, schreiben
und Menschen kennen lernen. Und ich könnte nicht mehr Bock drauf
haben.


Gerade schaue ich mir das Programm der Bits und Bäume Konferenz
an, auf die ich dank des Prototype Funds aufmerksam wurde. Diese
Konferenz findet alle vier Jahre statt und beschäftigt sich mit
allen Themen rund um Digitalisierung und Nachhaltigkeit. Und wenn
ich nur das Programm überfliege, kribbelt schon mein
Congress-Herz. Hier fühle ich mich wohl.


Dabei ist dieser Job – zumindest auf dem Papier – ein weiterer
Schritt weg von meiner Ausbildung. Denn mit Biologie, geschweige
denn Molekularbiologie, hat dieses Feld wirklich nur noch wenig
zu tun. Genau das ist, was mich so freut. Digitale Themen finde
und fand ich schon immer faszinierend, nur habe ich mich dank
nicht-existentem IT-Unterricht und einer 1 in Bio nach dem Abi
halt auf die Biotechnologie und dann Molekularbiologie
eingeschossen. Und versteht mich nicht falsch: ich liebe die
Biologie immer noch. Aber hier leben? Nein danke.


Von meinem neuen Job verspreche ich mir, endlich etwas mit Impact
zu tun. Denn wenn ich ehrlich bin, sind meine Aktivitäten der
Vergangenheit doch ziemlich wirkungsfrei verpufft – trotz
meiner Anstrengungen, was zu reißen. Das schiebe ich mal ganz
frech auf die Begleitumstände in den jeweiligen Institutionen.
Außerdem freue ich mich beim Prototype Fund auf Öffentliches Geld
ohne Öffentlichen Dienst. In meinen vorigen Posts habe ich
ausführlich erläutert, warum mich der Öffentliche Dienst lähmt,
und ich freue mich sehr darauf, nicht mehr einer steifen
Verwaltung zu unterliegen.


Aber ist das noch Punkrock WissKomm? Son bisschen. Klar
kommuniziere ich dann bald nicht mehr die Ergebnisse aktueller
Forschung an Hochschulen – dafür aber die Ergebnisse aktueller
Entwicklungen in digitalen Innovationen. Ich werde weiterhin
damit beschäftigt sein, komplexe Ideen und Projekte verständlich
aufzubereiten und das gesamte Konzept der Förderung von
Prototypen allgemein bekannter zu machen. Und im Geiste werde ich
auch weiterhin der WissKomm verbunden bleiben, ich glaube
weiterhin an ihre Bedeutung für einen aufgeklärten Diskurs und
die Teilhabe aller an den wissenschaftlichen Entwicklungen für
die Zukunft.


Ich zähle die Tage, bis es los geht.


Und sonst so?


War ich neulich im Berliner Zoo. Davor war ich sicherlich 2
Jahrzehnte nicht mehr dort und es hat sich viel getan. Wo früher
mal depressive Großkatzen hinter Gittern auf und ab liefen (und
ab zu durchs Gitter durch urinierten), sind heute schicke Gehege
mit Glaswänden – hinter denen depressive Großkatzen liegen.
Ich bin mir immer noch nicht sicher, was ich von Zoos halten
soll, Die Lobby-Organisation WWF findet Zoos gut, die
Lobby-Organisation PETA findet Zoos doof. Ich bin irgendwo
dazwischen. Und meinem Sohn? Dem hat der Spielplatz am besten
gefallen.


Aus der Forschung


Was würdet Ihr mir eher glauben? Durch Impfskepsis sind immer
noch 22% der Bevölkerung gar nicht geimpft, oder, dank der
Impfkampagne sind schon 78% der Bevölkerung mindestens einmal
geimpft? Bei meiner aufgeklärten Leserschaft gehe ich davon aus,
dass Ihr merkt, dass es sich hier um die gleiche Aussage handelt.
Laut einer neuen Studie allerdings, findet eine Vielzahl der
Menschen die negativ geframete Aussage glaubwürdiger als die
positive.


Results from a survey experiment confirm the presence of a
negativity bias in truth perceptions, but also that effects are
heterogeneous and moderated by, in particular, the recipients’
preexisting opinions.


(Aus: Trusting the Facts: The Role of Framing, News Media as a
(Trusted) Source, and Opinion Resonance for Perceived Truth in
Statistical Statements, Lindgren et al., 18.8.2022, Journalism
and Mass Communication Quarterly)


Framing hat also eine große Wirkung auf die Glaubhaftigkeit von
Aussagen. Einer negativen Aussage wird mehr Glauben geschenkt als
einer positiven, es sei denn, die positive Aussage verstärkt eine
bereits zuvor gefestigte Meinung. Der Negativity Bias ist nicht
neu, doch hat mir diese Studie zu denken gegeben, weil sie
gezielt auf die Wahrnehmung von Fakten in den Medien geblickt
hat. Ich denke gerade als jemand, der häufig Interessen anderer
nach außen darstellt – denn nichts anderes ist die meiste
Kommunikationsarbeit – ist diese Information relevant. Wenn
wir nur die Vorzüge von Technologien oder Wissenschaft in
blumigen Worten beschreiben, können wir zu einem allgemeinen
Misstrauen beitragen. Ich bezeichne das als PR-Phobie:
Influencer-Marketing, Sponsored Posts und Advertorials verwischen
die Grenzen zwischen Fakt und Werbung. Und in Ermangelung eines
guten Markers für Vertrauen werden wir kritisch gegenüber
überschwänglich positiven Nachrichten, denn die kommen oft genug
von einer Werbeagentur und nicht von einer Journalistin. Das ist
dann natürlich bitter für wahre Geschichten, die tatsächlich
positiv sind, denn die haben es möglicherweise schwerer. Für
meine Arbeit lerne ich daraus, ein ehrliches, realistisches Bild
mit Licht und Schatten zu zeichnen, anstatt jede ansatzweise
negative Sichtweise unter den Teppich zu kehren.


TV Tipps mit Joram


Gestern habe ich noch die erste Folge der neuen Staffel Maithink
X gesehen. Mai hat sich gefragt, was wäre, wenn die Homöopathie
doch recht hat. Herausgekommen ist ein unterhaltsam neuer
Blickwinkel auf das zu genüge zerpflückte Thema Homöopathie. Was
passiert eigentlich mit dem Abwasser mit Gedächtnis, das bei der
Verdünnung übrig bleibt? Wenn nur nicht die Gags wären... leider
gefällt mir der Humor des Autor:innenteams überhaupt nicht. Wenn
man den Humor-Cringe aushält, gibt es dafür eine spannende Folge
und viel homöopathischen Eistee.


Kochen mit Joram


Ich habe es endlich geschafft, einen gebratenen Reis zu machen,
der nicht anbäckt und auch noch gut schmeckt. Und weil ich hier
machen kann, was ich will, schreibe ich jetzt das Rezept auf. Ich
habe 1 Knolle Knoblauch geschält, gehackt und in Öl bei mittlerer
Hitze vorsichtig goldbraun gebraten. Dann habe ich den Knoblauch
in ein Sieb gegeben und abtropfen lassen. Währenddessen habe ich
in der gleichen Pfanne – ich habe leider keinen
Wok – reichlich Butter geschmolzen und 4 Eier darin
verrührt und stocken lassen. Dann habe ich kalten Reis vom Vortag
und in Ringe geschnittene Frühlingszwiebeln zugegeben und
angebraten. Als die Zwiebeln weich waren, habe ich den Knoblauch
und dunkle Sojasauce untergerührt. Fertig. Macht 4 Personen satt
und mich sehr glücklich.


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ich teilen wollte.


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