404-Wer hat recht?-Buddhismus im Alltag
6 Minuten
Beschreibung
vor 3 Jahren
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In einem buddhistischen Tempel stritten sich vor
langer Zeit zwei Mönche um den Inhalt eines heiligen
Textes. Jeder wollte recht haben, seine eigene Ansicht erschien
ihm nur logisch, die Meinung des Mönchs-Bruders als falsch.
Den ganzen Tag lang gingen die Worte hin und
her, mal in sachlicher Form, gelegentlich auch abschätzend, in
der Sache bewegte sich aber nichts, jeder Mönch wollte recht
behalten, sich durchsetzen, keinesfalls nachgeben.
Die anderen Brüdern im Kloster wurden durch die Streiterei immer
mehr belastet, die Kontrahenten waren unversöhnlich, jeder berief
sich auf eine andere Passage im Text, die nach seiner Meinung
seinen Standpunkt "klar beweisen"
würde. Als der Unfriede den ganzen Nachmittag kein Ende
nahm, sagte ein Mönch: "Ich habe jetzt genug von eurem Gezänk,
geht und fragt den Meister, unser Abt ist bekannt für seine
Weisheit, er wird einen Richterspruch treffen, und nach diesem
Wort sollt ihr dann auch endlich Frieden halten"!
Der erste Streithahn lief in die Klause des
Meisters und sagte: "Ehrwürdiger Abt, ich streite mich schon den
ganzen Tag mit meinem Bruder, es geht um eine Stelle in einem
gesegneten Buch, darf ich Euch die Stelle, und meinen Standpunkt
dazu, vortragen"? "Ja, selbstverständlich", antwortete der
Klosterleiter.
Der Mönch legte alles dar, sparte nicht an kleinen Bosheiten
gegenüber seinem Tempelbruder, erklärte aber
auch dessen Version zur fraglichen Passage.
Der Abt antwortete kurz und knapp: "Ja, Du bist
im Recht". Der Mönch ging triumphierend zurück und
erklärte jedem Klosterbruder die Entscheidung, er
habe recht, der andere Mönch sei im Unrecht.
Dies wollte der unterlegene Mönch nicht klaglos
akzeptieren, auch er machte sich in das Zimmer des Abtes auf und
beschwerte sich: "Meister, wie kann das sein,
ich berufe mich auf die Worte eines anderen bedeutenden Lehrers,
warum soll ich da im Unrecht sein"?
Der Abt schaute nur kurz den Mönch an und antwortete wieder
knapp: "Ja, Du bist im Recht".
Der zweite Mönch ging zurück, berichtete seinem
Widersacher die Aussage des Abtes. Die Streiterei begann so, wie
sie geendet hatte; die Positionen hatten sich
sogar noch verhärtet, beide beriefen sich jetzt auch noch auf den
Abt.
Nun hatte der Mönch, der die beiden zum Abt
geschickt hatte, wirklich genug, er suchte den
Klostervorsteher selbst auf um die unliebsame
Sache endlich zu einem guten Abschluss zu bringen, wieder Ruhe im
Hause zu haben.
"Grosser Meister", sagte er, "warum gibst du
beiden Mönchen Recht, es kann
doch nur einer im Recht sein"?
Der weiße Abt schaute auch den
dritten Mönch nur kurz an, und antwortete wieder
knapp: "Ja, da bist Du im Recht".
Nur Kleingeister wollen immer Recht haben
– Ludwig XIV– Französischer König (1638 –
1715)
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