Stellenwert epidemiologischer, klinischer und labordiagnostischer Parameter bei der Diagnose importierter Helminthiasen

Stellenwert epidemiologischer, klinischer und labordiagnostischer Parameter bei der Diagnose importierter Helminthiasen

Beschreibung

vor 10 Jahren
In der vorliegenden Arbeit wurden insgesamt 497 Patienten mit
mikroskopisch gesicherten Helminthiasen hinsichtlich
epidemiologischer und klinischer Daten sowie auf indirekte
Laborparameter (Eosinophilie und Gesamt-IgE-Erhöhung) und die
Resultate immundiagnostischer Verfahren untersucht. Hierbei wurden
die Ergebnisse von 329 Reiserückkehrern und 168 Migranten mit
jeweils 8 Diagnosen (Ankylostomiasis, Askariasis, Fasziolose,
Filariose, Schistosomiasis, Trichinose, Trichuriasis,
Mischinfektionen) miteinander verglichen. Für die Evaluation der
immundiagnostischen Verfahren wurden vorhandene Seren mit 9
Antigenen (Schistosoma mansoni, Onchocerca volvulus, Dirofilaria
imitis, Trichinella spiralis, Fasciola hepatica, Toxocara canis,
Strongyloides ratti, Ascaris lumbricoides, Ascaris suum) getestet.
Vorbestehende Ergebnisse aus der Routinediagnostik wurden mit
einbezogen. Als Kontrollen dienten die Seren von 80 gesunden
Personen ohne Hinweise auf eine Wurmerkrankung in der Vorgeschichte
und ohne einen vorherigen Aufenthalt in den Tropen oder Subtropen.
Die epidemiologischen Daten zeigen eine eindeutige Zuordnung von
Schistosomiasis und Filariosen auf den afrikanischen Kontinent,
während die Geohelminthiasen (Erkrankungen durch Helminthen, deren
präadulte Stadien sich im Erdboden entwickeln und die eine reise-
bzw. migationsmedizinisch wichtige Bedeutung haben) von den
Reiserückkehrern vorwiegend in Asien, vorzugsweise in Südostasien,
akquiriert wurden. Die Migranten stammten hauptanteilig aus Afrika,
es waren dennoch alle wesentlichen tropischen und subtropischen
Gebiete vertreten. Die Auswertung der klinischen Symptomatik zeigte
ein klares Erscheinungsbild der Filariosen mit Hauterscheinungen
und Juckreiz sowie die überdurchschnittlich häufige Angabe von
Harnwegsbeschwerden bei Infektionen mit Schistosoma haematobium.
Bei allen Geohelminthosen und Infektionen mit Schistosoma mansoni
herrschte bei den Reiserückkehrern eine gastrointestinale
Symptomatik vor, während die Migranten insgesamt mehr unspezifische
Beschwerden aufwiesen. Circa ein Drittel der Patienten war
asymptomatisch. Die Sensitivität der Eosinophilie als indirekter
Parameter lag in dieser Arbeit für Wurmerkrankungen im Allgemeinen
bei 45%, variierte aber von Diagnose zu Diagnose erheblich, wobei
kein signifikanter Unterschied zwischen Reiserückkehrern und
Migranten zu finden war. Eine Hypereosinophilie fand sich
überdurchschnittlich häufig bei Migranten mit Filariose und bei
Reiserückkehrern mit Strongyloidiasis; die Patienten mit Askariasis
und Trichuriasis zeigten dagegen kaum Abweichungen von der
Kontrollgruppe. Eine Gesamt-IgE-Erhöhung fand sich insgesamt bei
43% der Patienten, wobei es einen signifikanten Unterschied
zwischen Reiserückkehrern (25%) und Migranten (75%) gab. Besonders
hohe IgE-Serumspiegel konnten bei Migranten mit Schistosomiasis,
Strongyloidiasis und Ankylostomiasis gefunden werden. Davon
abweichend waren allerdings die Resultate von Reiserückkehrern mit
Mischinfektionen. Bei diesen Patienten konnte eine unerwartet
häufige Gesamt-IgE-Erhöhung verzeichnet werden (75%). Die
serologischen Untersuchungen zeigten zumeist eine gute
Sensitivität, aber erhebliche Kreuzreaktionen mit verwandten und
nicht verwandten Wurmarten, sodass eine Differenzierung nur für die
Schistosomiasis und die Filariosen valide gewährleistet ist. Der im
Rahmen dieser Arbeit entwickelte Ascaris suum-ELISA, ergab eine
Sensitivität von 60% und eine Spezifität von 90% und hat in der
Routinediagnostik eine gewisse Berechtigung, da der Ascaris
lumbricoides-ELISA inakzeptable Ergebnisse erbrachte.
Zusammengefasst stellt die Eosinophilie einen wichtigen
hinweisenden Parameter auf eine Wurminfektion dar, ist aber keine
ausreichende Screeningmethode bei Rückkehr aus Endemiegebieten. Die
serologischen Untersuchungen ergaben eine sinnvolle diagnostische
Ergänzung bei der Schistosomiasis und den Filariosen. Eine
Differenzierung der Geohelminthosen ist weiterhin nur durch direkte
Nachweismethoden, wie z. B. dem Ei- bzw. Larvennachweis im Stuhl
oder in einem Körpergewebe, verlässlich möglich.

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