Schilddrüsenparameter und Cholesterol-Werte bei Hunden mit Verhaltensproblemen und Verhaltensstörungen

Schilddrüsenparameter und Cholesterol-Werte bei Hunden mit Verhaltensproblemen und Verhaltensstörungen

Beschreibung

vor 13 Jahren
Ziel dieser Studie war es, die Zusammenhänge zwischen
Schilddrüsenparametern und Verhaltensproblemen oder
Verhaltensstörungen bei Hunden zu untersuchen. Von Ende Juni 2008
bis Anfang Juli 2009 wurden 216 Hunde-Serumproben von 23
kooperierenden verhaltenstherapeutisch tätigen Tierärzte/innen
deutschlandweit eingesandt und am Lehrstuhl für Tierschutz,
Verhaltenskunde, Tierhygiene und Tierhaltung des
Veterinärwissenschaftlichen Departments der Tierärztlichen Fakultät
München (Ludwig-Maximilians-Universität) analysiert. Es wurden die
Parameter T4, fT4, T3, fT3, TSH und Cholesterol ausgewertet. Neben
den Verhaltensproblemen und Verhaltensstörungen wurden Daten zu
Rasse, Größe, Alter, Geschlecht, Kastration, Zyklusstand,
Jahreszeit, Impfstatus, Erkrankungen, Medikation mit Bezug auf die
Schilddrüsenparameter und den Cholesterol-Wert ausgewertet. Das
Problemverhalten und die Verhaltensstörungen wurden für die
Analysen kategorisiert. Da jeder Hund mehrere Verhaltensprobleme
und/oder Verhaltensstörungen aufweisen kann, konnten sie in
mehreren Verhaltenskategorien vertreten sein. Da bislang keine
gesicherten Daten zu Hunden ohne Verhaltensproblemen und/oder
Verhaltensstörungen mit Bezug auf die Schilddrüsenparameter und
Cholesterol-Werte vorliegen, wurden die Hunde ohne das jeweilige
Verhaltensproblem und/oder die Verhaltensstörung als Referenzgruppe
verwendet. Die Beurteilung der Schilddrüsenparameter und des
Cholesterol-Wertes erfolgte anhand von vorhandenen Referenzwerten.
Dabei wurden die Schilddrüsenparameter T4, fT4, T3, fT3, und TSH
ebenfalls mittels Chemilumineszenzimmunoassay und die
Cholesterol-Werte mittels klinisch-chemischem Verfahren analysiert.
Die durchschnittlichen Parameter aller analysierten Proben lagen
für die Schilddrüsenparameter mit Ausnahme von fT4 im unteren
Bereich der Referenzwerte. Im Vergleich der Rassen (FCI Gruppen)
zeigten sich keine signifikanten Unterschiede bei den T4-, fT4-,
T3-, fT3- und TSH-Werten. In Bezug auf die Größe konnten
signifikant höhere T4-, fT4-, T3-Werte bei kleinen Rassen ermittelt
werden. Der Unterschied beim fT3-Wert war nicht signifikant, zeigte
aber dieselbe Tendenz. Beim Alter zeigten sich signifikante
Unterschiede beim T3- und TSH-Wert. Der T3-Wert war in der
Altersgruppe ≤ 12 Monate höher als der Wert in der Altersgruppe 13
Monate bis 8 Jahre. Der TSH-Wert stieg mit höherem Alter in allen
Altersgruppen signifikant an, welches im Einklang mit den in der
Literatur beschriebenen Veränderungen steht. Der Vergleich der
Schilddrüsenparameter und des Cholesterol-Wertes in Bezug auf das
Geschlecht ergab höhere fT4-, und Cholesterol-Werte sowie einen
niedrigeren TSH-Wert bei Hündinnen. Bei kastrierten Hündinnen
zeigten sich signifikant niedrigere T4- und T3-Werte im Vergleich
zu den unkastrierten. Die verschiedenen Zyklusstände der Hündinnen
ergaben keine Unterschiede. Des Weiteren wurden die Auswirkungen
der jahreszeitlichen Bedingungen untersucht. Im Verlauf des 2., 3.
und 4. Quartals zeigten sich ansteigende T3-Werte. Der TSH-Wert
hingegen war im 1. Quartal höher als im 4. Quartal. Weiterhin
hatten die Tiere, die in den letzten 3 Monaten geimpft wurden,
einen signifikant höheren T4-Wert als die Hunde, die nicht, oder
vor über 3 Monaten, ihre Impfung bekamen. Unterschiede zwischen den
Parametern in Bezug auf die Erkrankungen konnten nicht festgestellt
werden. Jedoch wurden bei Hunden mit Medikamentengaben innerhalb
der letzten 3 Monate (außer Wurmkuren) signifikant höhere TSH-Werte
festgestellt. Der Vergleich der verschiedenen Verhaltensprobleme
und Verhaltensstörungen in Bezug auf die einzelnen
Schilddrüsenparameter und das Cholesterol ergaben folgende
Ergebnisse: Hunde der Verhaltenskategorie Angst und aggressives
Verhalten wiesen signifikant niedrigere fT3- und Cholesterol-Werte
auf als die Referenzgruppe. Hunde mit Angst vor Artgenossen
hingegen hatten signifikant höhere T4-Werte als die Referenzgruppe.
Diese Tendenz war ebenso bei den Hunden mit Trennungsangst
ersichtlich, jedoch nicht signifikant. Hunde mit Trennungsangst
hingegen wiesen einen signifikant niedrigeren TSH-Wert auf als die
Referenzgruppe. Bei Hunden mit emotionalen Störungen /
Gehirnfunktionsstörungen konnten signifikant niedrigere T3-Werte
ermittelt werden. Im Gegensatz dazu wurde bei Hunden mit kognitiver
Dysfunktion ein signifikant höherer fT3-Wert ermittelt. Die
Schilddrüsenparameter T4, fT4 und T3 waren ebenfalls erhöht, jedoch
nicht signifikant. Der Vergleich der Hunde in der
Verhaltenskategorie Deprivation / mangelnde Sozialisation gegenüber
der Referenzgruppe ergab keine signifikanten Unterschiede. Ein
weiterführender Vergleich ausschließlich der Hunde mit Deprivation
/ mangelnder Sozialisation sowohl in Bezug auf Aggression als auch
auf Angst ergab keine Unterschiede. Bei allen Analysen ist
auffällig, dass die T4- und T3-Werte im unteren Drittel des
Referenzbereiches lagen, der fT3-Wert sogar immer darunter. Der
Vergleich zu einer Gruppe verhaltensunauffälliger Hunde könnte
weiteren Aufschluss darüber geben, ob diese Veränderungen im
direkten Zusammenhang mit den Verhaltensproblemen stehen, anderen
Einflüssen wie Alter, Größe, usw. unterliegen oder die
Referenzbereiche neu überdacht und rassespezifische Werte etabliert
werden sollten. Die Ergebnisse zeigen, dass Verhaltensprobleme und
Verhaltensstörungen beim Hund einen Bezug zu niedrigen
Schilddrüsenparametern aufweisen. Außerdem konnten verschiedene
Schilddrüsenparameter ermittelt werden, die bei einzelnen
Verhaltensproblemen und Verhaltenstörungen verändert waren. Obwohl
sich signifikante Unterschiede bei einzelnen Parametern ergeben
haben, kann nicht bei einem einzelnen Individuum aufgrund
veränderter Schilddrüsenparameter auf ein bestimmtes
Verhaltensproblem bzw. eine Verhaltensstörung geschlossen werden,
da die meisten Schilddrüsenwerte im unteren Referenzbereich lagen.
Erniedrigte Schilddrüsenparameter können durch eine Vielzahl
anderer Einflüsse bedingt sein.

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