Osmolarität des Tränenfilms bei Augengesunden und Patienten mit Trockenem Auge

Osmolarität des Tränenfilms bei Augengesunden und Patienten mit Trockenem Auge

Beschreibung

vor 12 Jahren
Das Trockene Auge ist typischerweise mit einem hyperosmolaren
Tränenfilm assoziiert. Dementsprechend stellt die Messung der
Tränenfilmosmolarität ein wichtiges Kriterium in der Diagnostik des
Trockenen Auges dar. Von manchen Autoren wird sie sogar als
Goldstandard diskutiert. Bis vor kurzem konnte die Osmolariät des
Tränenfilms nur durch komplexe Laborverfahren wie
Gefrierpunktserniedrigung oder Dampfdrucktechnik gemessen werden.
Wir hatten die Möglichkeit ein tragbares, einfach zu bedienendes
Osmometer (Tearlabtm, Fa. Ocusense) kurz nach der Markteinführung
zu testen. Wir untersuchten 200 augengesunde Probanden und
Patienten mit trockenem Auge. Anhand der subjektiven Beschwerden
(Ocular Surface Disease Index-Fragebogen), der Tränenfilmstabilität
(Tränenfilmaufreißzeit), der Oberflächenanfärbung, der
Tränenproduktion (Schirmertest) und dem Vorhandensein einer
Blepharitis wurden die Studienteilnehmer in eine Siccagruppe
(n=129) und eine Kontrollgruppe (n=71) eingeteilt. Die Messung der
Tränenfilmosmolarität erfolgte mit dem TearlabTM-Osmometer am
schlechteren oder – bei seitengleichem Befund - am linken Auge. Die
Tränenfilmosmolarität betrug bei Patienten mit Trockenem Auge 308,9
± 14,0 mOsml/L, in der Kontrollgruppe 307,1 ± 11,3 mOsml/L. Somit
konnten wir anhand der Osmolaritätsdaten nicht zwischen
Siccapatienten und augengesunden Probanden unterscheiden. Zudem
korrelierte die Osmolaritätsmessung nicht mit den subjektiven
Beschwerden der Patienten und den objektiven Zeichen des Trockenen
Auges, evaluiert mit etablierten klinischen Tests. Die erhobenen
Tränenfilmosmolaritäten korrelierten allerdings eindeutig mit dem
Schweregrad des Trockenen Auges. Seit der Beendigung unserer
Messungen sind einige Studien zur Tearlab-Osmometrie publiziert
worden. Sie demonstrieren die Relevanz der Tränenfilmosmolarität
als Einzeltest, zeigen jedoch meist nur beim moderaten bis schweren
Trockenen Auge sinnvolle Ergebnisse. Einige Autoren konnten- wie
wir - in einem inhomogenen, aber klinisch typischen Patientengut
die Tränenfilmosmolarität nicht zur Diskriminierung der Gruppen
nutzen. Viele Faktoren scheinen die Zuverlässigkeit der Messungen
zu beeinflussen wie Umweltfaktoren, Reflextränen, und eine
Augentropfentherapie vor der Messung. Die Testtrennwerte werden
nach wie vor diskutiert und wurden vom Hersteller zwischenzeitlich
von 316mOsm/L auf 312 mOsm/L gesenkt. Auch ist mittlerweile klar,
dass aufgrund der interindividuellen Variabilität und des
Messrauschens mehrere Messungen an beiden Augen für ein
zuverlässiges Ergebnis notwendig sind. Leider haben sich somit die
Hoffnungen auf einen einfachen, spezifischen und sensiblen
Einzeltest in der Diagnostik des Trockenen Auges nicht erfüllt. Die
Diagnosestellung bei Trockenem Auge bleibt daher komplex und ist
nur nach spezifischer Anamnese in Kombination mit mehreren
klinischen Testen zu stellen. Es bleibt zu eruieren, ob Patienten
mit stark erhöhter Tränenfilmosmolarität eine Subgruppe im
Krankheitsspektrum des Trockenen Auges, z.B. mit erhöhter
entzündlicher Aktivität darstellen.

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