Risiko und Sehnsucht in einem: Unsere Lebendigkeit.

Risiko und Sehnsucht in einem: Unsere Lebendigkeit.

53 Minuten

Beschreibung

vor 2 Jahren
Die Einsicht, welche für uns am intensivsten und wesentlichsten
war, entstand als unsere Podcast-Aufnahme bereits zu Ende war. Im
Nachgespräch kamen plötzlich einige Erfahrungen, die uns aufgrund
eigener Erlebnisse zeigten, dass das Risiko in einer wahrhaftigen
Begegnung Lebendigkeit ist. Dass gerade an einem Punkt, der
scheinbar so kritisch und konflikthaft ist, Lebendigkeit aktiv
wird. Wie sich damit das Miteinander plötzlich wandelt. Wie es an
Klarheit, Intensität und Kraft gewinnt. Erstaunlicherweise machten
wir diese Erkenntnis beide in einem sehr ähnlichen Kontext. Für uns
war es jeweils ein junges Mädchen, was uns mit einer Wahrnehmung
konfrontierte, die uns zu Aufrichtigkeit aufforderte. Hier ging es
um ein Eingeständnis, was durchaus brisant war. Die Lebendigkeit,
welche daraufhin wuchs, zeigte sich sowohl im Miteinander und vor
allem in uns selbst. Plötzlich öffneten sich innere Räume, die uns
neue Qualitäten schenken. Oftmals vermeiden wir diese Form der
Lebendigkeit, da es uns zu gefährlich erscheint. Gleichzeitig ist
die Lebendigkeit in uns selbst sowie in unseren Begegnungen die
größte Sehnsucht. Angesichts dessen wird deutlich, dass
Authentizität, Berührbarkeit und Wahrhaftigkeit wichtige Übergänge
ins lebendige MitEinAnder sind. Wir kamen nicht einfach so zur
großen Klarheit dieser Erkenntnis. Vorab sprachen wir über falsch
verstandene Meditation und Stille. Mit etwas Abstand erkennen wir,
dass viele Ideen und Methoden des spirituellen Weges zu Um- und
Abwegen werden können. Wie bei allem ist auch hier das BewusstSein
entscheidend. Dass ich mir bewusst bin, was gerade in mir ist und
was ich gerade tue. Unbewusst verwirklichte Meditation kann eine
Fortführung von Konditionierungen und Traumastrukturen sein. So
wird es beispielsweise zur Reaktivierung von inneren Begrenzungen,
die bereits in der Kindheit entstanden: "Sei nicht so laut.
Verhalte dich ruhig. Sei endlich still." Hier gibt es frappierende
Parallelen zur Meditation. An sich gute Ideen werden schnell zu
neuen Werkzeugen der Selbstunterdrückung und Selbstbestrafung
werden. Viele Menschen sind sich dieser Dynamiken nicht bewusst. Es
klingt doch so gut. Es scheint doch so, als ob ich hiermit wirklich
zur Ruhe komme. Doch wenn es innerlich tobt und ich mich diesem
Toben entziehen will, ist Meditation kein guter Weg. Stattdessen
geht es darum mit der Lebendigkeit meines gesamten Wesens in
Kontakt zu sein. Mich bewusst dafür zu entscheiden, dass ich als
ganzer Mensch lebe und erlebe. Unsere Gesellschaft ist in ihren
sozialen Ritualen vielfach auf die Begrenzung der ursprünglichen
Lebendigkeit ausgerichtet. Nur weil Form und Inhalt beim Meditieren
etwas anders sind, kann die kollektive Konditionierung nach wie vor
dieselbe sein. Ob ich beim Schweigeretreat, auf Arbeit, im Verein
oder beim Familienfest bin – wie oft passe ich mich ans momentane
Geschehen an? Wie oft nehme ich mich zurück? Wie oft unterdrücke
ich das, was gerade in mir ist, was mir Angst macht und mir somit
in diesem Moment falsch erscheint? Doch mit Anpassung,
Rücksichtnahme und Unterdrückung lebe ich nicht, was ich wirklich
bin. Nicht mal ansatzweise … Momentan ist das noch unsere
kollektive Realität. Eine Realität, die genau so sein soll, wie sie
gerade ist. Denn in Wahrheit, wissen wir es nicht. Wir sehen nur,
was geschieht. Gleichzeitig gibt es immer wieder Momente, wo nach
Intensität und Lebendigkeit die natürliche Stille einsetzt – im
Innern wird es ganz ruhig und ganz weit, einfach so. Dies ist der
Übergang von einem schöpferischen Prozess zum nächsten. Eine
bisherige Erfahrung und Lebensetappe endet, damit das Neue
entsteht. Dies ist die Brücke von Tod und Neugeburt. Eine Brücke,
die jeder von uns immer wieder nimmt. Je bewusster ich diese
Brücken überquere, desto erfüllter, verbundener und freier lebe
ich. Das Leben der permanenten Übergänge ist ein ebenso
faszinierender wie herausfordernder Weg …

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