Episode #73: Hängen bei dir auch 40% ungenutzt im Schrank?

Episode #73: Hängen bei dir auch 40% ungenutzt im Schrank?

Schätz mal, wie viele Kleidungsstücke in Deutschlands Schränken ungenutzt bleiben? Laut einer repräsentativen Studie von Greenpeace aus dem Jahr 2015 sind es 2 Milliarden. 1 Milliarde davon sind komplett ungetragen und die andere Milliarde weniger...
12 Minuten

Beschreibung

vor 4 Jahren

Schätz mal, wie viele Kleidungsstücke in Deutschlands Schränken
ungenutzt bleiben? Laut einer repräsentativen Studie von
Greenpeace aus dem Jahr 2015 sind es 2 Milliarden. 1 Milliarde
davon sind komplett ungetragen und die andere Milliarde weniger
als alle 3 Monate im Einsatz.
Leute, das bedeutet, dass knapp 40% aller Kleidung in
Deutschland nur für den Schrank produziert und gekauft wurde.

Was ist das für ein schiefes Bild, das sich hier zeigt? Das kann
doch keiner von uns wollen!


Und ich gehe mal ganz stark davon aus, dass es in der Schweiz und
Österreich, sowie anderen Erste-Welt-Ländern nicht viel anders
aussieht.


Kein Wunder also, dass bei der Kleiderschrank-Challenge
säckeweise Kleidung, Schuhe und Co. aussortiert wurden.


Ich stelle mir das Ganze gerade vor wie ein Jongleur, der alle
Bälle in der Luft halten muss. Wir zusammen sind der Jongleur und
unsere Kleider sind die Bälle. Wenn wir etwas wegwerfen, dann
fällt ein Ball herunter. Wenn wir etwas kaufen, dann kommt ein
Ball hinzu. Wir jonglieren momentan sehr unkoordiniert und lassen
viel fallen, weil wir uns keine Gedanken darüber machen, welche
Bälle wir neu mit ins Spiel bringen und wie wir sie lange im
Spiel behalten. Das Ziel ist also, mit dem was jetzt da ist
gekonnt zu jonglieren. Sprich, die Kleider in einem Kreislauf zu
halten.
Mit 2 Milliarden ungenutzter Kleider liegt ein riesiges
textiles Potenzial brach.

Kann das Kleid, das wir einmal im Jahr tragen, nicht zwischendrin
auch von jemand anders getragen werden? Kleidersharing quasi?


Wie schaffen wir das? Indem wir das, was unnötig im Schrank
liegt, verkaufen, tauschen, verschenken, reparieren, abändern,
upcyceln. Die Sachen sollen in Hände gelangen, die sie benutzen.
Dadurch sinkt der Bedarf an neuen Kleidern. Anstatt 3
verschlissene T-Shirts ins Recycling zu geben, wo mit viel
Aufwand Putzlappen und Co. daraus gefertigt werden, kannst du
einfach selbst Putzlappen aus den T-Shirts machen und sie
verwenden.
Ich nehme uns Frauen hier besonders in die Pflicht, weil wir im
Schnitt deutlich mehr Kleidung besitzen als Männer.

Ich zitiere aus der Greenpeace Studie:


“Der Großteil der Kleidung besteht aus kurz- sowie langärmligen
Oberteilen. Die meisten Leute (43 Prozent) geben an, 50 bis 100
Teile im Kleiderschrank zu haben. Immerhin ein Drittel hat aber
100 bis über 300 Teile im Schrank – deutlich mehr also. Frauen
besitzen im Durchschnitt mit 118 Kleidungsstücken deutlich mehr
als Männer (73 Teile). Insgesamt beeinflussen Geschlecht,
Einkommen, Bildung und Herkunft stark die Kleidermengen im
Schrank: So besitzen Frauen aus dem Westen Deutschlands am
meisten Kleidung. Mehr Bildung und Einkommen führt auch zu
deutlich mehr Kleidung.”
“Der schnell wechselnde Geschmack spielt beim Aussortieren von
noch tragbarer Kleidung eine entscheidende Rolle:

Zwei von drei trennen sich von heilen Kleidungsstücken, weil sie
sie nicht mehr mögen, 40 Prozent wenn sie nicht mehr der Mode
oder dem eigenen Stil
Entsprechen.” Hier wird offensichtlich, wie trendgesteuert unsere
Welt doch ist. Je besser du weißt, was du willst und brauchst,
desto weniger verfällst du sinnlos irgendwelchen Trends.
“Vor allem Schuhe werden mehr und mehr zur Wegwerfware: Etwa
jeder Achte trägt seine Schuhe weniger als ein Jahr.”

“Die Reparatur von Kleidung/ Schuhen ist zwar der am meisten
praktizierte Beitrag zu mehr Nachhaltigkeit. Allerdings ist auch
der nicht weit verbreitet: Nur jeder Siebte hat in der jüngeren
Vergangenheit Kleidung reparieren lassen, etwa die Hälfte hat
überhaupt noch nie Kleidung zur Reparatur gebracht.”


Ich gehe mal davon aus, dass du eine Nähmaschine hast, wenn du
den Näh deinen Stil Podcast hörst. Wenn es dir geht wie mir, dann
reparierst du vermutlich nicht besonders gerne Kleidung, sondern
nähst lieber Neue. Auch, wenn ich mich erst überwinden muss,
etwas zu reparieren, freue ich mich anschließend umso mehr, wenn
das Teil wieder im Einsatz ist.


Ich weiß nur noch nicht, wie ich es mit den Socken halten soll.
Die sind so zur Wegwerfware geworden. Schnell im 5-er oder 10-er
Pack gekauft, schnell durchgelaufen, schnell weggeworfen. Und
wieder schnell neu gekauft. Hier muss ich echt mal testen, ob
sich teurere Socken länger halten und besser stopfen lassen.
Nicht, dass ich Lust darauf hätte, aber wenn ich sehe, wie viele
Socken in unserem Haushalt verbraucht werden… sehe ich da doch
ein großes textiles Einsparpotenzial.


Greenpeace fordert:


von den Konsumenten: Kleidung darf nicht zum Wegwerf-Artikel
verkommen wie Plastiktüten oder Einweggeschirr. Neu gekauft
werden sollte nur, was man wirklich braucht und auch lange trägt.
Denn die Produktion von Kleidung verbraucht viel Wasser. Zum
Färben, Drucken und Waschen von Textilien werden Hunderte
gefährliche Chemikalien eingesetzt. Deshalb ist es Zeit, nicht
mehr nur „Verbraucher“ zu sein, nicht weiterhin Dinge zu kaufen,
um sie nach kurzer Zeit wegzuwerfen. Kleidung sollte wieder
geschätzt, gepflegt und repariert werden.



von den Textilfirmen: Firmen sollten sauber produzieren und
Konsumenten langlebige Kleidung anbieten, inklusive Garantien
etwa auf Verschleißteile wie Reißverschlüsse. Gefragt ist mehr
Qualität statt Quantität. Darüber hinaus sollte recyclingfähiges
Design in Zukunft verpflichtend sein.



von der Politik: Gesetzlich verpflichtende Sozial- und
Umweltstandards bei der Textilproduktion.



Man kann natürlich viel auf die Politik und die Konzerne
schieben, aber letztendlich haben wir es als Konsumenten selbst
in der Hand, was produziert wird. Wenn plötzlich 30% weniger
Billigkleidung gekauft wird, müssen die Konzerne umdenken. Wenn
wir reparierbare Schuhe nachfragen, wird es Firmen geben, die das
anbieten.
Aber wir müssen alle mitmachen und uns selbst hinterfragen.
Brauche ich das wirklich?

Ich möchte, dass wir Frauen es anpacken, weil wir die häufigsten
Kaufentscheidungen treffen, weil wir durchschnittlich den
vollsten Kleiderschrank haben mit den meisten ungenutzten Sachen.


Was wenn dieses Jahr alle Frauen in Deutschland auf ein neues
Paar Schuhe verzichten, und stattdessen ein vorhandenes Paar
reparieren lassen oder Second Hand kaufen? Wenn überhaupt? Bei 42
Millionen Frauen/Mädchen kämen wir damit auf 42 Millionen weniger
neu gekaufter Schuhe.


Was, wenn wir kollektiv kommenden Monat keine neue Kleidung
kaufen würden? Das würde die Konzerne und die Politik ganz schön
aufrütteln.


Was, wenn wir statt Putzlappen zu kaufen, einfach aus
verschlissenen T-Shirts selber welche nähen? Es sind ja
offensichtlich genügend Textilien in deutschen Haushalten
gelagert, um das umzusetzen.


Was, wenn wir dieses Jahr 3 Paar Socken stopfen und weitertragen,
anstatt sie in den Müll zu werfen? Das wären 126 Millionen
weniger neu gekaufte Paar Socken! Wäre das wirklich so aufwändig?
Einfach mal vor der Glotze nebenbei ein Paar Socken zu stopfen?


Was, wenn wir dieses Jahr 3 m Stoff weniger kaufen als sonst und
uns stattdessen mehr Upcycling-Projekte vornehmen?


Was wenn wir genauer wüssten, welche Kleidung uns steht? Um dann
mit einer ausgewählten, gut kombinierbaren Garderobe zu arbeiten?


Es ist auch eine Frage des Stils nicht zu verschwenden.


Liebe Grüße


Elke



--


Wenn dir diese Episode des Näh deinen Stil Podcasts gefallen
hat, würde ich mich sehr über eine positive Bewertung
freuen. 


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