Geld und Charakter

Geld und Charakter

Zweimal erlebten die Menschen in Deutschland, wie ihr Geld sich in Luft auslöste. Doch auch in stabilen Zeiten gilt: Wenn wir glauben, alles sei für Geld zu haben, dann täuschen wir uns.
23 Minuten
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Zweimal erlebten die Menschen in Deutschland, wie ihr Geld sich in Luft auslöste. Doch auch in stabilen Zeiten gilt: Wenn wir glauben, alles sei für Geld zu haben, dann täuschen wir uns.

Beschreibung

vor 2 Jahren
Die Beziehung zwischen Reichtum und Geld auf der einen Seite und
dem menschlichen Charakter auf der anderen Seite wird in den
verschiedenen Jahrhunderten sehr unterschiedlich betrachtet. Im
Mittelalter und der Neuzeit gibt es das Bild der soliden Bankiers
(wie die Fugger), aber auch das des Geizhalses und des Wucherers.
Die Melancholiker, in ihrer Abstinenz gegenüber dem Genuss,
erscheinen als Gegenteil des Prassers und daher zu Geld und
Verfügungsmacht über Reichtum zu passen. Die in der Literatur, den
Lebensläufen und der öffentlichen Meinung um 1900 beobachteten
Charaktereigenschaften sind davon verschieden. Der Soziologe Max
Weber und der Philosoph Georg Simmel, der eine Theorie des Geldes
schrieb, porträtieren neuartige Charaktere, die in Staat und
Wirtschaft vorherrschen. Am Sockel reicher Familien gibt es aber
auch die Dandys und die Spieler. Es entsteht der Typ, der das
Spekulationsgeschäft beherrscht. Auf der anderen Seite sind die
Gründer von Industrien und die Eisenbahnkönige durch das Objekt,
mit dem sie umgehen, auf Charakterzüge der Kontinuität angewiesen.
Was sind Kennzeichen heutiger Charaktere, die mit Geld und
wirtschaftlicher Verfügungsmacht umgehen? Sie sind, sagt der
Literaturwissenschaftler Joseph Vogl von der Humboldt-Universität
zu Berlin, durch die Veränderungen der Raumwelten und vor allem der
Zeitwelten auf unserem Planeten im 21. Jahrhundert geprägt. Auf die
Fähigkeit, mit diesen kollektiven "Zeitschwingungen" (als
Beschleuniger oder Verlangsamer) umzugehen, kommt es für
Führungskräfte an. Hier entscheidet sich ihre Modernität. Ein
Problem liegt darin, dass an das Führungspersonal widersprüchliche
Anforderungen gestellt werden, deren Erfüllung sich ausschließt.
Hier treten, sagt Vogl, "Masken der Humanität" an die Stelle des
Charakters. Begegnung mit Joseph Vogl, dem Verfasser von DAS
GESPENST DES KAPITALS. Erstausstrahlung am 22.09.2014

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