Max Emden und die Brissago-Inseln

Max Emden und die Brissago-Inseln

1934 liegen sich die Tessiner Behörden und Bundesbern in den Haaren. Der reiche Besitzer der Brissago-Inseln im Lago Maggiore soll eingebürgert werden. Für ihn spricht: sein Geld – dagegen: die Angst vor Überfremdung, die jüdische Familiengeschichte. ...
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vor 1 Jahr
1934 liegen sich die Tessiner Behörden und Bundesbern in den
Haaren. Der reiche Besitzer der Brissago-Inseln im Lago Maggiore
soll eingebürgert werden. Für ihn spricht: sein Geld – dagegen: die
Angst vor Überfremdung, die jüdische Familiengeschichte. Am Ende
müssen die Emdens die Inseln verkaufen. Der deutsche Millionär Max
Emden kauft sich in den 1920er-Jahren die Inseln von Brissago im
Tessiner Teil des Lago Maggiore – heute ein beliebtes Ausflugsziel.
Er baut sie luxuriös aus, mit einem Römischen Bad und einem grossen
Bootshaus. Im Dach der grosszügigen Villa steht bis heute das
Inselmotto: «Auch Leben ist eine Kunst.» Vom Reichtum wollen auch
die Tessiner Gemeinden profitieren. In der Einbürgerungsakte
Emdens, aus der im Rahmen dieser Zeitblende erstmals zitiert wird,
heisst es: «Im Hinblick auf eine zu erwartende fette
Erbschaftssteuer» habe man Emden im Tessin die Einbürgerung
angeboten. Aus Bern hingegen kommt Widerstand, aus Angst vor einer
drohenden Überfremdung. Der Fall zeige exemplarisch die
gegensätzlichen Interessen in der Schweizer Migrationspolitik
dieser Zeit, sagt Christin Achermann, Professorin für Migration,
Recht und Gesellschaft an der Universität Neuenburg. «Es gab
handfeste Interessen, dass diese Personen investieren würden.» Das
tut auch Emden. 1934 wird Max Emden eingebürgert, sein Sohn Hans
Erich hingegen erhält keinen Schweizer Pass. Als die
Nationalsozialisten in Deutschland an die Macht kommen, enteignen
sie den Familienbesitz der Emdens, bürgern Hans Erich aus. Als das
Geld der Familie zur Neige geht und der Vater 1940 im Sterben
liegt, darf Hans Erich Emden für zwei Wochen in die Schweiz reisen.
Dann muss er sich nach Südamerika retten. «Er war in riesiger Not
und es wäre wirklich hilfreich gewesen, wenn die Schweiz da ihre
Hand ausgestreckt hätte», sagt Maeva Emden, die Urenkelin des
Millionärs von den Brissago-Inseln. In der Folge verkauft die
Familie die Inseln. Heute kritisiert sie, Kanton, Gemeinden sowie
Heimat- und Naturschutz hätten den Preis gedrückt, um selber
günstig kaufen zu können. Auch deshalb sind die Inseln heute für
die Bevölkerung zugänglich. Eine Entschädigung will die Familie
nicht – «es geht um die Erinnerung», sagt Maeva Emden. Sie fordert
etwa, dass auf der Insel ein Raum eingerichtet wird, in dem die
Geschichte des Ortes dokumentiert wird. Die Zeitblende wagt eine
Annäherung an diese Geschichte.

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