Tatort Niedersachsen: Milliardengrab am Mittelkanal – der (erste) Strafprozess um den VW-Abgas-Betrug

Tatort Niedersachsen: Milliardengrab am Mittelkanal – der (erste) Strafprozess um den VW-Abgas-Betrug

Episode 34
37 Minuten

Beschreibung

vor 3 Jahren
Einen solchen Auftritt hatte man von Martin Winterkorn noch nie
erlebt. Der sonst so selbstbewusste VW-Manager, der ein halbes Jahr
zuvor noch im Führungsstreit mit Ferdinand Piëch die Oberhand
behalten konnte, trat am 20. September 2015 vor die Kamera. Zweite
Tage zuvor hatte die US-Umweltbehörde EPA mitgeteilt, dass VW in
Diesel-Motoren eine Software einsetzt, mit deren Hilfe bei
Testmessungen die Schadstoffemissionen künstlich verringert werden.
Winterkorn las ein vorbereitetes Statement vor, das so begann: „Die
Unregelmäßigkeiten bei Dieselmotoren unseres Konzerns widersprechen
allem, für was Volkswagen steht. Auch ich habe zum jetzigen
Zeitpunkt noch nicht die Antworten auf alle Fragen. Aber wir sind
dabei, die Hintergründe schonungslos aufzuklären.“ Es tue ihm
unendlich leid, dass VW das Vertrauen der Kunden enttäuscht habe.
„Es wäre falsch, wenn wegen der schlimmen Fehler einiger weniger
die harte und ehrliche Arbeit von 600.000 Menschen unter
Generalverdacht gerät. Das hat unsere Mannschaft nicht verdient.“
Drei Tage später trat er zurück und der VW-Konzern geriet in die
schlimmste – andere sagen schmutzigste - Krise der
Unternehmensgeschichte. Es geht um Dieselgate und um mehr als 32
Milliarden Euro Schaden für den Weltkonzern vom Mittellandkanal.
Vier VW-Manager stehen seit dem 16. September 2021 als Angeklagte
vor der 6. großen Strafkammer des Landgerichts Braunschweig. Sie
müssen sich verantworten wegen des Vorwurfs des gewerbs- und
bandenmäßigen Betrugs in einem besonders schweren Fall. Sind sie
diese „einigen wenigen“, von denen Winterkorn sechs Jahre zuvor
sprach? Auch gegen ihn selbst hat die Staatsanwaltschaft
Braunschweig Anklage erhoben. Sein Verfahren wurde aber aus
gesundheitlichen Gründen ausgesetzt. Der einzige Journalist, der
seit dem Auftakt alle Prozesstage verfolgt hat, ist der Leiter des
Wirtschaftsressorts unserer Zeitung, Andreas Schweiger. Als
VW-Experte berichtet er seit 2015 über den Abgas-Skandal. In der
neuen Folge des Tatort Niedersachsen-Podcasts gibt er einen
spannenden Einblick hinter die Kulissen des Gerichtsverfahrens, das
Rechtsgeschichte schreibt. „Mein Eindruck ist, dass die Kammer
hartnäckig bemüht ist, Licht ins Dunkel zu bringen“, so Schweiger.

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