HTA Ringvorlesung WS 20/21 Marc Siegel

HTA Ringvorlesung WS 20/21 Marc Siegel

1 Stunde 44 Minuten

Beschreibung

vor 3 Jahren

Vortrag Marc Siegel: Vinge/Müller und das ideologische
Leitungswasser





Vom 12-Spartenhaus (2013) bis zum Nationaltheater
Reinickendorf (2017) führten die norwegisch-deutschen
Künstler*innen Vegard Vinge und Ida Müller eine gründliche Kritik
an der Institution des deutschen Staatstheaters durch. Obwohl
diese Institutionskritik in diesen beiden extravaganten
Produktionen recht deutlich wurde, war sie auch in früheren
Arbeiten wie John Gabriel Borkman(2011) und Die
Wildente (2009-10) präsent, in denen Vinge/Müller bereits
alles in Frage stellten, von der Werbung, der Kommunikation mit
der Presse, den Kartenpreisen, der Probenzeit bis zur
konventionellen Länge eines Theaterabends und vieles mehr.
Kritische Rezensionen ihrer Arbeit konzentrierten sich
verständlicherweise auf ihre radikale Überarbeitung von Ibsen und
die spektakuläre Innovation ihrer Bühnenästhetik – die obsessiv
handbemalten Papp- und Holz- Konstruktionen, die maskierten
Darsteller*innen, die akustischen Collagen. Vinge/Müllers
Überarbeitung der Institution Theater geht aber über das hinaus,
was sich auf der Bühne abspielt. Es geht um das ideologische
Leitungswasser selbst.





Vor dem Hintergrund der gegenwärtigen Krise der Demokratie
westlicher Prägung, auf die vielerorts die Rückkehr zu
autoritären Herrschaftsformen und Strukturen antwortet, lädt die
Ringvorlesung Künstler*innen und Wissenschaftler*innen aus dem
Umkreis des Theaters und der Performance sowie der mit ihnen
beschäftigten Wissenschaften dazu ein, sich über das Verhältnis
von Theater und Demokratie Gedanken zu machen. Dabei sollen
einerseits die gegenwärtigen Probleme und Krisen der klassischen
Vorstellungen von Demokratie reflektiert werden: Die nur global
zu lösenden Probleme Migration, Erderwärmung und ökonomische
Monopolisierung, die mit der Globalisierung verbundene Entwertung
der alten Akteure und Institutionen, etwa der Nation und ihres
Parlaments, die Erkenntnis der Mitverantwortung des Westens und
seiner Wirtschaftsordnung an einer großen Zahl der gegenwärtigen
Probleme. Andererseits soll aber auch gefragt werden, welcher
Mensch oder welches Subjekt auf die so beschriebenen
Herausforderungen wird antworten können?

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