Jahresrückblick 2022. Gefahren und Chancen in „Zeitenwenden“

Jahresrückblick 2022. Gefahren und Chancen in „Zeitenwenden“

Gefahren und Chancen in „Zeitenwenden“
1 Stunde 56 Minuten
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Beschreibung

vor 1 Jahr

Schon wieder ein Jahr voller Krisen und „Zeitenwenden“!

In dieser Folge nehmen wir die diesjährigen Tiefgänge zum Anlass,
um über alte und neue Krisen zu sprechen. Wir diskutieren über
Klimawandel und Verkehrswende, über Kriege und „Zeitenwenden“,
über Hungerkatastrophen und Völkermorde. Da ist es gar nicht so
einfach, über Themen der Geschichte zu sprechen, die nicht mit
akuten Krisen im Zusammenhang stehen.

So einzigartig Krisen sein mögen – es sei denn, sie sind
Wiederholungen als Farce – so sehr durchsucht man instinktiv die
Geschichte nach Lehren und Blaupausen für kluges Handeln. Die
Geschichtsbetrachtung in Krisenzeiten birgt aber auch Gefahren:
Denn wenn „Zeitenwenden“ ausgerufen werden, können auch
fortschrittliche Entwicklungen jäh unterbrochen, alles Bisherige
pauschal verworfen werden. Das betrifft in diesem Jahr nicht nur
die Verteidigungs- und Außen-, die Klima- und Energie-Politik.
Der Diskurs über den Ukraine-Krieg hat auch die Geschichtskultur
in Deutschland massiv erschüttert.

Der Krieg in der Ukraine hat in öffentlichen Debatten zu neuen
Tönen geführt: Begriffe, die mit NS-Geschichte in Verbindung
stehen – Vernichtungskrieg, Diktatfrieden, Blitzkrieg,
Appeasement-Politik, Völkermord – werden im Kontext des aktuellen
Krieges verwendet. Die kürzlich noch als legitim geltende
Ansicht, dass sich angesichts der Katastrophen des 20.
Jahrhunderts eine militärische Außenpolitik moralisch verbiete,
steht gegenwärtig in den freundlichsten Kritiken unter
Naivitätsverdacht. In der Kritik an dieser Entwicklung sind wir
uns einig.

Besonders kontrovers diskutieren wir die Geschichtspolitik des
Bundestages. Unter dem Eindruck des Ukraine-Krieges stufte eine
Parlamentsmehrheit die Hungerkatastrophe des „Holodomor“ 1932/33
als „Genozid“ ein. Wir diskutieren so kontrovers wie die
internationale Geschichtswissenschaft, ob das von Josef Stalin
verbrecherisch herbeigeführte Massensterben mit dem Begriff
„Genozid“ adäquat gefasst werden kann. Die deutsche Debatte, ob
der Holodomor und sogar der gegenwärtige Krieg „genozidale Züge“
trage, scheint auch die in Deutschland virulenten Bedürfnisse
nach Entlastung von der Geschichte zu adressieren.

Ran an den Tiefgang-Debattentisch und diskutiert kontrovers mit –
über die Chancen und Gefahren von „Zeitenwenden“.

Kapitel:
- Vorspann 0:00

- Einleitung: Mit Keksen zum Ernst der Lage 1:04

- Unsere Tiefgänge 2022: AVUS, Nullachtfuffz'n, Essen 4:21

- Das Automobil, die Verkehrswende, die keine ist, und der
verdrängte Klimawandel 5:16

- Nochmal zum NS-Kraftfahr-Korps: der Führerschein war immer
politisch 29:21

- Zukunft des Autos? 30:35

- Politischer Protest gegen die Verdrängung des Klimawandels
33:21

- Diskreditierung nichtmilitärischer Außenpolitik 44:27

- Grundgesetzänderung ohne Debatte: Aufrüstung mit
Verfassungsrang, Verrutschungen in der deutschen Politik
46:04

- Bundestag als Historiker, Begriffe der NS-Zeit in der
gegenwärtigen Debatte 51:48

- Kriegsdienstverweigerer, Pazifist als Schimpfwort 59:59

- Rückblick auf die Folge "Nullachtfuffz'n" - Das Sterben im 1.
Weltkrieg 1:01:39

- Das Verbrechen des Holodomor - Kontroverse über die Einstufung
als "Genozid" 1:12:29

- Genozid - ein politischer, historischer, juristischer,
geschichtspolitischer Begriff 1:20:36

- Gegenwärtige Debatte über den Ukraine-Krieg als
geschichtspolitischer "Entlastungs"-Diskurs 1:28:55

- Kontroverse Diversität, Fakten, Argumente und gute Begriffe als
Grundlage demokratischer Debattenkultur 1:40:54

- Reden über's Essen - zwischen Hungerkatastrophen und
Kulturgeschichte - Nachträge zur "Essen"-Folge 1:46:56

- Trotz alledem: Frohes und gesundes Neues! 1:54:47

- Abspann 1:56:00


Tiefgang[at]kliopolis.de

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