Ringstraße. Vom antidemokratischen Bollwerk zur Straße der Zivilisation

Ringstraße. Vom antidemokratischen Bollwerk zur Straße der Zivilisation

Vom antidemokratischen Bollwerk zur Straße der Zivilisation
1 Stunde 43 Minuten
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Beschreibung

vor 10 Monaten

Der „Ringstraße“ sieht man kaum an, dass sie um die Wiener
Altstadt so angelegt wurde, um Revolutionen leicht
niederkartätschen zu können. Heute reiht sich am Prachtboulevard
ein bedeutendes Gebäude, ein Denkmal und eine Prachtpiazza an die
andere.


Zu finden sind zahlreiche Paläste. Hier liegen bedeutende Tempel
der Kultur und Wissenschaft: Oper, Burgtheater, faszinierende
Museen und Universität. Bedeutende Architektur wurde umgesetzt;
von Historizismus bis Jugendstil. Bauen musste die
Arbeiterschaft, die trotz Monarchie zunehmend selbstbewusst und
kämpferisch wurde.

Nationale und Weltgeschichte wurde auf und an der Ringstraße
geschrieben: In der Hofburg erklärte der Kaiser 1914 Serbien den
Krieg. Auf dem Heldenplatz verkündete Adolf Hitler 1938 den sog.
„Anschluss“ Österreichs, womit die systematische Verfolgung der
jüdischen Österreicher:innen begann.


Bereits zuvor war Österreich 1933/34 zu einem faschistischen
Ständestaat geworden; ausgehend von der sog. „Selbstausschaltung“
des am Ring gelegenen Parlaments. Sozialdemokrat:innen, die
besonders im „Roten Wien“ stark waren, sowie Liberale waren unter
den austrofaschistischen Bundeskanzlern Dollfuß und Schuschnigg
verfolgt und ins Exil gedrängt worden.

Im gewaltigen neugotischen Rathaus wirkte um die Jahrhundertwende
auch der berüchtigte antisemitische Politiker, Karl Lueger. Ihn
erlebte der junge Hitler, der sich in dieser Zeit gerade als
Postkartenmaler verdingte.

Parlamentsgebäude und Rathaus stehen aber auch für Fortschritt.
Sie bildeten ein selbstbewusstes Gegengewicht zur gegenüber
liegenden Hofburg – dem Sitz der Monarchie. Sie waren – und sind
es bis heute – prächtige Orte der Demokratie und einer modernen,
serviceorientierten Verwaltung, von der andere Verwaltungen
einiges lernen könnten.


An kaum einem anderen Ort im deutschsprachigen Raum treffen
derart viele Aspekte der europäischen Moderne zwischen
Zivilisation und Barbarei auf engstem Raum zusammen, wie
hier.


Flaniert mit uns die Ringstraße entlang und macht Euch mit uns
zusammen Gedanken über die Widersprüche der europäischen
Geschichte und Gegenwart.


Kapitel:

- Vorspann 0:00
- Einleitung: von Marienthal zur Wiener Ringstraße 1:06
- Geschichte der Ringstraße: freies Schussfeld gegen
Revolutionäre und Pracht der Reichen und Schönen 5:31
- Oper: "Das Königgrätz der Baukunst"? Das erste Gebäude der
Ringstraße 1869 30:50
- Sezession: Prachtmal des Wiener Jugendstils 36:33
- Maria-Theresien-Platz: Die Paläste für Kunst und Wissenschaft
und die Habsburger Herrschaft 42:26
- Parlament zwischen "Multikulti" und Faschismus: Tempel der
Demokratie und Mahnmal gegen ihre Feinde 55:33
- Burgtheater: die bedeutendste deutschsprachige Bühne in den
Stürmen der Moderne 1:09:43
- Rathaus: Selbstbewusstsein gegen Monarchie und Kirche; liberale
und fortschrittliche Verwaltung im Roten Wien 1:12:57
- Universität: Basis des demokratischen Aufruhrs, Heimstatt für
Nobelpreisträger, revolutionäre Köpfe und leider auch
patriarchalische Wissenschaft 1:24:34
- Karl-Lueger: Das Denkmal für den Antisemiten und populistischen
Hetzer an der Ringstraße 1:31:05
- Postsparkasse: funktionales Schmuckstück der Moderne
1:32:58
- Roadtrip durch die Moderne: Zusammenfassung 1:37:34
- Abspann 1:42:57


E-Mail-Adresse: Tiefgang[at]kliopolis.de

#Österreich #Europa #Neuere_und_neueste_Geschichte
#Zeitgeschichte

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