Emmy Noether Konferenz

Emmy Noether Konferenz

Modellansatz 225
1 Stunde 3 Minuten
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Beschreibung

vor 4 Jahren

Emmy Noether, eine der bedeutendsten Mathematiker*innen weltweit,
prägte mit ihren „Arbeits- und Auffassungsmethoden“ die moderne
Algebra und trug entscheidend zur Algebraisierung mathematischer
Disziplinen bei. Mit ihrer 1918 publizierten Habilitationsschrift
löste sie zentrale mathematische Probleme der allgemeinen
Relativitätstheorie. Am 4. Juni 1919 hielt Emmy Noether ihren
Habilitationsvortrag. Sie war die erste Frau, die in Preußen
habilitiert wurde. Genau 100 Jahre später stellte in Berlin eine
interdisziplinäre Fachkonferenz deshalb die Frage: „Wie kommt das
Neue in die Welt?“


Die Tagung wurde gemeinsam veranstaltet vom Berliner
Exzellenzcluster MATH+, der Zentralen Frauenbeauftragten der
Freien Universität Berlin und dem Max-Planck-Institut für
Wissenschaftsgeschichte. Aus mathematischer, physikalischer,
wissenschaftstheoretischer und ‑historischer Perspektive
beleuchtete die Konferenz die Bedeutung Noethers bis in die
Gegenwart. Darüber hinaus nahm sie Strukturen und Prozesse der
Diskriminierung und Marginalisierung in den Blick, die Noether
als Frau jüdischer Herkunft im deutschen Wissenschaftssystem
widerfuhren und die Rezeption ihrer mathematischen Leistungen
auch über ihren Tod hinaus beeinträchtigten.


Den Abschluss bildete am 6. Juni 2019 eine öffentliche
Podiumsdiskussion zur Frage "Wie kommt das Neue in die Welt?
Reflexionen über das Verhältnis von Mathematik, Gesellschaft,
Geschlecht und Diversität" unter Moderation von Jan-Martin Wiarda
(Wissenschaftsjournalist). Das Gespräch hat Gudrun für unseren
Podcast mitgeschnitten.


Auf dem Podium waren vertreten:


Prof. Dr. Katja Eilerts, Abteilung Grundschulpädagogik –
Mathematik im Primarbereich, Humboldt-Universität zu Berlin

Prof. Dr. Rupert Klein, Vorstandsmitglied des
Exzellenzclusters MATH+ und Sprecher des Mathematik-SFB 1114,
Freie Universität Berlin

Prof. Dr. Helena Mihaljević, Professorin für Data Science und
Analytics des Einstein Center Digital Future, Hochschule für
Technik und Wirtschaft Berlin

Dr. Anina Mischau, Leiterin der Arbeitsstelle Gender Studies
in der Mathematik, Freie Universität Berlin

Prof. Dr. Caren Tischendorf, Vorstandsmitglied des
Exzellenzclusters MATH+, Humboldt-Universität zu Berlin



Außerdem spricht am Ende des Mitschnittes


Dr. Mechthild Koreuber Frauenbeauftragte der Freien
Universität Berlin.



Im Gespräch wird erörtert, inwieweit es zu Konflikten mit der
Fachdisziplin Mathematik führt, wenn der Blick auch auf
geschlechtergerechte Ausbildung - insbesondere im Lehramt -
gelenkt wird. Anina Mischau hat hier Pionierarbeit in der
Mathematik an der FU Berlin geleistet. Dort hat sie inzwischen
den Eindruck, dass die Arbeit geschätzt wird. Bei der
Untersuchung des Anteils von Frauen in den hoch renommierten
Fachzeitschriften und auf den alle vier Jahre stattfindenden
Intermationalen Konferenzen für Mathematik sind die Zahlen
allerdings noch nicht sehr ermutigend. Selbst die relativ gibt es
kaum Verbesserungen. Es stellt sich automatisch die Frage, wo
diese Unterschiede herkommen. Im Gespräch wird erläutert,
inwieweit der fachinterne Wettbewerb männlich geprägt ist und
durch welche Maßnahmen es hier eine Veränderung geben kann.


Für jede einzelne Berufung ist es nicht so offensichtlich, wie
man hier Gerechtigkeit schaffen kann, wenn die Bewerberlage schon
eine Schieflage hat. Die massive Nutzung von zählbaren Größen als
wichtiges Kriterium im Vergleich ist ja eigentlich erst sehr
jungen Datums und ist für die Arbeit als Professor bzw.
Professorin nur ein Anhaltspunkt unter vielen für die Eignung.
Die DFG hat hier schon einige ganz gute Ideen implementiert. z.B.
in der Vorgabe nur eine vorgegebene Anzahl von Veröffentlichungen
beizufügen, die relevant sind und auch von Gutachtern in ihr Bild
einbezogen werden können (statt Anzahlen zu vergleichen).


Frauen müssen schon früh von außen Bestätigung bekommen, wenn sie
sich als begabt und geeignet zeigen. Das Übersehen von Talent
abseits der ausgetretenen Pfade wird sich in jedem Fall als
Nachteil für jede Bildungseinrichtung auswirken. Häufig geht es
hier auch um Themenfelder, die etwa abseits der Trends liegen.


Das Theaterstück „Mathematische Spaziergänge mit Emmy Noether"
kann am 10. Dezember 2019 in Göttingen sowie am 12. Mai 2020 in
München besucht werden.


Das Exzellenzclusters MATH+ ist ein institutionenübergreifender
und transdisziplinärer Exzellenzcluster. Ziel ist es, neue
Ansätze in der anwendungsorientierten Mathematik zu erforschen
und weiterzuentwickeln. Der Schwerpunkt liegt auf mathematischen
Prinzipien zur Nutzung immer größerer Datenmengen in den Lebens-
und Materialwissenschaften, in der Energie- und Netzwerkforschung
sowie in den Geistes- und Sozialwissenschaften. Innerhalt des
Clusters gibt es auch ein soziologisches Projekt, das die
Karrierewege der beteiligten jungen Wissenschaftler und
Wissenschaftlerinnen über einen längeren Zeitraum begleiten und
untersuchen wird.


MATH+ wird von der DFG für einen ersten Zeitraum von sieben
Jahren seit Januar 2019 gefördert. Es ist ein
Gemeinschaftsprojekt der drei großen Berliner Universitäten -
Freie Universität Berlin, Humboldt-Universität zu Berlin und
Technische Universität Berlin - sowie des Weierstraß-Instituts
für Angewandte Analysis und Stochastik (WIAS) und des Zuse
Instituts Berlin (ZIB). MATH+ setzt die Erfolgsgeschichten des
renommierten Forschungszentrums MATHEON und der
Excellence-Graduate School Berlin Mathematical School (BMS) fort.
Die Referent*innen im Detail


Prof. Dr. Katja Eilerts
Professorin für Grundschulpädagogik, Dr. rer. nat., promovierte
in der Fakultät für Informatik, Elektrotechnik und Mathematik an
der Universität Paderborn; 1997-2000 Studium des Lehramtes für
die Primarstufe, Universität Paderborn; seit 2014 W2-Professorin
für Grundschulpädagogik - Lernbereich Mathematik an der Humboldt
Universität zu Berlin; 2012 Ruf auf eine W2-Professur an der
Freien Universität Berlin (abgelehnt); 2012-2014 W2-Professorin
für Grundschulpädagogik/Mathematik an der Universität Potsdam;
2011-2012 Gast-Professorin an der Freien Universität Berlin;
2009-2011 Vertretungs-Professorin an der Universität Kassel im
Bereich der Mathematik-Didaktik; 2007-2009 Wissenschaftliche
Mitarbeiterin, Fakultät für Informatik, Elektrotechnik und
Mathematik, Universität Paderborn; 2005-2007 Stipendiatin des
Graduiertenkollegs der Universität Paderborn & Lehrauftrag an
der Fakultät für Informatik, Elektrotechnik und Mathematik,
Universität Paderborn.

Prof. Dr. Rupert Klein
Professor für numerische Strömungsmechanik an der Freien
Universität Berlin.
1979-1983 Studium Maschinenbau an der RWTH Aachen; Promotion 1988
in Maschinenbau; 1988-1990 Post-Doktorand, Mathematik, Princeton
University; ab 1991 wissenschaftlicher Assistent in Aachen; 1995
Habilitation; 1996/97 Professor für Sicherheitstechnik an der
Bergischen Universität Wuppertal; 1997-2007 Abteilungsleiter Data
& Computation am Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung
(2006-2007 stellv. Direktor); ab 1997 Professor für
Wissenschaftliches Rechnen (Scientific Computing) und
Modellierung und Simulation globaler Umweltsysteme an der FU
Berlin.


Dr. Mechthild Koreuber
Dipl. Mathematikerin, promovierte Mathematikhistorikerin; Studium
der Mathematik, Geschichte, Politikwissenschaften und Philosophie
an der Freien Universität Berlin; 1990–1998 wissenschaftliche
Mitarbeiterin in der theoretischen Informatik an der Technischen
Universität Berlin; seit 1999 hauptberufliche Zentrale
Frauenbeauftragte der Freien Universität Berlin; 2015 Promotion
über Emmy Noether und die Noether-Schule.


Prof. Dr. Helena Mihaljević
Promovierte Mathematikerin, Studium der Mathematik an der
Georg-August-Universität Göttingen; 2006–2009 Promotion in
Mathematik an der University of Liverpool zu Topologischer
Dynamik ganzer transzendenter Funktionen; 2009–2011
wissenschaftliche Mitarbeiterin am Mathematischen Seminar der
Christian-Albrechts-Universität zu Kiel; 2011–2014 Editorin und
stellvertretende Abteilungsleiterin bei FIZ Karlsruhe – Leibniz
Institut für Informationsinfrastruktur, Abteilung Mathematik und
Informatik; 2014–2018 Senior Data Scientist bei The unbelievable
Machine Company, Berlin; seit 2018 Professorin für Data Science
an der Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW) Berlin
(Professur gehört zum Einstein Center Digital Future).


Dr. Anina Mischau Soziologin
2002-2013 wissenschaftliche Mitarbeiterin am Interdisziplinären
Zentrum für Frauen- und Geschlechterforschung (IFF) der
Universität Bielefeld; 2012-2015 Gastprofessur für „Gender
Studies in der Mathematik und Didaktik der Mathematik“ am FB
Mathematik und Informatik der Freien Universität Berlin;
2015-2016 Gastprofessur zur „Integration von Genderkompetenz in
die Lehramtsausbildung Primarstufe Mathematik“ am Institut für
Erziehungswissenschaften, Abteilung Grundschulpädagogik –
Lernbereich Mathematik der Humboldt-Universität zu Berlin; seit
2016 wissenschaftliche Mitarbeiterin am FB Mathematik und
Informatik der FU Berlin, Leiterin der Arbeitsstelle „Gender
Studies in der Mathematik“.


Prof. Dr. Caren Tischendorf
Studium der Mathematik in Berlin und Moskau; 1996 Promotion an
der Humboldt-Universität zu Berlin in Numerischer Analysis,
2002-2004 Vorsitzende der Nachwuchsforschungsgruppe Numerische
Analysis am DFG-Forschungszentrum MATHEON; 2004 Habilitation in
Mathematik an der Humboldt-Universität zu Berlin; 2004-2006
Gastprofessorin an der TU; 2006-2012 Professorin für
Mathematik/Numerische Analysis (W2) an der Universität zu Köln;
seit Mai 2012 Professorin für Angewandte Mathematik am Institut
für Mathematik an der Humboldt-Universität.


Literatur und weiterführende Informationen

Noether Konferenz im Juni 2019 in Berlin

MATH+



K. Eilerts & K. Skutella (Hrsg.): Materialien für einen
realitätsbezogenen Mathematikunterricht. (ISTRON, Bd. 5).
Hildesheim: Franzbecker, 2019.

H. Mihaljević e.a.: Reflections on Gender Analyses of
Bibliographic Corpora. In: Frontiers in Big Data, S. 1-9, 2019,
ISSN 2624-909X

M. Koreuber, A. Mischau: Mathematik: Geschlechterforschung in
disziplinären Zwischenräumen. In B. Kortendiek e.a. (Hrsg.),
Handbuch Interdisziplinäre Geschlechterforschung. Geschlecht und
Gesellschaft, Bd. 65 (S. 719-728), Wiesbaden: Springer VS (2019).

H. Mihaljević: A data analysis of women's trails among ICM
speakers. In World Women in Mathematics 2018. Proceedings of the
First World meeting for Women in Mathematics (WM)² , S. 1-18,
Springer,

L. Santamaria, H. Mihaljević: Comparison and benchmark of
name-to-gender inference services. In: Peer J Computer Science,
2018, ISSN 2376-5992

K. Eilerts & A. Mischau: Importance and possibility of
integrating gender competence as a key qualification in
mathematics teacher education. Paper für CERME10 vom
01.-05.02.2017, Dublin.

H. Mihaljević e.a.: The Effect of Gender in the Publication
Patterns in Mathematics. In: PLOS ONE, S. 1-23, 2016

Gendergap in science

Bericht des Oberwolfach Mini-Workshops Women in Mathematics:
Historical and Modern Perspectives 8.-14.1. 2017.



Podcasts

M. Koreuber, R. Klein, G. Thäter: Emmy Noether, Gespräch im
Modellansatz Podcast, Folge 203, Fakultät für Mathematik,
Karlsruher Institut für Technologie (KIT), 2019.

A. Mischau, M. Koreuber, G. Thäter: Gender und Mathematik,
Gespräch im Modellansatz Podcast, Folge 142, Fakultät für
Mathematik, Karlsruher Institut für Technologie (KIT), 2017.

M. Jungbauer-Gans: Frauen in der Wissenschaft – Gleiche
Chancen, Ungleiche Voraussetzungen? Zentrum für Gender Studies
und feministische Zukunftsforschung, Podcast Kombinat,
Universität Marburg, 2016.

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