Nachhaltigkeitsmanagement I Kreislaufwirtschaft, Folge 19

Nachhaltigkeitsmanagement I Kreislaufwirtschaft, Folge 19

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Der Podcast für aktive und zukünftige Manager und Managerinnen

Beschreibung

vor 9 Monaten

Bereits in Folge 18 habe ich davon gesprochen, dass die Stadt
Amsterdam sich zum Ziel gesetzt hat, ab spätestens 2050 nur noch
recycelte Rohstoffe einzusetzen. Recycling ist zwar ein
wesentlicher Bestandteil, jedoch geht der Ansatz der
Kreislaufwirtschaft noch weiter und ist viel grundlegender.


Viele traditionelle Wirtschaftsformen, etwa die
Landwirtschaftssysteme in Entwicklungsländern, können als
Kreislaufsystem beschrieben werden. Erst mit der
Industrialisierung kam es immer mehr zu einer linearen
Wirtschaftsverwertung: So dass am Ende immer mehr weggeworfen
wird, ja sogar die Lebensdauer von Produkten künstlich verkürzt
wird, um den Konsum anzukurbeln. Dass das alles andere als
nachhaltig ist, muss ich Ihnen hier sicher nicht mehr erzählen.


Das Konzept der Kreislaufwirtschaft wurde 1990 vom britischen
Wirtschaftswissenschaftler David W. Pearce als Circular Economy
auf Ansätzen der industriellen Ökologie entwickelt zur
Minimierung von Ressourcen, dem Einsatz sauberer Technologie. Der
natürliche Stoffkreislauf wird zum Vorbild genommen. So sollen
Abfälle und Emissionen nach Möglichkeit komplett ausgeschaltet
werden.


Eine konsequente Kreislaufwirtschaft wird durch das
Cradle-to-Cradle-Prinzip beschrieben: zu deutsch „Von der Wiege
bis zur Wiege“. Das erreicht man etwa durch Produkte, die
entweder als biologische Nährstoffe in biologische Kreisläufe
zurückgeführt oder als „technische Nährstoffe“ kontinuierlich in
technischen Kreisläufen gehalten werden.


Sogar McKinsey & Company haben vor 10 Jahren einen Bericht
veröffentlicht in dem sie die Geschäftschancen einer
regenerativen Kreislaufwirtschaft hervorgehoben haben. Einzelne
Unternehmen z. B. der Baubranche haben erste Schritte hin zu
einer Kreislaufproduktion unternommen. Jedoch genügt es nicht,
lediglich das Geschäftsmodell anzupassen, wie das Integrieren von
zirkulären Maßnahmen in eine lineare Produktion.


Technische Lösungen wie der 3D-Druck könnten der
Kreislaufwirtschaft durch Umgestaltung der Lieferkette zum
Durchbruch verhelfen, etwa wenn Kunststoffabfälle zur lokalen
Fertigung neuer Produkte unkompliziert eingesetzt werden könnten.
Der US-amerikanische Zukunftsforscher Jeremy Rifkin hat das in
seinem Buch „Die Null-Grenzkosten-Gesellschaft. Das Internet der
Dinge, kollaboratives Gemeingut und der Rückzug des Kapitalismus“
2014 als Zukunftsvision gerade für die sonnenreiche Sahara-Region
beschrieben.


Kritisch gesehen wird am Konzept der Kreislaufwirtschaft, dass
soziale Aspekte oft nachrangig behandelt und dass ein Ausbrechen
aus dem Kreislauf durch Beschaffung energieeffizienterer Technik
im Ergebnis sogar nachhaltiger sein kann als ein stoisches
Beharren auf Kreislaufwirtschaft. Davon abgesehen hat das Konzept
seine Grenzen, die ihm schlicht durch die Gesetze der
Thermodynamik auferlegt sind.


Es ist also auch nicht perfekt: Blicken wir in Folge 20 auf einen
weiteren Ansatz. Auf dann!


 


 


Klaas Kramer, Studienbriefautor der Deutschen
Akademie für Management


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