Karpal- und Tarsalgelenksarthrodese bei Hund und Katze - Behandlungen und Ergebnisse in den Jahren 1996 bis 2010

Karpal- und Tarsalgelenksarthrodese bei Hund und Katze - Behandlungen und Ergebnisse in den Jahren 1996 bis 2010

Beschreibung

vor 11 Jahren
Ziel dieser Studie war es, die in den Jahren 1996–2010 an der
Chirurgischen und Gynäkologischen Kleintierklinik der
Ludwig-Maximilians-Universität München wegen einer Karpal- oder
Tarsalgelenksarthrodese behandelten Hunde und Katzen zu erfassen
und das Langzeitergebnis dieser Behandlungen anhand klinischer,
röntgenologischer und ganganalytischer Nachuntersuchungen sowie
Besitzerbefragungen zu analysieren. Nach einleitender Darstellung
der Anatomie des Karpal- und Tarsalgelenks werden anhand der
Literatur die Ätiologie, Häufigkeit, Lokalisation, Symptomatik,
Diagnostik und Behandlung von Verletzungen in diesem Bereich
erläutert. Anschließend wird ein Überblick über die Arthrodese im
Allgemeinen sowie über die Arthrodese des Karpal- und Tarsalgelenks
im Speziellen gegeben. Die Behandlungsergebnisse aus der Literatur
werden dabei berücksichtigt. 175 Gelenke wurden im untersuchten
Zeitraum versteift. Darunter waren 113 Hunde (81 Karpal- (1-mal
beidseits) und 32 Tarsalgelenksarthrodesen) und 62 Katzen (22
Karpal- (1-mal beidseits) und 40 Tarsalgelenksarthrodesen (1-mal
beidseits)). 45 dieser Patienten (35 Hunde und 10 Katzen) konnten
anhand von Besitzerbefragung, klinisch, röntgenologisch sowie
teilweise ganganalytisch (30-mal) in einem durchschnittlichen
Zeitraum von 3,9 Jahren (Hunde 4,1 und Katzen 3,7) nachuntersucht
werden. Von 37 Patienten (28 Hunde und 9 Katzen) war eine
Überprüfung des Langzeitergebnisses lediglich anhand einer
Befragung der Besitzer in einem durchschnittlichen Zeitraum von 6,5
Jahren möglich. Bei 21 der 23 Hunde, die eine Panarthrodese des
Karpalgelenks erhielten, lag eine Hyperextensionsverletzung
zugrunde. Die am häufigsten von einer Schädigung betroffenen
Gelenketage beim Hund war mit 12/21 die Articulatio mediocarpea.
Bei den Patienten, die eine partielle Arthrodese des Karpalgelenks
erhielten, lag in beiden Fällen eine mediale Seitenbandinstabilität
sowie eine Ruptur der Ligamenta intercarpea et carpometacarpea
zugrunde. Die Panarthrodese wurde stets mittels dorsal
aufgebrachter Platte durchgeführt. Verwendete Implantate waren
dynamische Kompressionsplatten (3/24), Hybridarthrodeseplatten
(16/24) sowie Stufenplatten (5/24). Die partielle Arthrodese
erfolgte sowohl mittels dorsal aufgebrachter T-Platte als auch
anhand einer von medial aufgebrachten dynamischen
Kompressionsplatte. 18 der 25 Patientenbesitzer beurteilten das
Gesamtergebnis als „sehr gut“. Sämtliche Besitzer gaben an, sich
gegebenenfalls erneut für einen derartigen Eingriff zu entscheiden.
Bei der orthopädischen Untersuchung zeigten sich 18 der 25
Patienten lahmheitsfrei. Anhand der bei einem Teil der Patienten
(21/25) durchgeführten ganganalytischen Untersuchungen ließ sich
zeigen, dass die im Anschluss an eine Arthrodese auftretenden
Gangbildabweichungen nur zu einem geringen Anteil (3/13) 238
tatsächlich schmerzbedingt und im Großteil der Fälle (10/13) rein
mechanisch bedingt sind und damit weder eine Einschränkung der
Lebensqualität des Patienten zu erwarten ist, noch eine Behandlung
erforderlich ist. Die Befunde der röntgenologischen Untersuchungen
ergaben in 20/26 Gelenken einen vollständigen Knochendurchbau. In
16/26 Fällen konnten Arthrosen im Bereich der Zehengelenke
festgestellt werden wobei diese 6-mal nur auf der operierten
Gliedmaße und 10-mal bilateral vorlagen. Ein Zusammenhang zwischen
Steilheit des Versteifungswinkel und Arthrosegrad konnte nicht
hergestellt werden. Mögliche Erklärung für das im Schnitt
schlechtere Abschneiden der röntgenologischen Untersuchung im
Vergleich zur orthopädischen Untersuchung war der in 5/26 Fällen
unvollständige Gelenkdurchbau, sowie die in 6 der 26 Fälle
auftretenden Synostosen im Bereich der Metakarpalknochen. Zu den
beobachteten Frühkomplikationen gehörten Druckstellen (5/25) sowie
Wundheilungsstörungen (9/25) deren Häufigkeit durch Anwendung des
Lappenschnitts für den Operationszugang merklich reduziert werden
konnte, was sich durch die Vermeidung des Kontakts zwischen
Zugangswunde und Implantat erklären lässt. Die zu den
Spätkomplikationen zählende Implantatlockerung konnte mit einer
Häufigkeit von 10/25 am häufigsten beobachtet werden. Hiervon waren
insbesondere die am weitesten distal gelegenen Schrauben betroffen.
Weiterhin konnten Synostosen der Metakarpalia (6/25) sowie
Implantatversagen (4/26) beobachtet werden. Bei den Katzen, die
eine Arthrodese des Karpalgelenks erhielten, war es in 3 der 6
Fällle vorberichtlich zu einem Höhensturz gekommen. Bei 5 der 6
Fällle lag ein Niederbruch des Karpalgelenks vor. Die am häufigsten
von einer Schädigung betroffene Gelenketage war mit 60 % das
Antebrachiokarpalgelenk. Bei der Katze, die eine partielle
Arthrodese des Karpalgelenks erhielt, lag eine Luxatio
carpometacarpea vor. In sämtlichen Fällen erfolgte die
Panarthrodese mittels dorsal aufgebrachter Platte. Die partielle
Arthrodese wurde anhand von in die Metakarpalknochen eingeführten
Bohrdrähten durchgeführt. Die Besitzer beurteilten das
Gesamtergebnis bei 5 der 6 Katzen mit einer Panarthrodese und der
Katze mit einer partiellen Arthrodese als „sehr gut“. Alle der
Besitzer gaben an, sich gegebenenfalls erneut für einen solchen
Eingriff zu entscheiden. Keiner der Besitzer konnte mit dem
Eingriff eine Beeinträchtigung der Lebensqualität seiner Katze in
Verbindung bringen. Bei der orthopädischen Untersuchung zeigten
sich 4 der 6 Patienten lahmheitsfrei. In 3 der 6 Fälle, unter
anderem bei der Katze mit einer partiellen Arthrodese des
Karpalgelenks, kam es zu Druckstellen im Zuge der
Verbandsbehandlung. Eine Fraktur des 3. Metakarpalknochens sowie
eine Lockerung der Implantate konnte bei jeweils einer Katze
beobachtet werden. Entgegen der in der Literatur von Shales und
Langley-Hobbs (2006) ausgesprochenen Empfehlung bei Katzen
Versteifungen des Karpalgelenks aufgrund der starken postoperativen
Einschränkungen zu unterlassen konnten bei den untersuchten
Patienten befriedigende Ergebnisse erzielt werden. 239 Bei den
Hunden, die eine Arthrodese des Tarsalgelenks erhielten erfolgte
die Panarthrodese in sämtlichen Fällen mithilfe einer von dorsal
aufgebrachten Platte. Die partielle Arthrodese wurde entweder
mittels medialer Zuggurtung oder lateraler Platte durchgeführt. Von
der Hälfte der Besitzer (5/10) wurde das Gesamtergebnis der
Behandlung als „sehr gut“ beurteilt. Von ihnen gaben 9 an, sich
gegebenenfalls erneut für einen derartigen Eingriff zu entscheiden.
Lediglich 1 der Hunde mit einer Panarthrodese des Tarsalgelenks
zeigte eine undeutlich geringgradige Lahmheit der betroffenen
Gliedmaße. Jedoch fiel bei 4 der 6 Hunde mit einer Panarthrodese
eine ständige Entlastung der Gliedmaße im Stand auf. Diese Tatsache
wurde insbesondere bei Patienten beobachtet, bei denen die
Gelenkschädigung zum Zeitpunkt der Operation bereits seit längerer
Zeit bestand und bereits eine Muskelatrophie und Entlastung der
betroffenen Gliedmaße vorlag. Zwischen der Steilheit des
Versteifungswinkels und der Zehenbeweglichkeit konnte ein direkter
Zusammenhang hergestellt werden. Je größer der Versteifungswinkel
war, desto stärker war die Einschränkung der Zehenbeweglichkeit.
Arthrosen im Bereich der Zehengelenke traten in etwa zum selben
Prozentsatz (6/10) wie im Bereich des Karpalgelenks, bei 5 Hunden
mit einer Panarthrodese und bei 1 Hund mit einer partiellen
Arthrodese des Tarsalgelenks auf. Beobachtete Frühkomplikationen
waren bei Hunden mit einer Panarthrodese des Tarsalgelenks
auftretende Wundheilungsstörungen (3/6) sowie Druckstellen (2/6).
Bei 5/10 Patienten (3 Hunde mit einer Panarthrodese, 2 mit einer
partieller Arthrodese des Tarsalgelenks) kam es zu einer Lockerung
der Implantate. Ein Implantatversagen wurde bei 3 der Hunde mit
einer Panarthrodese des Tarsalgelenks beobachtet. Trotz dieser
verhältnismäßig hohen Komplikationsraten konnten im Zuge der
Untersuchungen für diese Arbeit befriedigende Ergebnisse mit nur
unwesentlichen Beeinträchtigungen des üblichen Bewegungsablaufs
festgestellt werden. Aufgrund der geringen Patientenzahl der
ganganalytisch untersuchten Patienten mit einer Arthrodese des
Tarsalgelenks war es nicht möglich statistische Unterschiede
festzustellen, es konnte jedoch gezeigt werden, dass selbst bei
vollständiger Versteifung der Tarsalgelenks mit einer nur
unwesentlichen Beeinträchtigung des Bewegungsablaufs zu rechnen
ist. Bei sämtlichen 3 Katzen, die eine Arthrodese des Tarsalgelenks
erhielten, konnten Frakturen im Bereich der Tarsalgelenke
festgestellt werden. 2-mal war der Talus von diesen Frakturen
betroffen. Von 2 der Besitzer wurde das Gesamtergebnis als „sehr
gut“ beurteilt. Ebensoviele gaben an sich gegebenenfalls erneut für
einen derartigen Eingriff zu entscheiden bzw., dass sie keine
Beeinträchtigung der Lebensqualität mit dem Eingriff in
Zusammenhang bringen konnten. Sämtliche Patienten zeigten sich bei
der orthopädischen Untersuchung lahmheitsfrei. Bei keiner der
Katzen kam es zu Komplikationen im Zuge des Heilungsverlaufs. 240
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass es sich bei der Arthrodese
des Karpal- und Tarsalgelenks bei Hund und Katze um eine geeignete
Behandlungsmethode unheilbarer Verletzungen im Bereich dieser
Gelenke handelt. Im Zuge ihrer Anwendung können Ergebnisse mit
geringer bis nahezu keiner postoperativen Einschränkung der
Patienten und einem hohen Maß an Besitzerzufriedenheit erzielt
werden. Vergleichsweise gute Ergebnisse hinsichtlich der
Lahmheitsfreiheit von Patienten mit Karpal- und
Tarsalgelenksarthrodesen konnten im Rahmen der Untersuchungen für
diese Arbeit erzielt werden. Dies bestätigte sich insbesondere im
Vergleich zu der vorausgegangenen Arbeit von Müller-Rohrmoser
(1997). Mögliche Ursache hierfür könnte eine optimierte
Operationsmethode hinsichtlich Versteifungswinkel und Durchführung
sein. Auffallend war das merklich gehäufte Auftreten von
Frühkomplikationen in Form von Druckstellen im Zuge der
Verbandsbehandlung. Aus diesem Grund ist anzustreben die
Verbandsbehandlung auf ein absolutes Mindestmaß zu beschränken und
die Bemühungen dahin zu lenken eine belastungsstabile Fixation zu
schaffen. Ermöglicht wird dies durch den Einsatz neuartiger
Implantate wie beispielsweise der Stufenplatte für die
Panarthrodese des Karpalgelenks, sowie einer sorgfältigen Schonung
des Weichteilgewebes im Zuge der Operation. Bei der Versteifung des
Karpal- und Tarsalgelenks bei Hund und Katze handelt es sich um
eine Behandlungsmethode mit vergleichsweise hohen potentiellen
Komplikationsraten die einer äußerst konsequenten Arbeitsweise und
Nachsorge bedarf. Unter Berücksichtigung der entsprechenden
Vorsichtsmaßnahmen und Vorgaben darf jedoch mit zufriedenstellenden
Spätergebnissen mit einem hohen Maß an Besitzerzufriedenheit und
einer nur unwesentlichen Beeinträchtigung des Bewegungsablaufs des
Patienten gerechnet werden.

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