Evaluierung des Narcotrend EEG-Monitors zur Überwachung der Narkose von Kälbern

Evaluierung des Narcotrend EEG-Monitors zur Überwachung der Narkose von Kälbern

Beschreibung

vor 14 Jahren
Die meisten chirurgischen Eingriffe beim Kalb werden unter
Allgemeinanästhesie durchgeführt. Die Narkoseüberwachung und
-steuerung erfolgt in der Regel lediglich anhand klinischer
Parameter. In der Humanmedizin werden jedoch zunehmend zusätzlich
EEG-Monitore eingesetzt. So handelt es sich auch beim
Narcotrendmonitor um ein computergestütztes Auswertungssystem für
Elektroenzephalogramme (EEG), welches das Roh-EEG in einen
numerischen Index von 0 (sehr tiefe Narkose) bis 100 (wach)
umwandelt. Das Gerät wurde für die Humanmedizin entwickelt und soll
hier eine verbesserte Narkoseüberwachung und individuelle
Anästhetikadosierung ermöglichen. Ziel der vorliegenden Studie war
es, die Anwendbarkeit des Narcotrendmonitors (Version 4.7) beim
Kalb zu überprüfen. Material und Methodik: Hierfür wurde bei 43
Fleckviehkälbern sowohl während der Operation als auch in der sich
anschließenden Aufwach-, oder Vertiefungsphase bei Tieren, die
euthanasiert werden mussten, die Narkose überwacht und die Daten
erhoben. Somit wurden auch Wachzeitpunkte oder Phasen zu flacher
oder zu tiefer Narkosestadien mit erfasst. Des Weiteren wurde vor
der Narkoseeinleitung das Allgemeinbefinden sowie das Sensorium der
Tiere als ungestört (Gruppe 1) oder gestört (Gruppe 2) eingestuft.
Das Alter der Tiere lag zum Zeitpunkt der Operation zwischen 2
Tagen und 4,5 Monaten. Für die Narkose wurde das Standardregime der
Klinik für Wiederkäuer verwendet, das heißt Sedation mit Xylazin
(0,2 mg/kg i.m.), Einleitung mit Ketamin (2 mg/kg i.v.) und
Narkoseerhaltung mit Isofluran (per inhalationem). Die Tiere
atmeten während der gesamten Narkose spontan. Die Einschätzung der
Narkosetiefe erfolgte anhand der klinischen Parameter Reflexe
(Zwischenklauen-, Lid-, Kornealreflex), Bulbusstand und
Abwehrbewegungen in vier Stadien: „wach“, „zu flach“, „adäquat“ und
„zu tief“. Der Narcotrendindex wurde lediglich miterfasst, hatte
jedoch keinen Einfluss auf die Narkosesteuerung. Zu den Zeitpunkten
Hautschnitt und bei Manipulation am Peritoneum wurde gesondert auf
Schmerzreaktionen geachtet. Das Roh-EEG wurde im Anschluss in einer
visuellen Auswertung auf Burst-Suppressionen (Muster, welche in
tiefer Narkose auftreten) überprüft. Dies geschah für beide
Gruppen, ebenso wie die Auswertung der Vertiefungsphase. Für die
restliche Datenauswertung wurden lediglich Tiere mit ungestörtem
Allgemeinbefinden und Sensorium herangezogen. Ergebnisse: Zwischen
Narcotrendindex und den klinisch ermittelten Narkosestadien „zu
flach“, „adäquat“ und „zu tief“ gab es keine erkennbare Beziehung.
Auch das Stadium „wach“ konnte nicht abgegrenzt werden. Des
Weiteren konnte der Narcotrendindex die analgetische Komponente der
Narkose nicht widerspiegeln. Auch hier gab es keinen signifikanten
Unterschied zwischen den Tieren, die auf einen chirurgischen Reiz
hin eine Reaktion zeigten oder nicht. Zwischen dem Narcotrendindex
und der endexspiratorischen Isoflurankonzentration zeigte sich in
beiden Gruppen eine schwache signifikante Korrelation nach Spearman
(Gruppe 1: r = 0,309, Vertiefungsphase (beide Gruppen): r = 0,317).
Hinsichtlich der Klassifizierung von Burst-Suppressionen konnten
83,5 % der EEG-Abschnitte mit und 98,7 % ohne diesem Muster korrekt
eingeordnet werden. Hier zeigte sich kein statistisch signifikanter
Unterschied zwischen den beiden Gruppen. Sie unterschieden sich
jedoch sehr deutlich bezüglich der Häufigkeit von
Burst-Suppressions-Mustern. So waren es in Gruppe 1 1,6 %, in
Gruppe 2 hingegen 31,3 %. Schlussfolgerung: Eine eins zu eins
Anwendung der Algorithmen des Narcotrendindex, der für Menschen
entwickelt wurde, auf das Kalb war unter diesen Voraussetzungen
nicht möglich. Somit konnte der Narcotrendmonitor unter den
gewählten Bedingungen keinen Beitrag zum Narkosemonitoring beim
Kalb leisten.

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