Nachweis lebensmittelhygienisch relevanter bakterieller Zoonoseerreger bei kleinen Wiederkäuern aus der Schweiz

Nachweis lebensmittelhygienisch relevanter bakterieller Zoonoseerreger bei kleinen Wiederkäuern aus der Schweiz

Beschreibung

vor 15 Jahren
Latent infizierte Nutztiere, und so auch Schafe und Ziegen, können
Träger verschiedener lebensmittelrelevanter bakterieller
Zoonoseerreger sein, ohne dabei selbst klinische Symptome zu
zeigen. Da es im Rahmen des Schlachtprozesses sowie der weiteren
Verarbeitung zu einer Kontamination des Schlachttierkörpers und der
Organe und somit zu einem Eintrag in die Lebensmittelkette kommen
kann, ist es notwendig, das Vorkommen dieser Zoonoseerreger zu
kennen, um das Risiko einer Kontamination abschätzen zu können. Das
Ziel dieser Studie war, die Prävalenz lebensmittelrelevanter
bakterieller Zoonoseerreger bei kleinen Wiederkäuern aus der
Schweiz zu ermitteln, um somit ihre Bedeutung als Reservoir und
Infektionsquelle für den Menschen beurteilen zu können. Im Rahmen
dieser Arbeit wurden die Tonsillen und der Kot von 100 Schafen und
100 Ziegen auf das Vorkommen von thermotoleranten Campylobacter
spp., Salmonella spp., enteropathogenen Yersinia spp., STEC sowie
L. monocytogenes untersucht. Dabei handelte es sich jeweils um 50
adulte und 50 juvenile Tiere verschiedener landestypischer Rassen.
Ein Teil der adulten Tiere war zum Zeitpunkt der Schlachtung
trächtig. Im Rahmen der Fleischuntersuchung wurden bei einigen
Tieren verschiedene pathologische Veränderungen festgestellt.
Zunächst wurde eine direkte kulturelle Untersuchung aller
ausgewählten Bakterien unter Verwendung von Selektivnährböden
durchgeführt. Die anschließende Screeninguntersuchung auf das
Vorkommen thermotoleranter Campylobacter spp., Salmonella spp. und
L. monocytogenes erfolgte mittels VIDAS, der Nachweis
enteropathogener Yersinia spp. und STEC mittels Real-Time PCR.
Positive Proben der Screeninguntersuchungen wurden dann mit
Selektivnährböden kulturell untersucht. Weitergehend erfolgte eine
Identifizierung präsumtiv gewachsener Einzelkolonien. Für
thermotolerante Campylobacter spp., Salmonella spp. und L.
monocytogenes wurde eine biochemische Identifizierung gewählt. Zur
Identifizierung von STEC und enteropathogenen Yersinia spp. wurde
anhand präsumtiver Einzelkolonien eine zweite Real-Time PCR
durchgeführt. Abschließend wurden die Ergebnisse hinsichtlich des
Alters der Tiere, des Trächtigkeitsstatus, des Vorkommens
pathologischer Veränderungen sowie der Zugehörigkeit zu
verschiedenen Rassen ausgewertet. In der Screeninguntersuchung
mittels VIDAS fiel die Nachweisrate für Salmonella spp. sowohl bei
den Schafen (Tonsillen 100 %, Kot 95 %) als auch bei den Ziegen
(Tonsillen 70 %, Kot 50 %) sehr hoch aus. Auffallend war dabei der
hohe Anteil positiver Tonsillenproben. Auch thermotolerante
Campylobacter spp. wurden häufig, jedoch nur in den Kotproben der
Tiere (Schafe 75 %, Ziegen 85 %), nachgewiesen. Der Nachweis von L.
monocytogenes fiel niedriger aus (Schafe 5 %, Ziegen 25 %), und war
ebenfalls nur in den Kotproben möglich. In der
Screeninguntersuchung auf enteropathogene Yersinia spp. waren
lediglich 2 % der Schafe positiv für pathogene Y. enterocolitica
(Tonsillen 1 %, Kot 1 %). STEC konnten bei 6 % der Schafe
(Tonsillen 2 %, Kot 4 %) und 21 % der Ziegen (Tonsillen 9 %, Kot 12
%) nachgewiesen werden. Eine kulturelle Isolierung der in der
Screeninguntersuchung positiven Ergebnisse war nur bei einem
geringen Anteil der Proben möglich. Die biochemische
Identifizierung erbrachte bei 9 Tonsillenproben von Schafen den
Nachweis von Salmonella spp. Aus 5 Schafkotproben, 1 Ziegentonsille
und 44 Ziegenkotproben konnten verschiedene apathogene Listeria
spp. isoliert und identifiziert werden, jedoch aus keiner Probe L.
monocytogenes. Alle STEC-positiven Tonsillenproben von Schafen,
sowie 2 von 9 Ziegentonsillenproben ließen sich in der zweiten
Real-Time PCR bestätigen. Die Auswertung des kulturellen
Direktnachweises gab keinen Hinweis auf ein zum Zeitpunkt der
Schlachtung akut infiziertes Tier. Insgesamt fiel die Nachweisrate
pathogener Bakterien bei juvenilen Tieren höher aus als bei adulten
Tieren. Der Vergleich der Ergebnisse erbrachte sowohl im Hinblick
auf eine Trächtigkeit der Tiere als auch hinsichtlich des
Vorkommens pathologischer Veränderungen bei keinen der untersuchten
Bakterien eine statistische Signifikanz. Ein statistisch
signifikanter Zusammenhang zwischen der Nachweisrate und der
Zugehörigkeit zu einer Rasse war lediglich bei der Identifizierung
von Salmonella spp. erkennbar. Die Studie zeigt, dass Schafen und
Ziegen eine wesentliche Bedeutung als Reservoir
lebensmittelrelevanter bakterieller Zoonoseerreger zukommt. Die
Untersuchungen ergaben, dass die Tonsillen insbesondere eine
Infektionsquelle für Salmonella spp. und in geringerem Maße auch
für STEC darstellen. Der Kot spielt v.a. bei der Übertragung von
thermotoleranten Campylobacter spp. und Salmonella spp., aber auch
von STEC und L. monocytogenes eine wichtige Rolle. Im Rahmen der
Schlachtung kann es daher, sowohl ausgehend von einer fäkalen
Verunreinigung, als auch durch das Entfernen der Tonsillen während
der Fleischuntersuchung, zu einer Kontamination und einem Eintrag
der Zoonoseerreger in die Lebensmittelkette kommen. Enteropathogene
Yersinia spp. konnten insgesamt nur in sehr geringem Umfang
nachgewiesen werden, so dass hier den kleinen Wiederkäuern als
asymptomatische Trägertiere keine wesentliche Bedeutung beigemessen
werden kann.

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