Kevin Kühnert zu queerfeindlichem Terrorismus und einer "Selbstlüge"
1 Stunde 2 Minuten
Podcast
Podcaster
Beschreibung
vor 3 Jahren
Der SPD-Vizechef spricht über das Desinteresse der Gesellschaft an
Queerfeindlichkeit, die Homophobie von Merz und Laschet, die Abwahl
von Donald Trump und eine frühere "Selbstlüge". Vor knapp zwei
Wochen forderte Kevin Kühnert im "Spiegel", die politische Linke
müsse ihr angebliches Schweigen zu islamistischem Terror beenden –
parallel enthüllte das Magazin, dass das Attentat auf zwei Männer
in Dresden einen mutmaßlich homofeindlichen Hintergrund hat. In
seinem Text konnte der Noch-Juso-Vorsitzende, SPD-Vizechef und
Bundestagskandidat nicht mehr darauf eingehen – im neuen
QUEERKRAM-Podcast von Johannes Kram hatte er nun dazu die
Gelegenheit. Warum schweigt ein Großteil der politischen Elite zu
queerfeindlichem Terrorismus, will Kram, der sich an die
Sprachlosigkeit der Bundesregierung nach dem Attentat von Orlando
erinnert fühlt, von Kühnert wissen. Der vermutet ein
"Missverständnis in der Mehrheitsgesellschaft", die den Wunsch nach
Gleichbehandlung als Aufruf interpretiere, über die sexuelle
Orientierung zu schweigen. "Wir müssen auch wegkommen von diesem
ritualisierten 'Das ist ein Angriff auf uns alle'", fordert der
31-jährige SPD-Shootingstar in diesem Zusammenhang. Hinter dieser
Floskel, die auch am Sonntag bei der vom CSD organisierten
Mahnwache in Dresden zu hören war, verberge sich oft ein
"weitschweifiges Desinteresse an den eigentlichen Gründen von
Angriffen", so Kühnert. "Es ist schön, wenn sich Leute
mitangegriffen fühlen und dann Empörung und Widerstand daraus
entwickeln, aber angegriffen werden häufig sehr gezielt ganz
bestimmte Gruppen." Im Podcast wagt der Juso-Chef außerdem eine
Prognose zur US-Wahl am Dienstag, spricht über seine Strategie
gegen Populismus ("Mehr kommunizieren, verständlicher
kommunizieren, ja und auch ruhiger kommunizieren") und wie sich der
Einsatz für Minderheitenrechte und soziale Gerechtigkeit
miteinander verbinden lassen. Natürlich geht es auch um die
Queerfeindlichkeit der Bewerber um den CDU-Vorsitz. Dass Friedrich
Merz beim Thema Homosexualität sofort an Pädophilie denkt,
interpretiert Kühnert entweder als dessen feste Überzeugung oder
bewusste Äußerung, um den rechten Rand zu triggern. "Das ist wie,
als wenn Armin Laschet den polnischen Staatspräsidenten empfängt
und sagt, ich habe kein Problem, dass er Pole ist, solange er nicht
meine Armbanduhr klaut." Als Grund dafür, warum die so
offensichtliche Queerfeindlichkeit von Merz in der Union nicht
erkannt wird, vermutet der SPD-Vizechef "fehlende Empathie" mit
Lesben und Schwulen. In dem gut einstündigen Gespräch mit Johannes
Kram übt Kevin Kühnert, der vor zweieinhalb Jahren in einem
"Siegessäule"-Interview erstmals unspektakulär über sein Schwulsein
sprach, auch Selbstkritik. Während er vor zwei Jahren noch meinte,
seine Homosexualität sei für sein politisches Handeln nicht so
relevant, bezeichnete er dies nun als "Selbstlüge". Es sei eine
Stärke, die eigene queere Perspektive einzubringen und der
"Autorität der eigenen Biografie" zu vertrauen. Nicht zuletzt geht
es im Podcast auch um Privates. Kühnert, der mit der S-Bahn zum
Tonstudio gekommen ist, spricht über seinen Versuch, als
Spitzenpolitiker "Teil des normalen Lebens" zu sein, erzählt von
seinen enormen Kräuterschnaps-Vorräten und seinem Tinder-Profil.
Freuen darf man sich auch auf einen bevorstehenden Auftritt in
Drag. Micha Schulte, queer.de 2.11.2020
Queerfeindlichkeit, die Homophobie von Merz und Laschet, die Abwahl
von Donald Trump und eine frühere "Selbstlüge". Vor knapp zwei
Wochen forderte Kevin Kühnert im "Spiegel", die politische Linke
müsse ihr angebliches Schweigen zu islamistischem Terror beenden –
parallel enthüllte das Magazin, dass das Attentat auf zwei Männer
in Dresden einen mutmaßlich homofeindlichen Hintergrund hat. In
seinem Text konnte der Noch-Juso-Vorsitzende, SPD-Vizechef und
Bundestagskandidat nicht mehr darauf eingehen – im neuen
QUEERKRAM-Podcast von Johannes Kram hatte er nun dazu die
Gelegenheit. Warum schweigt ein Großteil der politischen Elite zu
queerfeindlichem Terrorismus, will Kram, der sich an die
Sprachlosigkeit der Bundesregierung nach dem Attentat von Orlando
erinnert fühlt, von Kühnert wissen. Der vermutet ein
"Missverständnis in der Mehrheitsgesellschaft", die den Wunsch nach
Gleichbehandlung als Aufruf interpretiere, über die sexuelle
Orientierung zu schweigen. "Wir müssen auch wegkommen von diesem
ritualisierten 'Das ist ein Angriff auf uns alle'", fordert der
31-jährige SPD-Shootingstar in diesem Zusammenhang. Hinter dieser
Floskel, die auch am Sonntag bei der vom CSD organisierten
Mahnwache in Dresden zu hören war, verberge sich oft ein
"weitschweifiges Desinteresse an den eigentlichen Gründen von
Angriffen", so Kühnert. "Es ist schön, wenn sich Leute
mitangegriffen fühlen und dann Empörung und Widerstand daraus
entwickeln, aber angegriffen werden häufig sehr gezielt ganz
bestimmte Gruppen." Im Podcast wagt der Juso-Chef außerdem eine
Prognose zur US-Wahl am Dienstag, spricht über seine Strategie
gegen Populismus ("Mehr kommunizieren, verständlicher
kommunizieren, ja und auch ruhiger kommunizieren") und wie sich der
Einsatz für Minderheitenrechte und soziale Gerechtigkeit
miteinander verbinden lassen. Natürlich geht es auch um die
Queerfeindlichkeit der Bewerber um den CDU-Vorsitz. Dass Friedrich
Merz beim Thema Homosexualität sofort an Pädophilie denkt,
interpretiert Kühnert entweder als dessen feste Überzeugung oder
bewusste Äußerung, um den rechten Rand zu triggern. "Das ist wie,
als wenn Armin Laschet den polnischen Staatspräsidenten empfängt
und sagt, ich habe kein Problem, dass er Pole ist, solange er nicht
meine Armbanduhr klaut." Als Grund dafür, warum die so
offensichtliche Queerfeindlichkeit von Merz in der Union nicht
erkannt wird, vermutet der SPD-Vizechef "fehlende Empathie" mit
Lesben und Schwulen. In dem gut einstündigen Gespräch mit Johannes
Kram übt Kevin Kühnert, der vor zweieinhalb Jahren in einem
"Siegessäule"-Interview erstmals unspektakulär über sein Schwulsein
sprach, auch Selbstkritik. Während er vor zwei Jahren noch meinte,
seine Homosexualität sei für sein politisches Handeln nicht so
relevant, bezeichnete er dies nun als "Selbstlüge". Es sei eine
Stärke, die eigene queere Perspektive einzubringen und der
"Autorität der eigenen Biografie" zu vertrauen. Nicht zuletzt geht
es im Podcast auch um Privates. Kühnert, der mit der S-Bahn zum
Tonstudio gekommen ist, spricht über seinen Versuch, als
Spitzenpolitiker "Teil des normalen Lebens" zu sein, erzählt von
seinen enormen Kräuterschnaps-Vorräten und seinem Tinder-Profil.
Freuen darf man sich auch auf einen bevorstehenden Auftritt in
Drag. Micha Schulte, queer.de 2.11.2020
Weitere Episoden
59 Minuten
vor 6 Monaten
1 Stunde 20 Minuten
vor 1 Jahr
56 Minuten
vor 1 Jahr
1 Stunde 3 Minuten
vor 1 Jahr
60 Minuten
vor 1 Jahr
Abonnenten
Freiburg
Kommentare (0)