QUEERKRAM
Queer.de präsentiert den queeren Podcast mit Nollendorfblogger Johannes Kram
Podcaster
Episoden
02.11.2024
1 Minute
Schauspieler Jannik Schümann spricht über seine Rolle im neuen
Audible-Hörspiel „1984“, die Aktualität von George Orwells Roman
und sein spektakulär unspektakuläres Coming-out vor vier Jahren. Es
war eines der wichtigsten öffentlichen Coming-outs der letzten
Jahre: Am zweiten Weihnachtsfeiertag 2020 stellte Schauspieler
Jannik Schümann auf Instagram erstmals seinen Partner Felix vor.
Auf dem Schwarz-weiß-Foto umarmt der 28-Jährige auf einer
romantischen Winterwiese seinen heutigen Verlobten, der ihm einen
liebevollen Kuss auf die Stirn gibt. Schümann selbst lächelt dabei
glücklich in die Kamera. Zum Foto postete der Filmstar nichts außer
ein rotes Herz-Emoji. Über das spektakulär unspektakuläre
Coming-out vor vier Jahren spricht Johannes Kram mit Jannik
Schümann im neuen QUEERKRAM-Podcast – und kann dem Schauspieler
einige bislang unbekannte Details entlocken. So hat der heute
32-Jährige seinen Instagram-Post zum Fest der Liebe nicht nur genau
geplant, sondern sogar mit einem Countdown mit Sekt, Partner und
Freund*innen eingeläutet. „Ich wollte kein Exklusiv-Interview
geben“, erzählt er. „Ich wollte nicht sagen: ‚Ich bin schwul‘.“
Seine bislang öffentlich nicht bekannte Homosexualität habe
beiläufig in einem Instagram-Post „einschleusen“ wollen. Gegenüber
seiner Familie hat sich Schümann schon mit 18 Jahren geoutet,
gegenüber der Öffentlichkeit ließ er sich Zeit. „Ein Outing hat
immer was mit Selbstliebe zu tun“, meint der Schauspieler im
Gespräch mit Johannes Kram. „Ich konnte das vorher noch nicht in
der Gesellschaft veröffentlichen, weil ich einfach selbst noch
nicht so weit war oder weil ich noch nicht den Partner an meiner
Seite hatte, mit dem ich das hätte machen können, und weil ich
einfach den Mut und das Standing nicht hatte, zu sagen: ‚Ey, wenn
ihr das jetzt scheiße findet und mich in der Branche nicht
akzeptiert, dann ist das auch nicht Branche für mich‘.“ Seiner
Karriere hat das Coming-out nicht geschadet, im Gegenteil. Seit
2021 ist er in der erfolgreichen RTL-Serie „Sisi“ als Kaiser Franz
Joseph I. zu sehen, in der Kinokomödie „Chantal im Märchenland“
überzeugte er zuletzt im Frühjahr als Prinz Bechtold. Seit 1.
November leiht er im neuen Audible-Original-Hörspiel „1984“ seine
Stimme der heterosexuellen Hauptfigur Winston Smith. „Ich wollte
das sofort machen“, auch wenn der Roman von George Orwell ein
„großer Brocken“ sei, erzählt Jannik Schümann im Podcast – und
spricht über die Herausforderung und gleichzeitig Chance, Gefühle
ausschließlich mit Hilfe seiner Stimme zu transportieren. Orwell
habe „1984“ in den 1940er Jahren geschrieben, sagt er. „und das ist
Buch ist superaktuell.“ Als schwuler Mann habe er natürlich einen
persönlichen Bezug zu der im Roman beschriebenen Ausgrenzung und
Zermürbung von Minderheiten in einer diktatorischen Gesellschaft.
„Ich hatte alle Freiheiten“, kommentiert er den neuen Rechtsruck.
Wir spüren ja gerade, wie einem die Freiheiten wieder genommen
werden.“ Im Gespräch mit Johannes Kram geht es auch um Schümanns
erste queere Rolle in „Die Mitte der Welt“, Liebesbriefe von jungen
Schwulen, die Initiative #ActOut, die er mit großem Engagement
unterstützte, seine bewegende Rede 2023 im Deutschen Bundestag bei
der Gedenkstunde für die homosexuellen Opfer des
Nationalsozialismus, Liebesszenen vor der Kamera, den Druck bei
Dreharbeiten und kleine Zusammenbrüche, wenn die letzte Klappe
fällt, sowie Musicals als Safe Space für queere Menschen. Apropos
Musicals. Dass Jannik Schümann noch viel vorhat, zeigte er kürzlich
als Moderator des Deutschen Musicaltheaterpreises, wo sich der
ehemalige „Mozart“-Kinderdarsteller und große „Billie Elliot“-Fan
singend und tanzend (und alles anders als zurückhaltend) für eine
Musicalrolle ins Gespräch brachte. Sein Traumrolle will er im
Podcast nicht verraten – aber vielleicht wird ja ein Musical extra
für ihn geschrieben… Als queerer Hauptdarsteller könnte Jannik
Schümann erneut Geschichte schreiben. .- Micha Schulze, queer.de,
2.11.2024
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30.03.2024
59 Minuten
Sarah Petzold, die acht Jahre als Türsteherin im berühmtesten
Technoclub der Welt arbeitete, spricht über die Macht der
Einlass-Crew, das Berghain als queerer Safe Space und die Auswahl
einer guten Party-Crowd. Ins Berliner Berghain zu gelangen, ist
keine leichte Angelegenheit. Sehr oft stundenlang stehen Menschen
in der Schlange vor dem berühmtesten Technoclub der Welt, um sich
dann, endlich am Eingang angekommen, anhören zu müssen: „Tut mir
leid, aber heute nicht“. Die Einlassregeln sind so berüchtigt
streng, dass es im Internet zahlreiche fragwürdige Kleidungs- und
Verhaltenstipps gibt, wie man die Tür-Crew angeblich gnädig stimmen
kann. Wie kommt man denn nun wirklich garantiert ins Berghain? Um
diese Frage geht es glücklicherweise nicht im neuen
QUEERKRAM-Podcast, in dem Johannes Kram die langjährige
Berghain-Türsteherin Sarah Petzold zu Gast hat. Aber es geht sehr
wohl um die Hintergründe der strengen Türpolitik, die nicht allein
wegen der Massen an Neugierigen existiert. Die lesbische
Berlinerin, die ihren Job bis vor kurzem acht Jahre lang ausgeübt
hat, berichtet außerdem von ihren Erfahrungen. Ihrer Macht als
Türsteherin ist sich Petzold bewusst: „Ich kann der Person das
Wochenende total versauen, ich kann ihr das schönste Wochenende der
Welt machen - das ist meine Entscheidung“, erzählt sie im Podcast.
Doch aus dieser Macht ziehe sie keine Befriedigung, sie bemühe
sich, bei jeder Abweisung höflich zu sein. Ihr gehe es darum, die
richtige Mischung für eine gelungene Party zu finden. „Das ist eine
Form von Kunst, die richtige Menschenmenge zusammenzustellen“, so
Petzold. Ihr Fazit: Die Person an der Tür ist wichtiger als die
hinter dem DJ-Pult. Wer nicht ins Berghain passe, das sehe sie
schon, wenn sie die Schlange beobachte, erzählt die
Kampfsportlerin. Vor allem gehe es darum, die Intoleranten, die
Ja-aber-Menschen herauszufiltern, die von dem sexpositiven
„Schlaraffenland für Erwachsene“ (Sarah Petzold) oder der queeren
Vielfalt der Besucher*innen möglicherweise überfordert sein
könnten. „Wir wollen einen Safe Space für alle bewahren“, stellt
die Ex-Türsteherin klar. Aufgrund der harten Tür wird im Berghain
eine queere Gesellschaftsutopie gelebt – das ist die vielleicht
wichtigste Erkenntnis aus diesem spannenden Podcast. Was mitunter
bunte Blüten treibt: So erzählt Sarah Petzold, dass sich
heterosexuelle Männer schon mal händchenhaltend als schwules Paar
ausgeben, um in den legendären Technoclub zu gelangen. In dem rund
einstündigen Gespräch geht es außerdem um Sarahs Hobby Mixed
Martial Arts (MMA), bei dem man schon mal ohnmächtig werden kann,
den richtigen Umgang mit queerfeindlicher Gewalt, um die
Beliebtheit der Berghain-Cruisingarea auf Frauenpartys „Auch Lesben
sind innerlich kleine Kinder“), den Umgang mit der gefährlichen
Droge G und warum Techno und Schlager kein Widerspruch sein müssen
- vor dem Berghain hat der Kerstin-Ott-Fan als Türsteherin
ausgerechnet in der Busche gearbeitet. Am Ende des Podcasts ist man
richtig traurig, dass Sarah Petzold ihren Berghain-Job aufgegeben
hat. Neben ihrem Hauptberuf – sie ist gelernte Anlagenmechanikerin
– seien die Nachtschichten einfach zu viel geworden, erzählt sie im
Gespräch mit Johannes Kram. Was aber auch etwas Gutes hat: Jetzt
kann sie das Berghain auch selbst wieder als ganz normaler Gast
genießen. - Micha Schulze, queer.de, 30. März 2024
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27.02.2023
1 Stunde 20 Minuten
Peter Plate und Ulf Leo Sommer sprechen über ihr neues Musical, den
gemeinsamen Song „Vincent“ mit Sarah Connor, die Beziehung des
Ex-Paares und natürlich über Rosenstolz. Die Drei im Studio haben
sich vor 25 Jahren das erste Mal getroffen. Beim deutschen
Eurovision-Vorentscheid 1998 war Podcaster Johannes Kram als
Manager von Sieger Guildo Horn dabei. Peter Plate belegte mit
Rosenstolz den zweiten Platz. Ulf Leo Sommer war damals nicht nur
Plates Lebenspartner, sondern auch als Produzent, Komponist und
Texter des Duos tätig. Doch erst ganz am Ende des Gesprächs kommen
die drei Männer auf diese Begegnung zu sprechen. Der neue
QUEERKRAM-Podcast beginnt natürlich mit Peter Plates und Ulf Leo
Sommers Musical "Romeo & Julia - Liebe ist alles", das am 19.
März im Berliner Theater des Westens Premiere feiert und den
riesigen Erfolg von „Ku’damm 56“ noch in den Schatten stellen
könnte. „Liebe, Sex und Tod, das sind eh unsere Themen“, sagt
Sommer zum Projekt. Beide legen großen Wert darauf, den
Shakespeare-Klassiker nicht nur als stockheterosexuelle
Liebesgeschichte zu erzählen. So ist in ihrer Fassung Mercutio
heimlich in seinen besten Kumpel Romeo verknallt. Der neu
dazugeschriebene Todesengel wiederum sei ein „Kniefall vor Klaus
Nomi“, verrät Plate. Das schwule Kreativ-Duo zeigt seit vielen
Jahren, dass sich selbstverständlich gelebte Queerness, Einsatz für
LGBTI-Rechte und Erfolg im sogenannten Mainstream nicht
ausschließen. Der Pop von Rosenstolz habe queere Vielfalt gefeiert
und die Gesellschaft verändert, lobt Kram im Podcast - und erinnert
u.a. an den frühen Ehe-für-alle-Song „Ja, ich will“, den das Duo
1999 zusammen mit Hella von Sinnen aufgenommen hat. Ausführlich
sprechen sie auch über Peter Plates wichtige Live-Kritik vor sieben
Millionen TV-Zuschauer*innen, als ausgerechnet der queerfeindliche
Rapper Bushido den Integrations-Bambi verliehen bekam. Plate und
Sommer haben auch nie vergessen, wo die Rosenstolz-Karriere einst
begann. „Im SchwuZ, da durften wir lernen“, erinnert sich der
Sänger an „furchtbare Auftritte“ vor über dreißig Jahren, nachdem
er von Braunschweig nach Berlin gezogen war. Zum späteren Erfolg
meint er: „Rosenstolz hat gut funktioniert, weil ich so ein
Kleinstadt-Pampel war.“ 2012 verabschiedete sich Rosenstolz von der
Bühne, doch Plate und Sommer schrieben weiterhin Songs – u.a. für
die No Angels, 2Raumwohnung oder Helene Fischer. Zu den
bekanntesten gehört sicherlich das schwule Stück „Vincent“ von
Sarah Connor, das wegen der ersten Zeile „Vincent kriegt kein'
hoch, wenn er an Mädchen denkt“ von einigen Radiosendern nicht
gespielt wurde. Im Podcast sprechen sie ausführlich über die
Entstehungsgeschichte („Sarah kam ins Tonstudio und wollte gern mal
ein schwules Lied schreiben“), ihre erste Abwehrhaltung, die
Message des Songs und die albernen Entschärfungsversuche der
Plattenfirma. Peter Plate und Ulf Leo Sommer sind dann am besten,
wenn ihrer Kreativität keine Grenzen gesetzt werden. „Eigentlich
sind wir faul“, sagt Plate im Gespräch mit Johannes Kram. „Wir
können nur so richtig arbeiten, wenn wir für irgendetwas brennen.“
Wie sehr ihnen das Musical "Romeo & Julia“ am Herzen liegt, vom
dem sie glauben, dass es polarisieren werde, spürt man auch beim
Hören des Podcasts. Ständig fallen sich die beiden gegenseitig ins
Wort, auch die verabredete Übergabe des „Rede-Löffels“ will nicht
so ganz funktionieren. In schwierigen Zeiten geben sich Plate und
Sommer wiederum gegenseitig Kraft, auch wenn sie seit rund 15
Jahren kein klassisches Paar mehr sind. „Unsere Liebe hat sich
geändert. die romantische Beziehung ist vorbei, aber die
freundschaftliche Beziehung ist tiefer geworden. Der ganze
Eifersuchts-Shit ist vorbei“, erzählt Sommer. „Es ist leichter,
zusammen mutig zu sein.“ Liebe ist alles. --- Micha Schulze,
queer.de, 27. Februar 2023
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28.01.2023
56 Minuten
Die Politologin, Aktivistin und Autorin Emilia Roig spricht über
die transformative Kraft der Intersektionalität, das Erkennen von
Privilegien, revolutionäre Spiritualität und die Abschaffung der
Ehe. Als queere Schwarze Frau will Emilia Roig natürlich
Queerfeindlichkeit und Rassismus beenden, doch da macht die
Politologin, Aktivistin und Buchautorin aus Berlin nicht halt. Ohne
Überwindung des Kapitalismus wird das nicht gelingen, glaubt sie.
Und träumt nicht nur vom Ende des Patriarchats, sondern auch von
der Abschaffung der Nationalstaaten, der Lohnarbeit, des Geldes
sowie von Polizei und Armee. Nicht wenige werden jetzt mit den
Augen rollen, doch es lohnt sich, Emilia Roig einmal zuzuhören. Im
neuen QUEERKRAM-Podcast von Johannes Kram zeigt die Gründerin und
Direktorin des Center for Intersectional Justice, dass sie mehr zu
bieten hat als linke Phrasen und naive Fantastereien. Bei ihrer
Utopie setzt sie auch nicht auf die große Revolution, sondern auf
öffentliche Denkanstöße, einen „Prozess des Verlernens“ und
Spiritualität: „Ich möchte, dass wir merken, dass wir alle
verbunden sind“, sagt Roig im Podcast. „Jeglicher Versuch, Menschen
voneinander zu trennen durch künstliche Linien wie zum Beispiel
Hautfarben, Geschlecht oder Körperformen, entspricht nicht unserer
Essenz als Menschen.“ Bekannt wurde die 1983 geborene Französin mit
ihrem 2021 erschienenen erstem Buch „Why We Matter. Das Ende der
Unterdrückung“, das gleich ein Bestseller wurde. Darin erklärt die
Tochter eines jüdisch-algerischen Vaters und einer aus Martinique
stammenden Mutter anhand ihrer eigenen Familiengeschichte, wie
Strukturen der Unterdrückung erkannt und bekämpft werden können.
Dabei geht es etwa um rassistische Denkmuster des Vaters oder eine
geheime lesbische Affäre der Mutter. „Wenn wir über Unterdrückung
sprechen, müssen wir auch über unsere persönlichen Geschichten
sprechen, weil wir in den Systemen verankert sind“, stellt Roig im
Gespräch klar. „Das Politische von dem Persönlichen zu trennen,
geht nicht.“ Im Kampf gegen Benachteiligung und Suppression ist für
die Politologin und Mutter eines Sohnes eine intersektionale
Betrachtung unablässlich, also das Sichtbarmachen verschiedener
Formen von Diskriminierung und ihren Überschneidungen. „Diese
Theorie erlaubt uns, die Macht zu enthüllen“, sagt Ruig auf Krams
Frage, warum das Wort „Intersektionalität“ so vielen Menschen Angst
bereite. Sie glaube jedoch an ihre positive und transformative
Kraft. „Die Überwindung von Unterdrückung kommt allen zugute.“ Im
QUEERKRAM-Podcast spricht Emilia Roig darüber hinaus über die
„Übermacht der Heterosexualität“, mit der queere Menschen täglich
konfrontiert würden, Queerness als ihre subversive Superpower, das
Erkennen eigener Privilegien und nicht zuletzt über das neue Buch,
an dem sie gerade arbeitet. Der Titel „Das Ende der Ehe. Für eine
Revolution der Liebe“ verrät bereits, was sie ebenfalls am liebsten
abschaffen würde. Die Öffnung der Ehe habe - trotz des klaren
Fortschritts - queere Menschen in strukturell diskriminierende
Strukturen gequetscht, kritisiert Ruig. „Es war eine verpasste
Chance, die Ehe nicht abzuschaffen.“
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24.12.2022
1 Stunde 3 Minuten
Kinderbuchautor Ulrich Hub und Lukas Nimscheck von der Kinderband
Deine Freunde sprechen über ihre besondere Zielgruppe,
LGBTI-Sichtbarkeit und Vorwürfe der „Frühsexualisierung“. Unter
einer AfD-Regierung hätten sie vermutlich Berufsverbot: Ulrich Hub
und Lukas Nimscheck sind große Namen in der deutschen
Kindermedienszene – und beide offen schwul. Der Schriftsteller und
Regisseur Ulrich Hub, der meistgespielte deutschsprachige Autor von
KIndertheaterstücken und Bestsellerautor von Kinderbüchern wie „An
der Arche um acht“, der Komponist und Autor Nimscheck Sänger der
erfolgreichen Kinderband Deine Freunde. Im QUEERKRAM-Podcast von
Johannes Kram treffen sie erstmals aufeinander. In dem spannenden
Gespräch geht es zum einen um die besondere Zielgruppe der beiden
Künstler, die gar nicht so einfach zu erreichen sei. „Kein Kind
entscheidet sich selbst, ein Buch zu lesen“, sagt Hub. „Wir
kommunizieren ausschließlich mit Eltern“, erzählt auch Nimscheck.
Grundschüler*innen seien nun mal zu jung für Instagram und Co. Zum
anderen schwärmen die beiden Podcast-Gäste von den großen
Freiräumen ihres Genres, das weniger Tabus kenne und viel mehr
Humor zulasse als Stücke für Erwachsene. Beide klammern in ihrer
Arbeit queere Themen nicht aus - und machten damit nicht nur
positive Erfahrungen. Zusammen mit Franziska Kuropka brachte Lukas
Nimscheck etwa die Musical-Comedy „Wir - Familie ist, was man draus
macht!“ auf die Bühne des Hamburger Schmidt-Theaters. Dort lief das
Stück über queere Familienplanung vor ausverkauftem Haus, doch
keine andere Stadt wollte es bis heute übernehmen. Von Ulrich Hub
wiederum stammt das bekannte Kinderstück „Ein Känguru wie du“. Die
Geschichte um das schwule boxende Känguru Django, das in einem
Zirkus dafür sorgt, dass die Raubkatzen Pascha und Lucky ihre
Vorurteile überwinden, wurde 2017 vom Theater Baden-Baden nach
einem Eltern-Boykott vorzeitig abgesetzt. „Das Buch wird am
wenigsten verkauft“, räumt der Autor im Podcast ein. Auch in Polen
seien seine Werke schon zensiert worden. Die Beispiele zeigen:
LGBTI-Sichtbarkeit in Medien, vor allem in Kindermedien, ist bis
heute nicht selbstverständlich. Dass bereits kleinste Versuche, die
Vielfalt der Gesellschaft abzubilden, von AfD, „Demo für alle“ und
Co als „Frühsexualisierung“ diffamiert werden, empört Ulrich Hub:
„Die Heterosexualität ist so allgegenwärtig und groß, dass wir es
gar nicht schaffen können, die Kinder ausgewogen zu informieren.“
In dem rund einstündigen Gespräch mit Johannes Kram geht es auch um
den Einfluss, den Autor*innen auf Kinder haben, den Umgang mit
sogenannter Political Correctness, die „fehlende Wärme“ des Bully
Herbig, die neue positive Rolle des „schwulen Onkels“ sowie die
Frage, wann man sich vor Kindern outen sollte. Er finde es
schwierig, queere Sichtbarkeit „zur Agenda zu machen“, stöhnt Lukas
Nimscheck im Podcast. Von Eltern werde er nahezu wöchentlich
gebeten, ein Coming-out-Lied zu schreiben. „Wäre toll, wenn du das
machst“, ermuntert ihn Ulrich Hub. „Es gibt für die ganz jungen
Menschen keine schwulen oder lesbischen Identifikationsfiguren.“
„Ich schließe es nicht aus“, entgegnet Nimscheck. „Aber mich muss
die Muse dafür küssen, das geht nicht auf Aufforderung.“ - Micha
Schulze, queer.de, 24.12.2022
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Über diesen Podcast
Hier gibt es rund einstündige Gespräche, die der Autor Johannes
Kram mit Gästen führt, die meist aus der LGBTI-Community kommen,
also offen lesbisch, schwul, bi-, intersexuell oder trans sind.
Unter dem Motto „Wir sind alle anders, wir sind alle gleich“ möchte
Kram dazu beitragen, völlig unterschiedliche Lebensgeschichten,
Erfahrungen und Standpunkte erfahrbar zu machen und gleichzeitig
die Gemeinsamkeiten zu ergründen, die queere Menschen verbinden.
Zwischen Generationen, Identitäten und Lifestyles möchte QUEERKRAM
Brücken schlagen – innerhalb der queeren Community, aber auch
darüber hinaus –, denn Kram ist überzeugt, „dass wir uns alle etwas
zu sagen haben.“ QUEERKRAM ist bewusst so gestaltet, dass er mit
der Auswahl der Gäste und Themen auch einen Streifzug durch die
vielfältigen Facetten von Alltag, Kultur sowie Geschichten und
Geschichte aus queerer Sicht bietet, der leicht verständlich
informiert, aufklärt und Hintergründe beleuchtet. QUEERKRAM wurde
2021 von Apple als einer der zehn besten neuen deutschsprachigen
Podcasts ausgezeichnet und ist das erste und bislang einzige queere
Projekt, das mit dem Grimme Online Award prämiert wurde. Der
Podcast erscheint in Kooperation mit queer.de, der größten
deutschsprachigen queeren Nachrichtenseite. Johannes Kram ist u. a.
Autor des mehrfach preisgekrönten Nollendorfblogs, des Buches „Ich
hab ja nichts gegen Schwule, aber …“ sowie der Theaterstücke „Seite
Eins“ und „Operette für zwei schwule Tenöre“. Redaktion und
Gesamtverantwortung: Johannes Kram
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