Digital konsumieren, blöd fühlen, aber trotzdem weitershoppen?

Digital konsumieren, blöd fühlen, aber trotzdem weitershoppen?

Viele schämen sich, online Geschenke, Essen oder Taxis zu ordern. Und tun es trotzdem. Das ist rational, verdrängt aber das Problem, sagt der Philosoph Ludger Heidbrink. Flugscham ist spätestens seit diesem Jahr ein fester Begriff bei allen, die peinlich
57 Minuten

Beschreibung

vor 4 Jahren
Viele schämen sich, online Geschenke, Essen oder Taxis zu ordern.
Und tun es trotzdem. Das ist rational, verdrängt aber das Problem,
sagt der Philosoph Ludger Heidbrink. Flugscham ist spätestens seit
diesem Jahr ein fester Begriff bei allen, die peinlich berührt
zugeben müssen, dass sie trotz der Klimakrise schon wieder in den
Flieger steigen. Viele Menschen plagt aber auch Digitalscham:
dieses zerknirschte Gefühl, die Weihnachtsgeschenke doch schon
wieder bei Amazon bestellt zu haben, obwohl man doch um die
Berichte über die Arbeitsbedingungen in den Logistikzentren weiß.
Oder aber, weil man erneut Essen, Taxi oder andere Dienstleistungen
im Internet geordert hat – obwohl die damit verbundenen Probleme
von Arbeitnehmerrechten bis zur Nachhaltigkeit auch hier auf der
Hand liegen. Warum aber tun wir es trotzdem? Wie berechtigt sind
die Schamgefühle – und was bringen sie überhaupt? Wir sind
"Virtuosen der Verantwortungsabwehr", sagt Ludger Heidbrink,
Professor für praktische Philosophie an der Universität Kiel. Im
Gespräch mit ZEIT ONLINE seziert er, warum es durchaus rational
sein kann, online einzukaufen, mit welchen Tricks und Verrenkungen
wir unser moralisches Gewissen trotzdem beruhigen und was besser
wäre als ein Boykott digitaler Anbieter. Digital konsumieren, blöd
fühlen und dann trotzdem weitershoppen – dazu komme es auch, wenn
Konsumentinnen und Konsumenten eben nur das Gefühl der Scham
hätten, aber ihre Schuld an den Zuständen und Auswirkungen, die
ihnen da so unangenehm sind, nicht anerkennen würden. Anlass zur
Resignation ist das aber nicht: Heidbrink betont, dass die
Konsumentinnen und Konsumenten gerade im Digitalen stärker Einfluss
auf die Geschäftspraktiken der Unternehmen nehmen können. Eine
solche Rolle als demokratische Konsumentinnen und Konsumenten müsse
allerdings noch gelernt werden. Sie erreichen uns per Mail unter
wirddaswas@zeit.de. Die nächste Folge erscheint am 16. Januar.
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