Tierfreundliche Haltungsumwelt für Pekingenten – Untersuchungen zu Rundtränken, Duschen und Ausläufen unter Berücksichtigung des Verhaltens, der Tiergesundheit und der Wirtschaftlichkeit

Tierfreundliche Haltungsumwelt für Pekingenten – Untersuchungen zu Rundtränken, Duschen und Ausläufen unter Berücksichtigung des Verhaltens, der Tiergesundheit und der Wirtschaftlichkeit

Beschreibung

vor 18 Jahren
In insgesamt fünf Versuchsdurchgängen, die alle in den Stallungen
der Landesanstalt für Landwirtschaft in Kitzingen stattfanden,
wurden Pekingenten in Wahlversuchen Duschen (ab dem 22. Lebenstag)
oder modifizierte Rundtränken nach Heyn und Erhard (ab dem 24.–25.
Lebenstag) für vier beziehungsweise sechs Stunden täglich
zusätzlich zu den in Mastbetrieben üblichen Nippeltränken
angeboten. Zielsetzung dieser Studie war es, eine zugleich
tierfreundliche und unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten
realisierbare Alternative in der Wasserversorgung zu finden. Der
Stall, in den die Enten als Eintagsküken eingestallt wurden, war in
sechs Abteile von 32 m² Größe unterteilt. Jedes Abteil umfasste
einen eingestreuten Bereich mit Futterschalen sowie auf der linken
und rechten Stallseite je einen 4 m² großen, erhöhten Tränkebereich
mit perforiertem Boden. In drei von fünf Versuchsdurchgängen
erhielten die rund 200 Tiere pro Abteil Zugang zu einem 11,4 m²
großen, überdachten Auslauf mit perforiertem Boden, in dem
zeitweise Tränken installiert waren und der über eine Klappe auf
der linken Stallseite zugänglich war. Um die Tierfreundlichkeit der
verschiedenen Systeme zu überprüfen, wurde das Tierverhalten am
Mastanfang (27.–31. Lebenstag) und -ende (41.–46. Lebenstag) anhand
von 24-Stunden-Videoaufnahmen der Tränkebereiche und Ausläufe sowie
einer 20-minütigen Direktbeobachtung, die das gesamte Abteil
umfasste, mittels Scan Sampling und Instantaneous Sampling (MARTIN
und BATESON, 1993) untersucht. Besonderes Augenmerk wurde dabei auf
die mit dem Wasser assoziierten Verhaltensweisen „Trinken“, „Putzen
mit Tränkewasser“ und „Badeverhalten“ sowie auf die
„Badeersatzhandlungen“ gerichtet. Um die Tiergesundheit beurteilen
zu können, wurden zu Mastanfang und -ende 15 Tiere aus jedem der
sechs Abteile auf Gefiederverschmutzung, Verletzungen und
Vorhandensein von ein- oder beidseitigen Nasenlochverstopfungen und
Augenentzündungen untersucht sowie am Ende der Mast zusätzlich auf
ihre Gefiederqualität. Von 15 Tieren jedes Abteils wurden außerdem
zu beiden Terminen Blutproben gewonnen und auf ihren Hämatokrit-,
Hämoglobin- und Corticosterongehalt untersucht. Die
Wirtschaftsdaten zu Wasserverbrauch und Mastergebnissen ermittelten
die Mitarbeiter in Kitzingen. Die Ergebnisse aus der
Verhaltensbeobachtung lassen den Schluss zu, dass die Enten
Rundtränken eindeutig gegenüber Nippeltränken bevorzugen. Während
der vier- beziehungsweise sechsstündigen Zugangszeit zu den
Rundtränken konnte an diesen stets eine deutlich höhere
Tränkeaktivität („Trinken“ plus „Putzen mit Tränkewasser“)
festgestellt werden als an den Nippeltränken in den
gegenüberliegenden Tränkebereichen. Der prozentuale Anteil der
Tiere im Tränkebereich, die an den Rundtränken mit Trinken oder
Putzen mit Wasser beschäftigt waren, nahm zum Mastende hin zu,
wohingegen die Tränkebereiche mit Nippeltränken vorwiegend als
Ruheräume genutzt wurden. Die Enten suchten die Rundtränken gezielt
auf, um zu trinken und ihr Gefieder mit Wasser zu reinigen. Anders
verhielt es sich in den Tränkebereichen mit Dusche. Hier konnten
während der Betriebszeit der Dusche zum einen insgesamt deutlich
weniger Tiere beobachtet werden als in Tränkebereichen mit
Rundtränken, und zum anderen lag die Tränkeaktivität an den
Duschen, die stellenweise gegen Null ging, deutlich niedriger als
an den Nippeltränken im Tränkebereich gegenüber der Dusche.
Natürliches Badeverhalten konnte an keiner der drei Tränkeformen
festgestellt werden. An den Rundtränken war den Tieren aber
zumindest ein partielles Eintauchen des Kopfes möglich. Die
Ausläufe wurden von den Enten sowohl mit als auch ohne dort
installierte Tränken gern genutzt, wobei sie in letzterem Fall
vorwiegend als Ruheräume dienten. Bei der Gefiederqualität
schnitten die Enten aus Abteilen mit Rundtränken signifikant besser
ab als solche aus Abteilen mit ausschließlich Nippeltränken und
meist auch als solche aus Abteilen mit Dusche. Eine schlechte
Gefiederqualität wurde allerdings bei keinem Tier festgestellt.
Auch bei der Gefiederverschmutzung und der Verstopfung der
Nasenlöcher erzielten die Tiere mit Rundtränken stets die besten
Ergebnisse, gefolgt von jenen mit Dusche und Nippeltränken. Eine
Reduktion der Tränkezahl von ursprünglich 3 Rundtränken für 4
Stunden auf 2 für 4 beziehungsweise 6 Stunden hatte keine
nennenswerte Verschlechterung der Tiergesundheit zur Folge. Enten
aus Abteilen mit 2 Rundtränken für 6 Stunden schnitten dabei
genauso gut ab wie solche aus Abteilen mit 3 Rundtränken für 4
Stunden. Die Blutparameter Hämatokrit, Hämoglobin und Corticosteron
sowie die Wirtschaftsparameter Schlachtgewicht, Futterverbrauch und
-verwertung, Tierverluste und Europäischer Effizienzfaktor wurden
von der angebotenen Tränkeform nicht signifikant beeinflusst. Der
Wasserverbrauch in Abteilen mit Dusche lag deutlich über dem in
Abteilen mit Rund- oder Nippeltränken und stand in keinem
Verhältnis zur Nutzung durch die Enten. Demgegenüber waren die
Unterschiede im Wasserverbrauch zwischen Abteilen mit
ausschließlich Nippeltränken und solchen mit zeitlich begrenztem
Zugang zu Rundtränken gering. Das Angebot der in dieser Studie
eingesetzten Duschen kann aufgrund dieser Ergebnisse somit weder
aus ethologischer noch aus wirtschaftlicher Sicht empfohlen werden.
Durch den Einsatz modifizierter Rundtränken, die den Tieren
arttypisches Trinken, Seihen, Schnabelwaschen und Putzen mit
Tränkewasser ermöglichen, kann die Haltungsumwelt der Pekingenten
dagegen attraktiver und tierfreundlicher gestaltet werden,
insbesondere wenn diese in einem überdachten Auslauf angeboten
werden. Für eine Tierzahl von rund 200 Tieren hat sich auch unter
wirtschaftlichen Gesichtspunkten das Angebot von 2 Rundtränken mit
einer Zugangszeit für 6 Stunden bewährt.

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