Textland 2023 | Wo ich bin, kann ich nicht bleiben (Fiston Mwanza Mujila, Nino Haratischwili, Ralph Tharayil, Hadija Haruna-Oelker)

Textland 2023 | Wo ich bin, kann ich nicht bleiben (Fiston Mwanza Mujila, Nino Haratischwili, Ralph Tharayil, Hadija Haruna-Oelker)

1 Stunde 44 Minuten
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Frankfurt am Main

Beschreibung

vor 4 Monaten

Literaturfest vom 9. Dezember 2023 (Teil 7/8)

Gespräche und Lesungen mit Fiston Mwanza Mujila
(Performance-Lesung), Nino Haratischwili („Das mangelnde Licht“)
und Ralph Tharayil („Nimm die Alpen weg“), moderiert von Hadija
Haruna-Oelker.

„Was ich habe, will ich nicht verlieren, aber / wo ich bin, will
ich nicht bleiben“. Mit diesen Zeilen beginnt eines der
bekanntesten Gedichte von Thomas Brasch. „Kargo“, den Band, in
dem es erschien, veröffentlichte Brasch 1977. Es war das Jahr,
als er aus politischen Gründen die DDR verließ. Der Wunsch,
Verlusterfahrungen abzuwenden, wird durch das „aber“ dementiert.
Ein dauerhaftes Bleiben wäre nur in der Utopie möglich. Aber
dorthin aufzubrechen bedeutet, sein Hab und Gut am Ausgangsort
stehenzulassen. Mit ihren Romanen haben Fiston Mwanza Mujila,
Nino Haratischwili und Ralph Tharayil diesem Paradox
vielfältigen, biografisch motivierten Ausdruck verliehen. Über
die Performance-Lesung von Fiston Mwanza Mujila: Im angolanischen
Provinzort an der Grenze zum Kongo feiert in der Tanzkneipe
„Mambo de la fete“ eine bunt gemischte Gruppe das Ende der
kongolesischen Diktatur. Neben Freiheitskämpfern,
Bürgerkriegsflüchtlingen, Kindersoldaten, Straßenjungen, Ganoven
und Agenten blickt auch der österreichische Schriftsteller Franz
Baumgartner der Zukunft freudig entgegen. Mit Originalität,
witzigen Dialogen und rhythmisierter Sprache zeichnet Fiston
Mwanza Mujila in seinem zweiten Roman die Auswirkungen von
Kolonialisierung, Globalisierung, Raubbau und Bürgerkrieg nach.
Über „Das mangelnde Licht“ von Nino Haratischwili: Nach der
Unabhängigkeit Georgiens finden sich vier Mädchen zusammen. Ihre
Freundschaft trotzt aller Gewalt und allen Wirren der jungen
Demokratie im Bürgerkrieg – bis ein unverzeihlicher Verrat und
ein tragischer Tod sie auseinandersprengen. Erst Jahrzehnte
später treffen sie sich in einer Ausstellung mit Fotografien der
toten Freundin wieder, die mit ihren Aufnahmen auf die eigene
Geschichte und die des Landes blickt. Nino Haratischwili
konfrontiert die Freundinnen nun mit einer von ihnen
ausgeblendeten Vergangenheit, in der sie Wege zur Vergebung
angelegt hat. Über „Nimm die Alpen weg“ von Ralph Tharayil: Die
beiden Geschwister sprechen im Chor, nehmen die Eltern als
Gottheiten wahr und haben eine Telefonzelle, eine Müllhalde und
das Schilf zu Spielplätzen erkoren. Ein neues Kind in der Klasse
bahnt ihnen den Weg aus dem inneren Gebirge, das sie in ihrer
Schweizer Kindheit errichtet haben. Ralph Tharayil erzählt in
einer lyrisch-luziden Prosa von den Formen und Deformationen der
Integrationserfahrung und von der Sprache und den Körpern, die
sich dieser Erfahrung widersetzen. Sein im Februar erschienenes
Debüt wurde bereits mit der Alfred-Döblin-Medaille ausgezeichnet.
In Kooperation mit der Faust Kultur Stiftung.

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