“Kampagnen auf den Krieg aufzubauen, ist falsch” – Uwe Vorkötter über Haltungsmarketing und Zeitungs-Zukunft.

“Kampagnen auf den Krieg aufzubauen, ist falsch” – Uwe Vorkötter über Haltungsmarketing und Zeitungs-Zukunft.

49 Minuten

Beschreibung

vor 3 Jahren
Haltung zeigen: "Junge Medien­schaffende können besser und
einfacher eine Reichweite aufbauen", sagt "Horizont"-Herausgeber
Uwe Vorkötter im turi2 Clubraum. Im Live-Podcast mit Moderatorin
Aline von Drateln und turi2-Chefredakteur Markus Trantow
bescheinigt der langjährige Zeitungs-Chefredakteur jungen
Journalistinnen ein besseres Gefühl für "zeitgeistige Themen",
kritisiert aber, dass heute "Präzision in der Recherche" fehle.
Eine gewisse "Tunnelblick-Recherche" bezeichnet Vorkötter als
"einer der gravierendsten Fehlentwicklungen im Journalismus". Dass
es vielen Zeitungen heute schlechter geht als noch vor 20 Jahren
habe jedoch woanders seine Wurzeln. Wer heute noch eine
Print­zeitung mache, müsse sie "nochmal ganz neu denken".
Stattdessen werden die meisten Zeitungen noch genau so gemacht,
"wie vor 20 Jahren". Vorkötter kritisiert auch andere Entwicklungen
in der Medien­branche, etwa die Abschaltung von Russia Today und
Sputnik im Zuge des Kriegs in der Ukraine. Er habe für die Sperrung
der russischen Propaganda "emotional" zwar Verständnis, finde es
aber trotzdem "falsch und unnötig". Artikel 5 im Grundgesetz ist
"nicht teilbar", sagt Vorkötter. "Da steht, eine Zensur findet
nicht statt – das Verbot von Medien ist Zensur." Schwieriger findet
er die Debatte zur deutschen Bericht­erstattung über den Krieg.
Trantows These, Journalismus dürfe auch im Krieg "die Welt nicht in
Gut und Böse teilen", stimmt Vorkötter nur bedingt zu. Zwar sei es
sein Job als Journalist kritisch zu sein, in diesem Fall könne er
aber keine "Schein­objektivität einnehmen, weil Gut und Böse so
offensichtlich sind". Stellung zu dem Angriffskrieg zu beziehen,
findet der Journalist auch für große Unternehmen legitim.
Haltungs­marketing ist nichts neues, sagt Vorkötter. Die "richtig
großen Marken­geschichten" hatten etwas mit Politik oder wichtigen
"Zeitgeist-Phänomenen" zu tun, etwa die Schockfoto-Kampagne von
Benetton. Entscheidend sei, ob eine Marke eine Haltung hat und die
für ihr Marketing nutzt oder umgekehrt. Klassische Kampagnen auf
den Krieg aufzubauen, "ist jedoch der falsche Weg". Der turi2
Clubraum diskutiert jeden Freitag um 12 Uhr mit einem prominenten
Gast die Themen der Woche. Am kommenden Freitag ist Judith
Barbolini, Geschäfts­führerin des Markt­forschungs­instituts
Rheingold, zu Gast.

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