Ein Filmarchiv
Ein Podcast über interessante und ältere Filme für die Bluray-Sammlung
Podcaster
Episoden
18.05.2023
58 Minuten
Wir wissen ja auch, dass Alien (1979) seine Handlung an Mario Bavas
eventuell berühmtesten Werk neben Die Stunde, wenn Dracula kommt
(1960) anlehnt, also an unseren heutigen Archiv-Beitrag Planet der
Vampire (1965). Aber in seinem Kern hat Ridley Scotts
Horror-Science Fiction so viel mit dem Bava-Klassiker zu tun, wie
dessen international titelgebenden Vampire mit dem im Original
passender benannten Terrore nello Spazio. Stattdessen sehen wir ein
Werk, dass sich als Weird Fiction zu begreifen scheint und
inhaltlich weit mehr ernst genommen werden sollte, als es die
Versuche erlauben, die Bava in Camp oder Pop-Art schieben wollen
(da wagt Knut es gar, mit dem großen Nicolas Winding Refn zu
schimpfen). Denn dass wir hier einer Gruppe Zukunft-Faschisten
folgen, deren Lebensart uns so fern sein sollte, wie die der
körper-übernehmenden Planetenbewohner, das halten wir nur aus, weil
es sowieso nicht mehr um den Menschen im Zentrum geht. Zum Glück
haben wir mit Jochen genau den im Thema belesenen Experten für eine
literatrische Einordnung des ganzen Komplexes. Was unter dem Strich
bleibt? Existenzialismus in einer zumindest finanziell so zu
sehenden Billig-Produktion, die aber in ihrer Ästhetik so eigen, so
ungemein besonders und großartig ist? Kann nur Bava, finden wir.
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24.04.2023
58 Minuten
Als Der Mann der Liberty Valance erschoss 1962 Premiere feiert, ist
John Ford 68 Jahre alt. Der letzte große Film des Meisters wird
eine Bestandsaufnahme des eigenen Schaffens und zur direkten
Auseinandersetzung mit der jungen Generation, die das klassische
Hollywood Ford'scher Prägung gerade ablöst. Wir reden darüber, wie
Liberty Valance zuerst wie ein Thesenfilm wirkt, den man gar nicht
analysieren muss: die Vereinigten Staaten finden in dem Moment zu
sich selbst, in dem sich der Wilde Westen selbst abschafft - aber
ohne Gewalt ist keine Revolution zu machen. Sieht man dann aber
genauer hin, wird alles deutlich komplizierter und ambivalenter.
Der unverstellte Blick von Fords Kamera, hier so unverschämt direkt
wie in kaum einem anderen seiner Filme, trügt.
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16.02.2023
59 Minuten
Als zweiten Film für unseren #Japanuary haben wir uns Hideo Nakatas
Dark Water ausgesucht. Nakatas berühmtester Beitrag zur
J-Horror-Welle der frühen Nullerjahre war eine kalkulierte, überaus
präzise inszenierte Geisterbahnfahrt. Bei Dark Water geht Nakata
sehr viel behutsamer vor: wirkliche Horrorsequenzen sind selten.
Stattdessen wird hier ein heruntergekommener Wohnturm langsam zum
Gothic-Schloss, im Zentrum steht statt dem Übernatürlichen die
Geschichte einer hässlichen Scheidung, die eine nun
alleinerziehende Mutter langsam aber stetig zermürbt. Wir reden
über Nakatas Inszenierungsmethoden und ordnen den Film in den
japanischen Nullerjahren ein. Manchmal gruseln wir uns auch.
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22.01.2023
55 Minuten
Weiter geht es mit unseren Verspätungen, jetzt ist die Aufnahme
schon brav Anfang des Jahres erfolgt und damit zum Anfang des
#Japanuary, aber erst Mitte des Monats können wir ausliefern.
Immerhin passt es noch gerade so in den Hashtag-Zeitraum. Dafür
wird es aber auch kontrovers: denn DAS HÖLLENTOR kann vor allem
Knut nicht komplett überzeugen - zu sehr wirkt der Film auf
europäische Festivals hin zugeschnitten. Dabei hat das Werk von
Teinosuke Kinugasa einiges auf der Haben-Seite: atemberaubende
Farbfotographie, ein Regisseur, der die Grundlagen des Jidai-geki
mit gestaltet hat und im japanischen Vorkriegskino gar versuchte,
eine neue linke Avantgarde aufzubauen, das Studio hat sogar seine
besten Techniker und ein saftiges Budget bereitgestellt. Und da
liegt eventuell das Problem: während Zeitgenossen wie Kurosawa, Ozu
oder Mizoguchi einen Spagat zwischen einem Sinn für den
ausländischen Markt und der eigenen Filmsprache schlagen, drückt
das Studio den Film hier auf maximale westliche
Exotismus-Kompatiblität. Was selbst dem Regisseur nicht zusagte,
ging voll auf: DAS HÖLLENTOR taucht in fast allen Bestenlisten der
westlichen Kanoniker ganz, ganz oben auf. Zu seiner Zeit war der
Film ein Arthouse-Hit! Uns interessiert daher, wieso das so ist und
was der Film eigentlich machen will, welche Mechaniken er gerade
dafür anwendet, um in Cannes und Co. so einzuschlagen. Dabei zeigt
Jochen die Stärken des Films nochmal deutlich auf, erlaubt sich
gerne, in den Bildwelten und kalkulierten Leerstellen zu schwelgen.
Am Ende ist unsere Folge also nicht nur ein Blick auf den Film und
seinen zeitlichen Kontext, er lässt uns auch darüber reflektieren,
wie schwer es manchmal ist, unser vom großen Filmkritiker Truffaut
entliehenes Motto einzuhalten: erst einmal schauen, was der Film
ist, auch wenn er nicht ansatzweise mehr so funktioniert, wie bei
dem Publikum, für das er gemacht wurde... in den 50ern, in Europa
und den USA, da wo das japanische Kino eine frische Neuentdeckung
ist, die man nur in geringem Maße erleben kann, nämlich im Kino,
ganz ohne Blu-rays und heimischem LCD-Bildschirm. Für weitere Filme
des #Japanuary schaut doch bei SchönerDenken vorbei, oder
konzentriert euch gleich auf die Podcasts im kuratierten Fyyd.
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01.01.2023
54 Minuten
Jetzt haben wir sogar unsere eigene Tonspur veralten lassen - was
Mitte Dezember hätte online gehen sollen, kommt jetzt zum
01.01.2023: Frohes Neues! ...Und Happy Noirvember, ...irgendwie?
Aber glaubt uns: über diesen Film zu sprechen lohnt sich, zu jeder
Zeit. POOL OF LONDON ist nicht nur ein hevorragendes Stück Kino,
Film Noir und British Noir, er ist auch ein frühes und sehr
spannendes Beispiel für einen Film, der das Thema Rassismus
aufnimmt, wohlbemerkt in einem England, das gerade frisch in der
Nachkriegszeit dabei ist, sein auf eben solchem aufgebautes Empire
mit Wehmut wegbröckeln zu sehen. Wir reden über die clevere
Methode, den Subplot mit einer Person of Color als Protagonist in
einen spannenden Thriller-Text zu weben. Wir sprechen auch darüber,
wie uns das hyper-natürliche Schauspiel des Earl Cameron in seine
Perspektive zwingt und warum selbst ein anti-rassistischer Film
(immerhin mit einer entstehenden Romanze über "Hautfarben" hinweg,
und das über ein Jahrzehnt vor Poitiers Aufritt in GUESS WHO'S
COMING TO DINNER) am Ende Teil einer weiter rassistischen
Filmindustrie sein kann - denn obwohl Cameron den Film glasklar
(und hervorragend) als Protagonist trägt, ist er nur an vierter
Stelle im Billing genannt. Spannendes Kino also, auch außerhalb
seines Podcast-Slots im Noirvember.
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