Podcaster
Episoden
30.03.2021
1 Stunde 31 Minuten
Während Popmusik von jeher vokal geprägt ist, verlieren sich die
rein instrumentalen Ableger oft entweder in
Lofi-Beats-Hintergrundbeschallung oder übertechnisierten
Prog-Opern. Die Texaner Polyphia konnten 2018 jedoch ihren
Djent-Hintergrund mit einer zunehmenden Rap-Sozialisation
verbinden und auf "New Levels New Devils" eine wegweisende
Richtung aus instrumentalem Trap vorgeben, die in dieser
Soundästhetik bisher ihresgleichen sucht. Anhand dieser möglichen
Blaupause für zukünftige nicht-vokale Musikbewegungen erörtern
wir nicht nur den derzeitigen Stand instrumentaler Musik, sondern
auch den Einfluss von 808s und Elektronik auf klassische
Rockbands und DAW-Projektdateien als die möglichen Partituren der
Gegenwart. Wir fragen uns: Kann die textlose Musik wieder
zeitgeistig werden? Und können wir mit dem neuen Polyphia-Album
vielleicht gar den Schritt in ein neues Instrumental-Zeitalter
beobachten?
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04.01.2021
1 Stunde 27 Minuten
Was ist schön und was ist hässlich? In der Kunst wie im echten
Leben ist das oft eine Frage des subjektiven Geschmacks, fällt in
der Betrachtung von Musik dann aber doch mit erstaunlicher
Schlagseite in eine bestimmte Richtung. Denn hässliche Musik, so
geben es uns viele ästhetische Ideale europäischer
Klangtraditionen seit Jahrhunderten vor, ist schlechte Musik,
Schönheit ist das über allem stehende und zu erreichende Ideal.
Wir aber fragen uns zu Beginn der neuen Staffel von Tapas und
Merlot: Kann ein Song nicht gerade auch wegen seiner Hässlichkeit
herausragend sein? Als einschneidendes Fallbeispiel dient in
dieser Debatte Lingua Ignotas "Caligula", ein Album, das mit dem
Blick auf psychische und physische Gewalt nicht nur enorm
unangenehme Themen verhandelt, sondern diese auch auf eine Weise
vertont, wie sie der Hässlichkeit des Inhalts angemessen ist. Der
virtuose Spagat zwischen der Bezugnahme auf die der
immerwährenden Schönheit frönenden Orchestermusik und ihr
gleichzeitiger Bruch durch exzeptionelle Noise-Fragmente sorgt
dabei nicht nur für ein enorm eindringendes Hörerlebnis, sondern
bietet auch Raum für viele Fragen. Können Künstler*Innen heute
noch echte musikalische Skandale erzielen? Unterscheiden sich die
Schönheitsideale in der Musik von anderen Kunstformen? Oder noch
viel grundsätzlicher: Kann Kunst überhaupt hässlich sein?
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03.08.2020
1 Stunde 16 Minuten
Der jüngste Aufschwung der "Black Lives Matter"-Bewegung sorgte
in zahlreichen Teilen unserer Geschichte für eine neue Reflektion
scheinbar zementierter Gepflogenheiten. Statuen mit rassistischem
Hintergrund wurden versenkt, Whitewashing wird endlich wieder
thematisiert und auch die Musik muss sich nicht erst seit dem Tod
von George Floyd fragen, ob sie schwarze Musiker*Innen und deren
Erbe ausreichend würdigt. Zeal & Ardors "Stranger Fruit"
drängt sich für ein Gespräch in diesem Kontext aus vielfältiger
Hinsicht auf. So entstand nicht nur das gesamte Projekt im Grunde
als Reaktion auf eine rassistische Provokation, es vereint
darüber hinaus eindrücklich Elemente aus Gospel, Blues und Black
Metal - also Einflüsse aus ganz unterschiedlichen musikalischen
Zeiten, die sich aber alle unmittelbar oder mittelbar auf die im
Zuge der Versklavung von Schwarzen entstandenen Worksongs
zurückführen lassen. Nicht zuletzt referenziert sogar der Titel
von "Stranger Fruit" einen Jazz-Klassiker von Billie Holiday, der
schon gegen Ende der 1930er Jahre ein erschütterndes Zeugnis der
rassistischen Verfolgung Schwarzer darstellte. Wir fragen uns
deshalb: Wie lassen sich die satanischen Soundwelten von Zeal
& Ardor im Auge der "Black Lives Matter"-Bewegung deuten?
Wieso ist schwarze Musikkultur so wichtig für quasi alle Arten
von Popmusik, mit denen wir heute tagtäglich beschallt werden?
Und wie erfahrbar kann Musik ganz generell die vielen Gräueltaten
machen, die die Menschheitsgeschichte im Lauf der Jahrhunderte
hervorgebracht hat? Eine Spurensuche, bei der wir alle noch
lernen.
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14.06.2020
1 Stunde 26 Minuten
Die Geschichte der Popmusik weist für den mittlerweile fast zur
kämpferischen Phrase mutierten Ausruf des Genre-Tods etliche
Beispiele auf. Auch Enter-Shikari-Sänger Rou Reynolds hat die
Konventionen musikalischer Gattungen schon mehr als einmal für
veraltet erklärt. Das neue Album seiner Band scheint diese
Haltung zu verkörpern wie kaum eine andere Platte der jüngeren
Vergangenheit. Auf „Nothing Is True & Everything Is Possible“
stehen Rave-Rock, Jazz-Walzer oder sogar reine Orchesterwerke
nicht im Widerspruch zueinander, sondern geben sich wie
selbstverständlich die Hand, ohne dabei ein eigenständiges und
markantes Klangbild zugunsten von verrückten
Kombinationsspielchen aufzugeben. Julius und Jakob bringt das zu
einer intensiven Diskussion über oft verpönte Versuche, Musik
kategorisch zu beschreiben. Manifestieren sich in Enter Shikaris
Werk nicht gerade durch die spektakuläre Gegenüberstellung
scheinbar konträrer Welten die Klischees einzelner Genres umso
stärker? Sind es die Künstler*Innen oder das Publikum, die für
verallgemeinernde Konstrukte im Diskurs sorgen? Ist Genre-Denken
beim Komponieren hinderlich oder entstehen durch das bewusste
Verstehen des Repertoires gerade erst die spektakulärsten
Neuschöpfungen, wie es das Beispiel Zeal & Ardor zeigt? Und
wie sehr spielen eigentlich jahrhundertealte Konventionen aus der
klassischen Musik bei Enter Shikari und in der Popmusik im
Allgemeinen heute noch eine Rolle? Ein 90-minütiger Talk in
Schubladen, aber ohne Scheuklappen.
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23.04.2020
1 Stunde 33 Minuten
Sobald es um Pop geht, rümpfen geschmacksbewusste
Musikinteresserierte oft die Nase. Dass neben kurzweiligen
Chart-Erfolgen auch eine Fülle an zukunftsweisender,
ambitionierter Mainstream-Kunst den Soundtrack unserer Zeit
prägt, versuchen Jakob und Julius dieses Mal anhand des
Erfolgsalbums "Schick Schock" der österreichischen
Pop-Grenzgänger Bilderbuch zu verdeutlichen. "Wir wollten etwas
Zeitloses schaffen" sagt auch ihr Produzent Zebo Adam, der als
Interview-Gast im Vorfeld eine Fülle an spannenden Gedanken zu
Popmusik und Erfahrungen aus der Zeit mit der Band beisteuern
konnte. "Schick Schock" sorgte 2015 schließlich mit einem
durchtriebenen Mix aus Falco-Groove, modernem HipHop, Autotune
und ausschweifenden Gitarrensolos für einen Hit nach dem anderen:
"Maschin", "Schick Schock" und später "Bungalow" sind aus dem
kollektiven musikalischen Gedächtnis des deutschsprachigen Raums
seitdem nicht mehr wegzudenken. Dass mit Künstlern wie Bon Iver
oder Kendrick Lamar vor allem die US-Amerikaner Unzugänglichkeit
und künstlerische Ambition im Mainstream wertschätzen, und warum
Rap in den letzten Jahren progressivere Gestalten annahm als
Rockmusik - Jakob, Julius und Zebo erzählen es euch. (Falls ihr
direkt zum Bilderbuch-Talk mit Zebos Beteiligung skippen wollt:
Los gehts ab 22:40).
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Über diesen Podcast
Ist das noch Underground oder schon Feuilleton? In „Tapas und
Merlot“ diskutieren die Musikjournalisten Jakob und Julius ohne
erhobenen Szene-Finger über alternative Musik. Fernab von
Band-Gossip sezieren die beiden Folge für Folge ein Album bis auf
seine Grundbestandteile, geraten regelmäßig in endlose Monologe
über unhörbare Akkordwechsel und setzen die Platten stets in
großformale Kontexte zeitgenössischer Popkultur. Entgegen jedem
Nerd-Gehabe ist "Tapas und Merlot" das Herzensprojekt zweier
Musik-Enthusiasten und für die besprochenen Platten die verkopfte
Würdigung, die gerade noch fehlt.
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