Podcaster
Episoden
22.12.2025
1 Stunde 17 Minuten
Trennung, Scheidung, Pflegekinder, Trennungstrauma, verantwortete
Schuld, Erziehungsberatung, ADHS, Psychoanalytische Pädagogik
In der elften Episode unseres Podcasts unternehmen wir eine
assoziative Reise in die Psychoanalytische Pädagogik,
insbesondere hinsichtlich Trennung und Trauma:Helmuth Figdor,
Erziehungswissenschaftler, Psychoanalytiker und Kinderanalytiker
gibt berührende Einblicke in seine Berufsbiografie, in deren
Zentrum die Unterstützung von Familien im Kontext von Trennung
und Scheidung liegt.
Unser Gast erzählt, wie er als Promovend überhaupt zu diesem
Thema kam, wie er dabei das Trennungskind in sich selbst
entdeckte und was Trennungen für Kinder bedeuten, nämlich einen
Zusammenbruch aller bisheriger Kontinuität. In diesem
Zusammenhang erläutert Helmuth Figdor das Konzept der
Verantworteten Schuld, welches geeignet scheint, die innere Not
der Kinder zu verstehen und sichtbar zu machen. Denn darin liegt
die wesentliche Voraussetzung für die Verarbeitung eines solch
gravierenden Lebenseinschnittes, so dass Eltern hier erfahren,
wie sie ihre Kinder gut begleiten können.
Auch Pflegekinder sind mit der Erfahrung von Trennung
konfrontiert, und zwar der von den leiblichen Eltern, in der
Regel zum Schutz des Kindeswohls. Unser Gespräch verdeutlicht,
dass auch diese Trennungserfahrung trotz bester Absichten
potenziell traumatisierend sein kann und wie das Konzept der
Verantworteten Schuld auch hier Haltungen verändert. Denn nicht
selten führt die unbewusste Trennungswut der Kinder zu schweren
Konflikten innerhalb der Pflegefamilien, die unverstanden
zerstörerisch wirken und die Gefahr des Scheiterns und weiterer
Traumatisierung in sich tragen.
Schließlich teilt Helmuth Figdor mit uns noch seinen ganz
persönlichen Blick auf die Diagnose ADHS und was daran so
verführerisch erscheint.
Zur Vertiefung:
Figdor, Helmuth (2012): PatientScheidungsfamilie. Ein Ratgeber
für professionelle Helfer. Psychosozial-Verlag:Gießen
Figdor, Helmuth (2017): ADHS-Eine fatale Verführung
https://www.app-wien.at/images/doku/Figdor2017ADHS.pdf
https://www.app-wien.at/images/doku/hfigdor-publikationslistestandsept2018.docx
https://www.app-wien.at/
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17.11.2025
49 Minuten
Transmission, Transgenerative Weitergabe von Trauma,
Sequenzielle Traumatisierung, Psychoedukation,
Parentifizierung, Ehrenamt, Care for Caregivers, Sekundäre
Traumatisierung
In der zehnten Episode unseres Podcasts haben wir mit Marianne
Rauwald eine Expertin zu Gast, die als Psychologische
Psychotherapeutin und Psychoanalytikerin seit vielen Jahren
Menschen mit komplexen Traumatisierungen begleitet und behandelt.
Dabei gibt sie berührende Einblicke in die zerstörerischen Folgen
von Traumatisierung und die Möglichkeiten heilsamer Begegnungen.
Im Gespräch erfahren wir, wie wichtig Präsenz und Offenheit in
einer haltenden therapeutischen Beziehung sind, um
traumatisierten Menschen zu helfen, sich zu öffnen, ihre
erschütternden Erfahrungen zu teilen und Vertrauen
wiederzugewinnen.
Anschaulich illustriert Marianne Rauwald zudem die Mechanismen
der transgenerativen Weitergabe von Trauma, wenn Eltern ihre
überwältigende innere Not unbewusst an dieKindergeneration
weitergeben, damals im Nachkriegsdeutschland und auch heute im
Kontext von Migration und Flucht.
Dass auch Helfersysteme – gerade im ehrenamtlichen Bereich – in
Gefahr geraten, von den extremen Gefühlen und Bildern nach
Kriegs- und Fluchterfahrungen überflutet zu werden, ist ein
weiterer Aspekt unseres Gesprächs. Wir beleuchten, welche
Schutzmaßnahmen Menschen vor den Folgen sekundärer
Traumatisierung bewahren können.
Zur Vertiefung:
https://www.institut-fuer-traumabearbeitung.de/
http://ueber-grenzen.org/
Quindeau, I., & Rauwald, M. (2016).Transgenerationale
Weitergabe von Traumatisierungen. In W. Weiß, T. Kessler& S.
Gahleitner (Hrsg.), Handbuch Traumapädagogik (S. 385-393).
Weinheim:Beltz.
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20.10.2025
1 Stunde 1 Minute
Kinderschutz, Kindeswohlgefährdung,Hochstrittigkeit,
Herausfordernde Beratungspraxis, Kinderbeistand
In dieser Episode sprechen wir mit Olaf Schulz,
Diplom-Sozialpädagoge, Mediator, Supervisor, systemischer
Familientherapeut und Fachberater für Psychotraumatologie. Seit
über zwei Jahrzehnten ist er in unterschiedlichen Rollen im
anspruchsvollen Feld von Beratung und Kinderschutz tätig. Er ist
Gründungsmitglied der Beratungsstelle „Lösungsweg“ in Potsdam,
die heute in Trägerschaft des EJF weitergeführt wird.
Seine spannende Berufsbiografie beginnt in der ehemaligen DDR, wo
er sich, der eigenen Widerständigkeit folgend, zunächst für die
Binnenschifffahrt ausbilden lässt.
Nach dem Mauerfall studierte er Sozialpädagogik und sattelte
Weiterbildung um Weiterbildung auf, um sich für die Arbeit mit
hochbelasteten Kindern, Jugendlichen, Eltern und Fachkräften
ausreichend zu qualifizieren.
Im Gespräch erfahren wir, warum es unumgänglich ist, Eltern im
Kinderschutzkontext zu beteiligen und ihnen beziehungsorientiert
zu begegnen, auch wenn Empörung und Verurteilung näher lägen.
In diesem Zusammenhang teilt OlafSchulz mit uns sein
„Geheimnis“ gegen Mitempfindungsmüdigkeit, die sich gerade in der
dauerhaften Auseinandersetzung mit schwer aushaltbaren Fällen oft
als Schutzschild Bahn zu brechen droht. Vor dem Hintergrund der
transgenerativen Weitergabe von Trauma sind Traumapädagogik und
Kinderschutz zwei eng aufeinander bezogene Perspektiven.
Und schließlich überlegen wir gemeinsam, wie die
Bedürfnisse von Kindern sogenannter hochstrittiger Eltern besser
in den Blick geraten können und hören auch, wo die Erfahrungen
als Matrose an Soziale Arbeit und professionelle Beratung
anschlussfähig sind.
Wer mehr wissen möchte, kann hier weiterlesen:
https://www.ejf.de/einrichtungen/beratungsstellen/beratungsstelle-loesungsweg-teltow
https://www.ejf.de/einrichtungen/beratungsstellen/beratungsstelle-loesungsweg-potsdam
Schmid,M., Lang, B., Schröder, M. (2024). Traumapädagogische
Konzepte im Kinderschutz und der öffentlichenJugendhilfe.
Psychosozial-Verlag. (Einzelartikel).
https://doi.org/10.30820/2752-2121-2024-4-35
Waterstraat, A. (2022). "Es ist alles ein großesDilemma."
Hochkonflikthafte Trennungsfamilien - ein komplexes Phänomen
(TeilI). In: EKFuL (Hrsg.): Fokus Beratung, Heft 38, S. 37-48.
Waterstraat, A. (2022).“Es ist alles ein großesDilemma."
Hochkonflikthafte Trennungsfamilien - ein komplexes Phänomen
(TeilII). In: EKFuL (Hrsg.): Fokus Beratung, Heft 39, S. 44-55.
Waterstraat, A. (2022). Vom Blick aufs Kind zur Stimme des
Kindes. Der Kinderbeistand als Unterstützung und Sprachrohr im
familiengerichtlichen Verfahren. In: Zeitschrift für
Kindschaftsrecht und Jugendhilfe (ZKJ), Heft 9/10, 2022, S.
327-333.
Waaterstaat, A. (2024). Das österreichische Konzept der
Kinderbeistandschaft: Wie Kinder in Trennungskonflikten der
Eltern wirklich eine Stimme bekommen. In:Trialog, Heft 24, S.
27-30.
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15.09.2025
1 Stunde 9 Minuten
Entwicklungspsychologie, Bindung, Schwangerschaft und Geburt,
Frühe Hilfen, Schütteltrauma, Kinderschutz
In Episode 8 von „Hilfe Trauma“ sprechen wir mit der Psychologin
Bärbel Derksen. Sie ist Gründungsmitglied des Familienzentrums an
der Fachhochschule Potsdam und dort sowohl wissenschaftlich als
auch in der beraterischen Praxis tätig. Seit Bestehen des
Bundesverbands Frühe Hilfen arbeitet sie zudem als
Landesbeauftragte für Brandenburg.
Im Laufe ihrer langjährigen beruflichen Tätigkeit hat sie selbst
viel geforscht – unter anderem gemeinsam mit renommierten
Kolleginnen wie Mechthild Papoušek und Christiane Ludwig-Körner.
Ihr besonderes Interesse gilt der Entwicklungspsychologie und
deren praktischer Relevanz für die Beratung und Unterstützung von
Eltern, die – aus ganz unterschiedlichen Gründen –
Schwierigkeiten haben, feinfühlig auf die Bedürfnisse ihrer
Säuglinge und Kleinkinder einzugehen.
Derksen beschreibt den Kern ihrer Arbeit als das Ermöglichen
einer neuen Perspektive: Der Moment, in dem Eltern trotz eigener
Zweifel oder Irritation den Mut fassen, sich Hilfe zu holen,
markiert oft den Beginn eines neuen, heilsamen Blicks auf das
eigene Handeln und Erleben.
In diesem Zusammenhang sprechen wir über die Bedeutung sicherer
Bindungserfahrungen in den ersten Lebensjahren, über frühe
Anzeichen von Belastung bei Babys und wie Eltern und Fachkräfte
unterstützend agieren können.
Anschaulich teilt Bärbel Derksen mit uns ihre Praxiserfahrungen:
Warum z.B. gerade stille Kinder in Krippe und Kita nicht
übersehen werden dürfen, wie videobasierte Beratung wirkt und was
Eltern hilft, wenn der Alltag mit dem Baby zur Herausforderung
wird – all das erfahrt ihr in diesem spannenden Gespräch.
Eine Folge, die nicht nur für Fachkräfte in Beratung,
Frühförderung oder Kita von großem Interesse ist, sondern auch
für Eltern in ganz unterschiedlichen Lebenslagen hilfreiche
Impulse bietet.
Weiterführende Tipps und Materialien:
Derksen, Bärbel/Lohmann, Susanne (2013): Baby-Lesen. Die Signale
des Säuglings sehen und verstehen. Hippokrates, 2. akt. Auflage
Ludwig-Körner, Christiane (2025a). Die frühe Zeit. Forum der
Psychoanalyse 41, 1–3 (2025).
https://doi.org/10.1007/s00451-025-00574-2
Ludwig-Körner, Christiane (2025b). Psychoanalytische Konzepte der
Prävention und Intervention in der frühenKindheit. Forum der
Psychoanalyse 41, 1, 35-49.
https://doi.org/10.1007/s00451-025-00577-z
Papoušek, Mechthild (2001): Intuitive elterliche
Kompetenzen.Ressource in der präventiven
Eltern-Säuglings-Beratung und –psychotherapie. Verfügbar unter:
https://www.liga-kind.de/fk-101-papousek/
https://www.fruehehilfen.de/
https://www.familienzentrum-potsdam.de/index.html
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18.08.2025
45 Minuten
Szenisches Verstehen, Schule, Sonderpädagogik,
Hermeneutik
Die siebte Episode unseres Podcasts widmet sich dem Szenischen
Verstehen. Es ist ein erkenntnistheoretisches Verfahren, das
seine Wurzeln in der Psychoanalyse hat. Was nach schwerfälliger
Wissenschaft klingt, bietet für die pädagogische Praxis mit stark
belasteten Kindern und Jugendlichen einen Ansatz, im destruktiven
„Stör“-Verhalten, z.B. von Schüler:innen im Unterricht,
verschlüsselte Botschaften zu entdecken, die inneren
Bewältigungsstrategien folgen. Doch in diesen Situationen geraten
Lehrer:innen durch ihre eigenen unbewussten
Reaktionsbereitschaften leicht in einen Teufelskreis destruktiver
Beziehungsanfragen, die nicht selten zu Ausschluss und
Schulverweis führen.
Achim Würker, einst Schüler des Sozialwissenschaftlers Alfred
Lorenzer, welcher das Szenische Verstehen als Hermeneutik
begründet hat, kennt als ehemaliger Lehrer den Handlungsdruck der
Praxis aus eigenen Erfahrungen, wenn am Ende von hilflosen
Disziplinierungsmaßnahmen nur noch institutionelle Machtausübung
möglich scheint. Als unser heutiger Gast legt er anschaulich dar,
wie Szenisches Verstehen Auswege aus diesem Dilemma weisen kann.
Dabei darf es jedoch nicht als technische Intervention aus dem
Methodenkoffer missverstanden werden, denn es ist an gewisse
introspektive Bereitschaften gebunden: Damit sich die
Eskalationsspiralen nicht hoch und höher schrauben, braucht es
selbstreflexive Räume, wie sie z.B. die Supervision bietet, in
denen Lehrer:innen und andere pädagogische Fachkräfte in einem
geschützten Rahmen über solche Beziehungsverstrickungen
bewertungsfrei nachdenken und die eigenen, biografisch bedingten
Empfänglichkeiten für die unbewussten Inszenierungen ihres
Gegenübers erkunden können. Werden auf diese Weise Ansatzpunkte
gefunden, mit Schüler:innen in einen verstehenden Dialog
einzutreten, erscheinen, jenseits von Beziehungsabbrüchen,
Auswege und im Bestfall korrigierende Beziehungserfahrungen
möglich.
Szenisches Verstehen bietet somit dem Unsagbaren, das mit
Traumatisierung häufig verbunden ist, einen Zugang und dies nicht
nur im Bereich von Schule, sondern in allen Handlungsfeldern der
Traumapädagogik.
Zur Vertiefung:
Würker, A. (2012a). Szenisches Verstehen. Alfred Lorenzers
Konzeption psychoanalytischer Hermeneutik. In W. Datler & M.
Dörr (Hrsg.), EEO, Enzyklopädie Er-ziehungswissenschaft Online,
Fachgebiet/Unterüberschrift:Psychoanalytische Pädagogik,
Ausgewählte Konzeptepsychoanalytisch-pädagogischer
Praxisgestaltung, 1-26. Weinheim: Beltz Juventa. doi: 10.3262/EEO
19120269
Würker, A. (2012b). „Wenn sich die Szenen gleichen …“.
Ausbalancierung von Nähe und Distanz als Aufgabe der
Lehrerbildung und das Konzept psychoanalytischorientierter
Selbstreflexion. In M. Dörr & B. Müller (Hrsg.), Nähe und
Distanz. Ein Spannungsfeld pädagogischer Professionalität (S.
128-144). Weinheim: Beltz Juventa.
Würker, A. (2022). »Szenisches Verstehen«. Die Bedeutung des
psychoanalytischen Konzepts für die Psychoanalytische Pädagogik.
In J. Gstach, B. Neudecker & K. Trunkenpolz (Hrsg.),
Psychoanalytische Pädagogik zwischen Theorie und Praxis.
Festschrift für Wilfried Datler (S. 165-189). Wiesbaden:
Springer.
Dörr, M., Schmid Noerr, G., & Würker, A. (Hrsg.). (2022).
Zwang und Utopie – das Potenzial des Unbewussten. Zum 100.
Geburtstag von Alfred Lorenzer. Weinheim: Beltz Juventa.
Kratz, M., & Finger-Trescher, U. (Hrsg.). (2024). Szenisches
Verstehen in der Pädagogik. Grundlagen, Potenziale, Reflexionen.
Gießen: Psychosozial
Mehr
Über diesen Podcast
Zu wenig Zeit zum Lesen, aber viele Fragen zum Thema Trauma in
Kindheit und Jugend? Dann ist dieser Podcast genau das Richtige für
dich! Wir tauchen tief in die Welt der Traumapädagogik ein,
beleuchten Problemfelder und Lösungswege und zeigen, wie
pädagogische Beziehungen als heilender Anker dienen können. Denn
trotz aller Schwere gibt es Wege, sich einander feinfühlig
anzunähern und Kindern durch korrigierende Erfahrungen einen
Neustart zu ermöglichen. Praxisnah, fundiert und mit viel Herz –
hör rein und lerne, wie du junge Menschen auf ihrem Weg
unterstützen kannst!
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