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05.12.2025
1 Minute
Mit Martin Kaufhold:
Am 7. September 1303 gegen 15.00 Uhr ruft der Papst um Hilfe. Er
bangt um sein Leben. Ein militärisches Überfallkommando belagert
und beschießt sein Sommerhaus in Anagni. Hier in seinem Heimatort
70 km süd-östlich von Rom verbringt Papst Bonifaz VIII. seinen
Sommer. Bis im Morgengrauen des 7. September eine bewaffnete
Truppe in die Stadt einfällt und seinen Sommerpalast angreift.
Vergeblich flehte der Papst um Hilfe. Sein Palast wurde gestürmt.
Die Angreifer verlangten seinen sofortigen Rücktritt. Doch
der Papst schmetterte ihnen entgegen: „Ich verliere lieber den
Kopf…Hier mein Hals, hier mein Haupt“. Daraufhin misshandelten
sie ihn schwer. Drei Tage dauerte die Tortur, bis der alte Herr
von den Bürgern der Stadt befreit wurde. Sie vertrieben das
französische Überfallkommando und retteten ihren Papst. Doch die
Wunden heilten nicht und Bonifaz starb vier Wochen später an den
Folgen des Attentats.
Was hat diese Gewalttat mit der deutschen Geschichte zu tun? Die
Macht des französischen Königs wuchs. Der nächste Papst war ein
Franzose und wählte Avignon statt Rom als seine Residenz. Die
Stadt in der Provence wurde die nächsten 70 Jahre der Sitz des
Papstes. Der starke französische König hatte die
französischstämmigen Päpste in Reichweite und dominiert die
europäische Politik im Spätmittelalter.
Auch die Wahl des römisch-deutschen Königs wollte er
beeinflussen. Er schlug seinen Bruder für den deutschen Thron
vor. Doch die Kurfüsten einigten sich auf einen
Kompromisskandidaten: Heinrich von Luxemburg. Heinrich war Vasall
des französischen Königs, stammte aber aus einem Grafenhaus, das
zum römisch-deutschen Reich gehörte. Der Graf aus der zweiten
Reihe war frankophil und ausreichend machtlos, um sowohl vom
französischen König als auch den deutschen Kurfürsten akzeptiert
zu werden.
Wie Heinrich von Luxemburg seiner Familie das Königreich Böhmen
sicherte und sie dadurch zu einer der mächtigsten Sippe im Reich
machte, darüber spreche ich mit Martin Kaufhold, Professor für
mittellaterliche Geschichte an der Uni Augsburg.
Seine Reisetipps und viele Bilder findet Ihr hier:
www.99xgeschichte.de
"Wer wir sind und warum das nicht klappte..." ist Teil der
Netzwerke Wissenschaftspodcasts.de, #Historytelling und
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26.11.2025
46 Minuten
Mit Jürgen Sarnowsky:
Warum der geistliche Ritterorden 4000 Kilometer von seinem
Gründungsort im Heiligen Land entfernt an der Ostseeküste seine
neue Heimat fand, und wie daraus das Herzogtum Preußen entstand,
das besprechen wir heute.
Der Deutsche Orden wurde 1190 im heutigen Israel in der
Hafenstadt Akkon gegründet. Kaufleute aus Bremen und Lübeck
wollten Pilgern Schutz, Unterkunft und vor allem
Krankenversorgung bieten. Das war in der Zeit des dritten
Kreuzzuges, bei dem Barbarossa schon auf dem Hinweg ums
Leben gekommen war. Wir haben in der Folge #24 zu Richard
Löwenherz über diesen dritten Kreuzzug gesprochen. Für die
deutschen Kreuzfahrer war er ein Desaster. Die
übriggebliebenen Deutschen, die es nach Palästina geschafft
hatten, belagerten die Hafenstadt Akkon und brauchten diese
medizinische Unterstützung dringend. Erst als der englische und
der französische König eintrafen, wurde Akkon erobert.
Und aus dieser Keimzelle, eines Hospitals vor den Toren der
belagerten Stadt, wurde ziemlich schnell eine große Organisation.
Denn einerseits stifteten viele Menschen aus der Heimat an den
Deutschen Orden um den Kreuzzug und die Versorgung der Pilger zu
unterstützen, und andererseits gab es auch viele junge Männer,
die sich dem Orden anschlossen.
1226 wurde der Deutsche Orden von Palästina an die Ostsee
gerufen, um die heidnischen Prussen zu christianisieren. Mit
einem jahrelangen Kreuzzug entlang der Ostseeküste unterwarf der
deutsche Orden die Prussen und missionierte sie. 1309 verlegte
der Hochmeister des Deutschen Ordens seinen Sitz von Venedig in
die Marienburg bei Danzig. Er war der Regierungschef des
Deutschordensstaates Preußen. Aber: Was war der Deutsche Orden
überhaupt? Ritter oder Mönche. Und warum waren sie an so weit
voneinander entfernten Orten gleichzeitig aktiv?
Darüber spreche ich mit Jürgen Sarnowsky, Professor für
mittelalterliche Geschichte an der Uni Hamburg.
Seine Reisetipps und viele Bilder findet Ihr hier:
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19.11.2025
41 Minuten
Mit Martin Kaufhold:
Rudolf von Habsburg dachte hielt die Nachricht für einen Scherz.
Er war ein Graf von regionaler Bedeutung. Seine Familie stammte
aus der heutigen Nordschweiz. Rudolf belagerte gerade Basel, da
erreichte ihn im Feldlager nachts die Nachricht: Die Kurfürsten
wollten ihn zum König wählen. Nach einem Vierteljahrhundert ohne
einen allseits akzeptierten Herrscher, einigten sich die
Kurfürsten im Jahr 1273 auf diesen „armen Grafen“. Rudolf war so
überrascht, dass er es selbst kaum glauben wollte. Wahrscheinlich
haben sie gedacht, mit ihm als König hätte niemand etwas zu
befürchten.
Wir sind im Jahr 1273. Das Hochmittelalter mit den mächtigen
Kaisern des Heiligen Römischen Reiches war vorbei. Die Päpste
hatten den Machtkampf gewonnen. Der letzte Staufer Konradin war
auf dem Marktplatz von Neapel enthauptet worden. Die sieben
deutschen Kurfürsten sollten einen neuen König zu küren. Doch das
klappte nicht: Fast ein Viertaljahrhundert lang, konnten sie sich
nicht einigen. 1273 war es so weit. Sie votierten für Rudolf von
Habsburg.
Doch sollten sie ihn tatsächlich für schwach gehalten haben, dann
haben sie sich gründlich verschätzt. Während seiner
Könisgherrschaft sorgte Rudolf für den Aufstieg der Habsburger in
Österreich und der Steiermark.
Über den konsequenten Machtausbau des Aufsteigers spreche ich mit
Martin Kaufhold, Professor für mittelalterliche Geschichte an der
Uni Augsburg.
Seine Reisetipps und viele Bilder findet Ihr hier:
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12.11.2025
53 Minuten
Mit Willem Fromm: Jetzt betritt einen neue Gesellschaftsschicht
die Bühne unserer Geschichte. Bisher haben wir über Kaiser,
Könige, Päpste, Bischöfe und Herzöge gesprochen. In der Mitte des
13. Jahrhunderts, haben Menschen wie Du und ich Premiere: Die
Bürger.
Durch den Wirtschaftsboom im Hochmittelalter und der damals neuen
Geldwirtschaft wurden die Kaufleute und Handwerker in Köln so
reich, dass sie alleine das Sagen in der Stadt haben wollten.
Ohne ihren Landesherren, den Erzbischof.
Die Bürger dieser einzigen deutschen Großstadt im Mittelalter mit
schätzungsweise 40.000 Einwohnern drangen auf Selbstverwaltung.
Die Bürgerschaft bestand aus zwei großen Machtblöcken: Den
Zünften der Handwerker und den Patriziern. Die Patrizier waren
reiche Kaufleute, die in der "Richerzeche", der Bruderschaft der
Reichen, organisiert waren.
Über den Freiheitskampf der Kölner Bürger und das Leben in der
größten deutschen Stadt des Mittelalters spreche ich mit dem
Podcaster Willem Fromm.
Seine Reisetipps und "Lümmelfotos" findet Ihr hier:
www.99xgeschichte.de
Zu Willems Podcast "Eine Geschichte der Stadt Köln" gehts hier
lang:
https://open.spotify.com/show/6kk7THL3rdJAmWU4Nj3jPV?si=8150896ee2274688
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05.11.2025
55 Minuten
Mit Barbara Schock-Werner:
Der Kölner Dom war ein Jahrtausendprojekt im politischen Chaos.
Mitten im Interregnum, der herrscherlosen Zeit, wollten die
Kölner das größte Gebäude der Christenheit bauen.
In Frankreich war ein Baustil in Mode gekommen, der das Prinzip
der dicken dunklen Wände durch eine neuartige Architektur
ersetzte. Wändflächen bestanden jetzt aus großdimensionierten
Fenstern, die den Kirchenraum in buntes Licht tauchten. Die
Spitzbogenarchitektur verbesserte die Statik und gab den
Baumeistern die Freiheit, die Gesamtkonstruktion des Gotteshauses
als Skelett aus Pfeilern, Streben und Spitzbögen zu bauen. Statt
Außenwänden setzten sie bunte Fenster ein, die mit den
Sonnenstrahlen spielen.
Am Beginn der Geschichte des Kölner Doms steht sein erster
Dombaumeister: Meister Gerhard. Über sein Leben vor dem Kölner
Dom weiß man so gut wie nichts. Höchstwahrscheinlich hat er in
Frankreich die damals neuen gotischen Bauten gesehen. Vielleicht
hat er auch bei dem Bau der Kathedrale von Amiens mitgearbeitet.
Jedenfalls war er der Kopf hinter dem Jahrtausendprojekt.
Über die Genialität von Meister Gerhard, die Geheimnisse der
Steinmetzbruderschaften und die Schwierigkeit des Bauens im
Mittelalter spreche ich mit Prof. Dr. Barbara Schock-Werner, der
ehemaligen Dombaumeisterin von Köln.
Die Reisetipps der Vorsitzenden des Zentralen Dombauvereins
findet Ihr hier:
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Über diesen Podcast
Die deutsche Geschichte vom Neandertaler bis Angela Merkel. Die
Podcastserie reist in 99 Folgen durch die deutsche Geschichte. Du
lernst spannende Orte und Expertinnen kennen und bekommst den
Überblick über das, was war.
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