Podcaster
Episoden
23.09.2025
1 Stunde 12 Minuten
„Gibt es etwas Geileres als dem Tod ins Gesicht zu lachen?“ – Mein
heutiger Gast ist Robert. Robert ist 36 Jahre alt und kommt nicht
nur aus der gleichen Gegend wie ich, sondern ging auch in die
gleiche Schule. Seit mehreren Jahren arbeitet er in der
Palliativmedizin. Er ist in der Hansestadt Demmin in einer
Patchworkfamilie mit zwei großen Schwestern in einem „klassischen
Arbeiterhaushalt“ aufgewachsen, wie er selbst sagen würde. Mutter
Altenpflegerin, Vater Schlossermeister. Über Umwege als Masseur,
medizinischer Bademeister und zuletzt als Sanitäter in der Marine
lernte er 2012 den Beruf "Gesundheits- und Krankenpfleger" an der
Universitätsmedizin in Rostock. „Weil Sterben dann ganz oft auch
ein Tabuthema ist und sie dürfen nicht sterben.“ 2016 wagte er dann
den Schritt in die Palliativmedizin. Und dies ist auch der Grund,
warum wir uns getroffen haben: Ohne viel über diesen Job zu wissen,
habe ich großen Respekt davor. Schon vor diesem Podcast habe ich
gelegentlich mit Robert über seine Arbeit in der Palliativmedizin
gesprochen – oft hätte ich gerne länger mit ihm darüber geredet.
Wie kommt man dazu, dort zu arbeiten? Was macht es mit ihm, auf
seiner Arbeit ständig mit dem Tod konfrontiert zu sein? Und und und
… Und nun, nun ist er mein Gast.
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24.08.2025
1 Stunde 51 Minuten
In diesen Tagen jähren sich zum 33. Mal die rassistischen Pogrome,
die vom 22. bis 26.8.1992 in Rostock-Lichtenhagen stattfanden.
Jugendliche und organisierte Neonazis warfen Steine und
Molotowcocktails auf die Aufnahmestelle für Asylbewerber und ein
Wohnheim für Vietnamesen, Anwohner applaudierten. Nur sehr wenige
Leute aus Rostock stellten sich diesem Mob entgegen und versuchten,
die Menschen in den Häusern zu schützen. Meine beiden heutigen
Gäste gehören zu diesen wenigen Menschen. „Man ist damals ohne
Bewaffnung eigentlich kaum auf die Straße gegangen“: Ols Weidmann
ist einer von ihnen, wir kennen uns seit vielen Jahren. Die ersten
Male habe ich ihn persönlich erlebt, als er bei Veranstaltungen
anlässlich des Gedenkens zu den Pogromen als Zeitzeuge auftrat. Ols
ist Ende der 60er in Rostock geboren und aufgewachsen. Er war einer
der Leute, die zeitweise mit in dem attackierten
„Sonnenblumenhochhaus“ waren. Dort versuchte er, Widerstand zu
organisieren, und dokumentierte zusammen mit den Bewohnern und
Bewohnerinnen des Hauses diese Tage mit einer Kamera. Daraus
entstand der Film „The Truth Lies in Rostock“. „Gewalttaten bis hin
zu Tötungsdelikten seien nicht auszuschließen“: Dies schrieb mein
zweiter Gast Wolfgang Richter schon lange, bevor die Situation in
Lichtenhagen völlig eskalierte. Ihn kannte ich bisher größtenteils
nur aus dem Fernsehen und Internet. Er wurde 1956 geboren, war
Lehrer für Geographie und Geschichte und ab Anfang Mai 1991
Ausländerbeauftragter der Stadt Rostock. Auch er erlebte die
Angriffe in den Häusern. In unzähligen Dokus, Büchern, Interviews
und Artikeln taucht er immer wieder als einer der wenigen
öffentlich auftretenden Zeitzeugen auf. Er bekam viele
Auszeichnungen, und er erhielt vor mehreren Jahren auch das
Bundesverdienstkreuz. Bis heute sind die beiden an vielen Gedenk-
und Aufarbeitungsprojekten beteiligt. Ich bedanke mich bei Ols und
Wolfgang, dass sie sich die Zeit für dieses intensive und wichtige
Gespräch genommen haben.
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12.08.2025
1 Stunde 19 Minuten
Mein heutiger Gast ist Gunnar Schröder. Er ist der Sänger von
Dritte Wahl, einer der bekanntesten Punkrockbands in Deutschland.
Bei ganz wenigen Bands aus dem Punkrock würde ich behaupten, dass
sie mich ernsthaft geprägt haben; bei Dritte Wahl ist es jedoch der
Fall. Immer wenn es in Rostock „Fußball und Gesang“ hieß, freute
ich mich den Arsch ab, denn das bedeutete, dass Hansa-Fans wieder
ihr jährliches Event organisierten, bei dem Dritte Wahl oftmals den
Headliner gaben. Wir quatschten darüber, wie es war, in der DDR
eine Punkband zu gründen, Anfang der 90er als Streetworker in
Rostock zu arbeiten und darüber, einen guten Freund und
Bandmitglied an den Krebs zu verlieren. Aber es ging auch darum,
weiterzumachen, obwohl man ausgebrannt ist; auf Kuba eine Tour zu
spielen. Und dann gibt es noch die Geschichte, dass wir mit Feine
Sahne mal als Vorband für Dritte Wahl spielten und aufgrund von
massivem Pyrotechnikeinsatz der komplette Saal geleert werden
musste, sodass das Konzert auf der Kippe stand. Der 19-jährige
Monchi hätte sich das nicht vorstellen können. Einfach mal mit den
Typen von Dritte Wahl am Rostocker Hafen treffen und quatschen …
Umso schöner, dass es jetzt so ist. Viel Spaß mit der Folge!
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29.07.2025
1 Stunde 9 Minuten
Mein nächster Gast ist Gabriel Jerome Kelly. Gabriel und ich sind
uns das erste Mal bei der „NDR-Talkshow“ über den Weg gelaufen. Als
ich hörte, dass da einer von der Kelly Family mit mir am Tisch
sitzen wird, musste ich erstmal schmunzeln. Ich hatte unzählige
billige Klischees im Kopf, dachte, da läuft bestimmt so ein Hippie
auf, mit dem ich mich überhaupt nicht verstehe; aber genau das
Gegenteil war der Fall. Das einzige Klischee, das sich bestätigt
hat: „Alle von den Kellys haben lange Haare“. Ich fand ihn mehr als
sympathisch, schlagfertig und als er mich in der Sendung leicht
ironisch fragte, ob ich „Stress“ will, hatte er mein Herz erobert.
Zudem wohnt er überraschenderweise in Mecklenburg-Vorpommern, nur
eine halbe Stunde von mir entfernt. Ein paar Wochen später saßen
wir dann anlässlich der ersten Livefolge meines Podcasts „Weil’s
jeden Tag brennt“ zusammen bei der Warnemünder Woche und quatschten
über Schwarzarbeit, über seine Zeit als Straßenkünstler in
Warnemünde, über den Tod und darüber, wie es ist, wenn man das
erste Mal checkt, dass der Vater ein Rockstar ist. Darüber hinaus
sprachen wir darüber, wie es ist, das gesangliche schwarze Schaf
der Familie zu sein und trotzdem ein eigenes Album aufzunehmen,
über die familiären Kontakte der Kelly Family zum Punkrock und über
Schlägereien seiner Onkels in den 90ern mit Faschos, die nicht
damit rechneten, dass „Hippies wie die Kellys“ auch gute
Kneipenschläger sein können. Ich wünsche euch viel Spaß beim Hören.
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17.07.2025
1 Stunde 13 Minuten
Was waren das für verrückte Wochen für uns! Seit der
Albumveröffentlichung herrscht bei uns durchgehend Alarm. Und jetzt
stehen wir kurz vor unserem bisher größten eigenen Konzert: über
16.000 Menschen, längst ausverkauft, in wenigen Tagen in der
Berliner Wuhlheide. Ich finde, das ist der richtige Moment, um mich
an die Menschen zu wenden, mit denen ich in den letzten Monaten und
Jahren am meisten Zeit verbracht habe – meine Bandkollegen und
Freunde von Feine Sahne Fischfilet. Wir hatten euch gebeten, uns
eure Fragen zu schicken – vielen Dank für die zahlreichen
Einsendungen! Hier versuchen wir, sie zu beantworten und euch
mitzunehmen auf unsere wilde Reise der letzten Zeit.
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Über diesen Podcast
Lange Zeit habe ich überhaupt keine Podcasts gehört. Dann fand ich
mich aber plötzlich selbst immer häufiger in solchen Formaten:
Gespräche über mein Buch, zum neuen Album. Mir wurde klar, was das
Geile daran ist: Dass es in die Tiefe gehen kann, dass man aber
auch mal dumm labern kann, ohne dass ein einzelner Satz aus dem
Kontext gerissen wird. Irgendwann war klar: Als nächstes kein neues
Buch schreiben – ich habe Bock einen eigenen Podcast zu machen! Ich
möchte mit Leuten reden, die genau das Gefühl von „Weil´s jeden Tag
brennt“ kennen. Die selbst brennen und machen, statt nur zu
quatschen. Über Themen, die mich bewegen, Tagesaktuelles oder ganz
einfach Sachen, die ich mir von der Seele labern möchte. Mal über
Feine Sahne schnacken. Es wird persönlich, aber auch politisch. Ich
möchte mit Personen ins Gespräch kommen, mit denen ich auch im
Alltag sprechen würde. Mit denen ich in der Kneipe reden, lachen
und streiten kann. Ich will auch Leute kapieren, die ich manchmal
nicht kapiere. Weil sie vielleicht für irgendwas brennen, was ich
nicht verstehe. Von hart bis herzlich wird hoffentlich alles an
Menschen dabei sein. Dafür stehe ich mit meinen guten/schlechten
Ruf. Jan »Monchi« Gorkow ist Sänger von Feine Sahne Fischfilet,
einem gemeinsamen Projekt einer Gruppe von Freunden aus
Mecklenburg-Vorpommern, die Bock hatten, was zu machen. Gegen die
Lethargie und den oftmals lähmenden Trott in den ländlichen
Gebieten ihrer Heimat. Mindestens ebenso wichtig wie die Musik war
die politische Haltung: klare Kante gegen rechts und gegen die
Tristesse der Provinz. Die nächsten 18 Jahre waren Feine Sahne
Fischfilet immer unterwegs, spielten in Jugendzentren, besetzten
Häusern, Clubs, auf immer größeren Festivals, nahmen Alben auf,
stets auf der Überholspur, unerschrocken und mit maximaler Energie.
Sie gründeten mit »Wasted In Jarmen« ihr eigenes Festival,
engagierten sich unermüdlich, wurden dabei eher aus Versehen immer
erfolgreicher. Ihr letztes Album „Alles glänzt“ veröffentlichte die
Band erstmals auf ihrem eigenen Label, landete damit direkt auf
Platz drei der Charts, nachdem Monchi davor noch sein erstes Buch
»Niemals satt – Über den Hunger aufs Leben und 182 Kilo auf der
Waage« veröffentlichte (und damit völlig unerwartet auf Platz 1 der
Spiegel Bestseller-Liste landete). Produktion: Peter Schade
Recording: Hauke Segert
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