Podcaster
Episoden
11.12.2024
46 Minuten
Maria ist 17 Jahre alt, als sie im Dezember 1939 als
Fürsorgezögling nach Breitenau gebracht wird, einem Arbeitshaus
in Nordhessen im heutigen Guxhagen, in dem Jugendliche wie sie
durch schwere Arbeit erzogen werden sollen. Sie war bereits zuvor
in einem Jugendheim untergebracht, wurde aber nun – womöglich als
Bestrafung – nach Breitenau geschickt, da die Bedingungen dort
als besonders schlecht galten.
Während ihrer Haftzeit in der Anstalt lernt sie den
Arbeiterjungen Ludwig Hies kennen und verliebt sich in ihn. Beide
schreiben sich geheime Liebesbriefe, denn es ist männlichen und
weiblichen Inhaftierten nicht gestattet, in irgendeiner Form
miteinander zu kommunizieren. Die Geschichte der beiden
Jugendlichen zeigt nicht nur ihre persönlichen Schicksale auf,
sondern auch die Härte und Willkür innerhalb des deutschen
Fürsorgesystems der NS-Zeit.
In diesem ersten Teil des Podcasts sprechen Philipp und Nadine
aus dem Masterstudiengang „Geschichte und Öffentlichkeit“ der
Universität Kassel über Maria und ihre Beziehung zu Ludwig.
Besonders die noch erhaltenen Liebesbriefe, die Maria an Ludwig
geschrieben hat, stehen dabei im Fokus. Es kommen aber auch
andere Themen, wie bspw. der Haftalltag, die Familiengeschichte
der Nieblings und die besondere Behandlung von Frauen im
Fürsorgesystem dieser Zeit zur Sprache.
Wir bedanken uns bei dem Freien Radio Kassel und dem Archiv des
Landeswohlfahrtsverband für die Unterstützung.
Mehr Infos unter https://www.gedenkstaette-breitenau.de/ und bei
Facebook (@breitenauerinnern) oder Instagram
(@gedenkstaettebreitenau)
Quellen: LWV-Archiv, K 2, 8900
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12.06.2024
52 Minuten
Ludwig ist ein Arbeiterjunge aus Frankfurt am Main, der im
Oktober 1939 in die Arbeitsanstalt Breitenau in Guxhagen
eingeliefert wird. Während seiner Haftzeit wird er zur Bestrafung
mehrfach in einer der Isolationszellen im Turm des Haftgebäudes
eingesperrt. Während dieser Isolationshaft ritzt er Botschaften
in die Wände ein, die heute zur Aufarbeitung seiner Geschichte
führen. Seine Geschichte erzählt dabei nicht nur das Schicksal
einer einzelnen Person, die im Unrechtssystem der
Nationalsozialisten gefangen ist, sondern gibt tiefe Einblicke in
die Missstände des deutschen Fürsorgesystems der 1930er Jahre.
Literatur:
Ayaß, Wolfgang, Das Arbeitshaus Breitenau. Bettler,
Landstreicher, prostituierte, Zuhälter und Fürsorgeempfänger in
der Korrektions- und Landarmenanstalt Breitenau (1874-1949),
Kassel 1992.
Eichholtz, Dietrich, Geschichte der deutschen Kriegswirtschaft
1939-1945, Bd. 1 1939-1941, München 2003.
Manschwetus, Anika, Wenn Wände um Gehör bitten. Inschriften in
den Räumen der Gedenkstätte Breitenau, unveröffentlichte
Bachelorarbeit der Universität Kassel, 2015.
Paul, Christa, Anpassung und Selbstbehauptung. Eine
identitätstheoretische Studie zur Fürsorge in den Jahren 1936 bis
1956, Wiesbaden 2014.
Thiel, Dorle, Fürsorgeerziehung im Nationalsozialismus am
Beispiel der ehemaligen Landesarbeitsanstalt und des
Landesfürsorgeheims Breitenau, unveröffentlichte Projektarbeit
der Gesamthochschule Kassel, o.A.
Quellen:
Fallakte Ludwig Hies Jun., LWV-Archiv, K2, 8362
Fallakte Ludwig Hies Sen., LWV-Archiv, K19, 0806
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Über diesen Podcast
In diesem Podcast sprechen Philipp und Nadine aus dem
Masterstudiengang „Geschichte und Öffentlichkeit“ der Universität
Kassel über verschiedene Themen die Breitenau betreffen. Sie werfen
einen Blick in die Akten der ehemaligen Arbeitsanstalt und
diskutieren über den historischen Ort Breitenau, der während der
NS-Herrschaft in den 1930er und 1940er Jahren nicht nur als
Arbeitshaus, sondern auch als frühes Konzentrationslager und später
als sogenanntes „Arbeitserziehungslager“ genutzt wurde.
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