Weniger Bürokratie und Besseres Recht

Weniger Bürokratie und Besseres Recht

Episoden

016 Grundrecht auf einfaches und nachvollziehbares Recht
13.02.2025
40 Minuten
Wie könnte ein Grundrecht auf einfaches und nachvollziehbares Recht zum Bürokratieabbau beitragen? Markus Keller stellt in dieser Folge des Podcasts „Weniger Bürokratie und besseres Recht“ seinen Vorschlag für ein Grundrecht auf einfaches und nachvollziehbares Recht vor. Als Ausgangsproblem beschreibt er den kontinuierlichen Anstieg des rechtlichen Regelungsbestands. Mit jedem neuen Gesetz steige proportional – wenn nicht sogar exponentiell – der damit verbundene Verwaltungsaufwand, ebenso wie die Belastungen für Bürgerinnen und Bürger. Eine zielgerichtete und widerspruchsfreie Umsetzung politischer Maßnahmen werde mit steigender Regelungsdichte immer schwieriger. Ursache hierfür sieht er in der Tendenz der Gesetzgebung, auf Grundlage von erhofften Wirkungen direkt in den Erlass von Maßnahmen überzugehen. Hier brauche es eine Trendumkehr, die statt impulsartiger Einzelmaßnahmen übergeordnete Ziele in den Blick nimmt und diese einfach und wirksam umsetzt. Gefördert würde das Problem u.a. durch einzelne Ressortzuständigkeiten sowie eine Übertragung der Umsetzungsprobleme auf die Verwaltung. Bisherige Maßnahmen zum Bürokratieabbau, wie die Gesetzesfolgenabschätzung oder Praxischecks, seien nicht wirksam genug und verursachten vielmehr eine „Bürokratieabschaffungsbürokratie“. Ein übergeordnetes Grundrecht auf einfaches und nachvollziehbares Recht würde alle beteiligten Instanzen binden und so ein grundsätzliches Umdenken initiieren. Der Gesetzgeber müsste dann die Ziele eines Gesetzes genau benennen und Maßnahmen könnten an der effektiven und effizienten Zielerreichung gemessen werden. An den bisherigen Verfahrensstrukturen müsse sich dafür zunächst nichts ändern. Wenngleich Keller die Chancen für die Einführung eines solchen Grundrechts gering einschätzt, könne allein die Diskussion darüber eine wertvolle Debatte anstoßen, die aktuellen Strukturen grundlegend zu überdenken. Zusammen mit Jochen Andritzky hat Markus Keller einen Artikel zu diesem Thema in der F.A.Z. Einspruch veröffentlicht. Diesen finden Sie hier:Wie kann Bürokratieabbau gelingen? Bei Nachfragen und Anmerkungen erreichen Sie das Team unter netzwerk@iaw.edu. Anregungen und Themenvorschläge für weitere Podcasts sind sehr willkommen. Der verwendete Jingle ist von @Daddy_s_music, gefunden auf Pixabay: https://pixabay.com/music/jingles-piano-cassical-brand-motive-logo-9997/.
Mehr
015 Bürgernahe Einkommenssteuer
07.02.2025
34 Minuten
Wie kann die Einkommenssteuer bürokratieärmer und bürgerfreundlicher gestaltet werden? Im Jahr 2023 wurde vom Bundesministerium der Finanzen die Expertenkommission „Bürgernahe Einkommensteuer“ ins Leben gerufen. Ihr Hauptziel war es, das deutsche Steuersystem zu vereinfachen und bürgerfreundlicher zu gestalten. Dies sollte durch eine Reduzierung der Bürokratie und eine stärkere Digitalisierung erreicht werden, um sowohl die Steuerzahler als auch die Verwaltung zu entlasten. In der 15. Folge des Podcasts "Weniger Bürokratie und besseres Recht" ist Prof. Dr. Christoph Schmidt zu Gast, der sich intensiv mit der Arbeit der Expertenkommission befasst hat und deren zentrale Ergebnisse vorstellt. Dabei nimmt er sowohl die Chancen als auch Herausforderungen der vielfältigen Lösungsansätze in den Blick. Neben Vereinfachungen wie Pauschalierungen oder Typisierungen spielt hier vor allem die Digitalisierung eine zentrale Rolle. So könnten etwa durch eine verstärkte Umsetzung des „Once-Only“-Prinzips Abläufe stark vereinfacht und automatisiert werden. Zugleich erfordert eine erfolgreiche Digitalisierung zahlreiche Voraussetzungen und wirft Fragen von Datenschutz und Datensicherheit auf. Eine wichtige Voraussetzung für eine gelingende Steuerreform sieht Christoph Schmidt insbesondere in der Entwicklung einer einheitlichen Digitalisierungsstrategie, verbunden mit einem klaren politischen Willen, diese auch umzusetzen. Zum Nachlesen: In einem dreiteiligen Beitrag in Der Betrieb (Ausgaben 40-41, 42, 43) stellt Schmidt die Ergebnisse der Kommission ausführlich vor. Zu Teil I von „Quo vadis, ‚Bürgernahe Einkommensteuer‘? Der Abschlussbericht der vom BMF eingesetzten Expertenkommission auf dem Prüfstand“ kommen Sie hier: Quo vadis, „Bürgernahe Einkommensteuer“? (Teil I) Bei Nachfragen und Anmerkungen erreichen Sie das Team unter netzwerk@iaw.edu. Anregungen und Themenvorschläge für weitere Podcasts sind sehr willkommen. Der verwendete Jingle ist von @Daddy_s_music, gefunden auf Pixabay: https://pixabay.com/music/jingles-piano-cassical-brand-motive-logo-9997/.
Mehr
014 Das Transformationsparadoxon: Digitalisierung mit dem Faktor Mensch
04.10.2024
29 Minuten
Die Digitalisierung könnte Verwaltungen, die mit Fachkräftemangel zu kämpfen haben, eigentlich unterstützen, indem sie Aufgaben automatisiert und Menschen dort einsetzt, wo künstliche Intelligenz an ihre Grenzen stößt. In der Praxis zeigt sich jedoch, dass dies selten der Fall ist. In der 14. Folge des Podcasts "Weniger Bürokratie und besseres Recht" sprechen wir mit Helena Klöhr über die Herausforderungen der Verwaltung im Kontext von Digitalisierung und Fachkräftemangel. Klöhr beschreibt das Transformationsparadox, also das Spannungsfeld zwischen dem Wunsch nach Veränderung und der Angst vor digitalen Lösungen. Ihre Datenerhebung in hessischen Kommunen mit Fokus auf die internen Rechnungsbearbeitungsprozesse zeigt, dass diese Ängste häufig aus Überforderung in der Verwaltung resultieren, die den notwendigen Wandel hemmen. Ein weiteres häufiges Problem sind komplexe und wenig agile Organisationsstrukturen. Große IT-Projekte wie die E-Akte haben oft lange Laufzeiten und hinken der rasanten technologischen Entwicklung hinterher. Eine Kultur, die Fehler zulässt, könnte hier Raum für Innovationen schaffen. Führungskräften kommt eine Schlüsselrolle zu: Sie müssen Innovationsräume schaffen, eine Kultur des Wandels fördern, Sicherheit bieten und Teams so organisieren, dass sie sich gegenseitig ergänzen. Die Digitalisierung bleibt ein zentrales Element des Bürokratieabbaus. Sie macht Verwaltungsprozesse zugänglicher, entlastet Mitarbeiter:innen und stärkt die Bürgernähe. Eine erfolgreiche Umsetzung erfordert jedoch eine umfassende Prozessoptimierung und Veränderungsbereitschaft. Bei Nachfragen und Anmerkungen erreichen Sie das Team unter netzwerk@iaw.edu. Anregungen und Themenvorschläge für weitere Podcasts sind sehr willkommen. Der verwendete Jingle ist von @Daddy_s_music, gefunden auf Pixabay: https://pixabay.com/music/jingles-piano-cassical-brand-motive-logo-9997/.
Mehr
013 Verständliche Verwaltungssprache für einen besseren Zugang zur Verwaltung
25.06.2024
52 Minuten
Wie kann die Sprache der Verwaltung verständlicher werden? In der 13. Folge des Podcasts "Weniger Bürokratie und besseres Recht" sprechen wir mit Dr. Christine Möhrs, Sprachwissenschaftlerin am Leibniz-Institut für Deutsche Sprache in Mannheim, über die Verständlichkeit von Verwaltungssprache. Frau Möhrs erklärt, dass es in ihrer Forschung um Sprache im Allgemeinen geht und betont, dass es keine „richtige oder falsche“ Sprache gibt. Ihr Schwerpunkt liegt auf der Verständlichkeitsforschung, insbesondere der Verwaltungssprache, und dem Wissenstransfer zwischen Wissenschaft und Öffentlichkeit. Auf die Frage, warum die Verwaltungssprache so kompliziert sei, erklärt sie, dass Verwaltungstexte oft sowohl sprachlich als auch inhaltlich komplex seien. Sie führt aus, dass z.B. Texte im Steuerrecht komplexe Themen abdecken müssen, was die sprachliche Form zusätzlich erschwert. Verwaltungstexte müssten viele Einzelfälle berücksichtigen, was eine weitere Herausforderung darstelle. Bezüglich der Einbeziehung der Adressat*innen betont Frau Möhrs, dass dies ein wichtiges, aber ressourcenintensives Thema sei, das viel Arbeit und einen echten Austausch erfordere. Die Verständlichkeit der Verwaltungssprache sei jedoch wesentlich, um Transparenz zu fördern und Rückfragen zu reduzieren. Ihr Institut erstellt hierzu in Kooperation mit anderen Partnern, wie zum Beispiel dem Normenkontrollrat Baden-Württemberg, Handlungsleitfäden, benennt Problemstellen und strebt eine Fehlerkultur an, die Rückmeldungen der Bürger*innen einbezieht. Eine verständliche Verwaltungssprache fördert Effizienz und Inklusion. Zur Gestaltung einer verständlichen Sprache erläutert Frau Möhrs, dass sowohl Inhalt als auch Form wichtig sind. Texte sollten einfache Wörter, kurze Sätze und klare Strukturen aufweisen. Bürgernahe Sprache und einfache bzw. leichte Sprache seien entscheidend, um mehr Menschen zu erreichen und einzubeziehen. Mehr Verben und weniger Passivkonstruktionen sowie eine handlungsbezogene Sprache können zur Verbesserung beitragen. Bei der Überarbeitung von Texten können Schreibprogramme und KI-basierte Tools eingesetzt werden. Eine abschließende Überprüfung durch Menschen ist jedoch unerlässlich, da elektronische Tools die Nuancen von Texten nicht vollständig erfassen können. Abschließend betont Frau Möhrs den gesellschaftlichen Wandel, der die Sprache beeinflusst, und die Notwendigkeit eines kontinuierlichen Engagements für eine verständliche Verwaltungssprache. Dieses Engagement sollte auch in der Ausbildung von Verwaltungspersonal integriert werden. Ein solcher Prozess muss langfristig angelegt und kontinuierlich begleitet werden, um den Bedürfnissen einer heterogenen und sich wandelnden Gesellschaft gerecht zu werden.   Bei Nachfragen und Anmerkungen erreichen Sie das Team unter netzwerk@iaw.edu. Anregungen und Themenvorschläge für weitere Podcasts sind sehr willkommen. Der verwendete Jingle ist von @Daddy_s_music, gefunden auf Pixabay: https://pixabay.com/music/jingles-piano-cassical-brand-motive-logo-9997/.
Mehr
012 Agilität als Lösung belastender Bürokratie in der Verwaltung?
22.05.2024
47 Minuten
In der aktuellen Folge des Podcasts "Weniger Bürokratie und besseres Recht" sprechen wir mit Herrn Nicolas Drathschmidt, wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität Potsdam, über seine Studien zum Umgang von Verwaltungsmitarbeitenden mit belastender Bürokratie (Red Tape) in der Verwaltung und Narrativen von agiler Verwaltung als möglichen Lösungsansatz. Red Tape umfasst im Englischen die negativen Aspekte von Bürokratie. Herr Drathschmidt weist darauf hin, dass Bürokratie auch seine positiven Seiten hat. Wie seine Studie gezeigt hat, können jedoch negative Auswirkungen von Bürokratie, d.h. das Red Tape, zu einem erhöhten Stressniveau und Abnahme der Arbeitszufriedenheit und Leistungsfähigkeit bei den Mitarbeitenden in Verwaltungen führen. Als Reaktionen bei den Mitarbeitenden lassen sich proaktive Reaktionen, Anpassung oder Ohnmachtsgefühle beobachten. Ein möglicher Lösungsansatz für das Red Tape in der Verwaltung könnte die Einführung agiler Ansätze in der Verwaltung sein. Allerdings gibt es in der Verwaltung noch keinen klaren Konsens darüber, was Agilität genau bedeutet und wie sie umgesetzt werden soll. Dies, so Herr Drathschmidt, führe zu unterschiedlichen Narrativen und Herangehensweisen in den Verwaltungen. In einer zweiten Studie hat er zusammen mit weiteren Autoren diese Narrativen und ihre Auswirkungen erforscht. Ineffiziente Prozesse in der Verwaltung sind nicht ausschließlich auf Personalmangel zurückzuführen, sondern oftmals auf eine übermäßige Bürokratie, die durch hierarchische Strukturen und direktive Führung verstärkt wird. Agile Führungsmodelle könnten hier Abhilfe schaffen. Notwendig ist zudem, einen positiveren Umgang mit Fehlern sowie die frühzeitige Erkennung von Fehlern im Prozess und Feedbackschleifen zu etablieren, insbesondere bei Fragen der Digitalisierung. Hierbei können agile Ansätze durchaus hilfreich sein. Abschließend betont Herr Drathschmidt, dass Bürokratieabbau nur dann erfolgreich sein kann, wenn er politisch unterstützt und mit klaren Zielen versehen wird. Es bedarf einer ganzheitlichen Strategie, die sowohl bürokratische Hürden abbaut als auch agile Ansätze in der Verwaltung fördert. Nur so könne die Verwaltung fit für die Zukunft gemacht werden.   Die erstgenannte Studie zum Red Tape in der Verwaltung finden Sie hier. https://www.awv-net.de/aktuelles/meldungen/ist-digital-immer-besser-wie-verwaltungsmitarbeitende-mit-unnoetiger-buerokratie-umgehen.html?changelang=1 Für die zweite Studie zu den Narrativen der agilen Verwaltung ist eine Veröffentlichung in einem Journal vorgesehen, das preprint ist hier erhältlich: https://doi.org/10.3233/IP-230059 Bei Nachfragen und Anmerkungen erreichen Sie das Team unter netzwerk@iaw.edu. Anregungen und Themenvorschläge für weitere Podcasts sind sehr willkommen. Der verwendete Jingle ist von @Daddy_s_music, gefunden auf Pixabay: https://pixabay.com/music/jingles-piano-cassical-brand-motive-logo-9997/.
Mehr

Über diesen Podcast

Dies ist der Podcast des Netzwerks für Bessere Rechtsetzung und Bürokratieabbau des Instituts für Angewandte Wirtschaftsforschung in Tübingen. Wir sprechen hier mit verschiedenen Wissenschaftler*innen und Menschen aus der Praxis über die öffentliche Verwaltung, Digitalisierung, Rechtsqualität und angrenzende Themen. Teils werden hier auch Veranstaltungen des Netzwerks veröffentlicht. Der Podcast erscheint in unregelmäßigen Zeitabständen.

Kommentare (0)

Lade Inhalte...

Abonnenten

15
15