Podcaster
Episoden
02.09.2023
25 Minuten
REIN THEORETISCH zu Fotografierverboten: Was haben das Van
Gogh Museum in Amsterdam, der Uluru in Australien, die Stadt
Kyoto in Japan, aber auch die Herbertstraße in Hamburg, das
Berghain in Berlin, New Yorker Gay Bars der 80er Jahre und
Sicherheitsgebiete in Kriegszeiten gemeinsam?
SPOILER: Sie stellen Orte dar, an denen es nicht gestattet ist zu
fotografieren.
Die Gegebenheiten, in denen sie uns begegnen, sind genauso
vielseitig wie die Gründe für solche Reglements. Ob in Clubs
durch das Abkleben von Handykameras, in Museen anhand von
Hinweisen des Aufsichtspersonals oder an sakralen Orten nach dem
unausgesprochenen Gesetz des gegenseitigen Respekts. Eines haben
sie gemeinsam: Fotografie wird in all diesen Fällen als
problematisch oder gar bedrohlich angesehen. Fotos, die aufgrund
verschiedenster Verbote nicht existieren, lassen zudem ein
spannendes Gedankenspiel zu. Welche Abbildungen werden in
bestimmten Situationen antizipiert? Und welche negativen
Auswirkungen könnten diese haben?
Fink&Wolf teilen in dieser Podcast-Folge ihre Gedanken zur
gezielten Unterbindung privater Fotoaufnahmen und stoßen dabei an
die Grenzen ihrer situationsbedingten Sinnhaftigkeit. Am Ende
stellt sich die Frage ob wir aufgrund der allgegenwärtigen
Kameranutzung vermehrt mit Fotoverboten konfrontiert werden
sollten oder nicht.
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24.07.2023
21 Minuten
REIN THEORETISCH zu gelöschten Fotografien: Mit der Zeit sammeln
sich auf unseren Smartphones Massen an überflüssigen Fotografien
an. Anhand ihrer zuletzt gelöschten Handyfotos reflektieren
Fink&Wolf die heutigen Ansprüche an selbst geschossene
Fotografien und aus welchen Gründen diese dann wieder gelöscht
werden. Das gezielte Vernichten von belastendem Fotomaterial
unterscheidet sich dabei klar vom versehentlichen Löschen
visueller Erinnerungen.
Der Verlust bedeutender Fotografien war zur Zeit der analogen
Technik schon allein wegen ihrer fragilen Materialität ein
Risiko, wie Robert Cappas Fotografien des D-Day in der Normandie
zeigen. Jedoch sind private Handybilder als rein digitale
Information ohne konkreten Bildträger ebenso leicht auszulöschen.
Datenträger wie Floppy Disks geraten aus der Mode und werden
unlesbar, JPEGs nutzen sich mit steigender Verwendung ab und
enden als beschädigte Dateien. Auf der anderen Seite
verdeutlichen Fälle wie der sogenannte Techno Viking, der in
Berlin auf der Fuckparade gefilmt wurde, oder Plattformen zum
Hochladen intimer Fotografien von Ex-Partner:innen, die wir
namentlich nicht nennen wollen, um solche Übergriffe nicht zu
verstärken, wie aussichtslos der Wunsch nach Löschung sein kann.
Katja Müller-Helle beschreibt mit dem Streisand-Effekt zudem,
dass Bilder, die im Netz vermeintlich vom Löschen bedroht sind,
umso mehr gespeichert und geteilt werden.
Ob heimlich, erzwungen, symbolisch oder versehentlich, gelöschte
Fotografien sparen meist einen besonders interessanten Teil
unserer Lebenswelt aus und stellen uns vor die Frage wie sehr wir
unser Wissen darauf beschränken können, was für uns sichtbar ist.
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12.03.2023
19 Minuten
REIN THEORETISCH zu Blickregimen: In der Fachsprache werden
Machtverhältnisse, die durch Fotografien entstehen, Blickregime
genannt. Sexismus und Rassismus nutzen die objektifizierende
Eigenschaft des fotografischen Mediums bis heute. Wie das
Fotografieren die visuelle Wahrnehmung konstruiert und welche
Rollenverteilung damit einhergeht, diskutieren Fink&Wolf
anhand der Konzepte “Male Gaze” und “Colonial Gaze”. Die
Vorstellung, dass Fotos die Realität abbilden, kommt dabei stark
ins Wanken und führt zur Frage, welche Repräsentationen wir als
“normal” empfinden und welche Bilder zur systematischen
Diskriminierung beitragen.
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05.03.2023
26 Minuten
REIN THEORETISCH zum Bildgedächtnis: Als Teil eines individuellen
und kollektiven Gedächtnisses werden Fotografien zu medialen
Bildikonen, die Menschen vor Augen haben, ohne sie zu sehen.
Inwiefern Bilder unterschiedlich erinnert werden und
gemeinschaftsstiftende Vorstellungen immer auch Menschen
ausschließen, überlegen Fink&Wolf u.a. anhand der
fotografischen Inszenierung Marilyn Monroes, des Pressebildes
„The Terror of War“ von Nick Ut und der Ausstellung „A Series of
Utterly Improbable, Yet Extraordinary Renditions“ von Arthur
Jafa. Anders funktionieren barrierefreie Bildbeschreibungen. Der
sogenannte Alt-Text gibt Fotografien für sehbeeinträchtigte
Menschen mit Worten wieder und lässt unbekannte Abbildungen vor
unserem inneren Auge sichtbar werden.
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25.02.2023
34 Minuten
REIN THEORETISCH zu eingeschränkt sichtbaren Bildern: Fotografien
mit unkenntlich gemachten Ausschnitten betonen oft, was den
Betrachtenden vorenthalten wird. Hierbei werden hauptsächlich
Individuen anonymisiert, deren Privatsphäre in der
Medienberichterstattung nicht verletzt werden soll.
Bildredaktionen müssen so abwägen, ob das öffentliche Interesse
an einem Geschehen oder das Recht am eigenen Bild überwiegt.
Handelt es sich bei dieser Einschränkung auch um eine Form von
Zensur? Fink&Wolf spekulieren außerdem über die Verwahrung
großer Fotoansammlungen und das darin liegende Gewaltpotenzial
durch anonyme Porträtfotografien.
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Über diesen Podcast
REIN THEORETISCH ist ein Podcast über Fotografien, deren
Sichtbarkeit aus verschieden Gründen eingeschränkt ist. Anhand von
Themen, die den künstlerischen, angewandten oder privaten Bereich
betreffen, überlegen Dortje Fink und Julia Wolf, wie Fotografien
zum Erscheinen oder Verschwinden gebracht werden. Die beiden
studieren im Master "Photography Studies and Research" an der
Folkwang Universität der Künste in Essen. Sie sprechen über Bilder,
die nicht gesehen werden können, wollen oder dürfen – also aus den
Augen in den Sinn. Introsong von Hossein Mousavifaraz.
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