OrgAvantgarde - Intelligent organisieren in Kontingenz
Intelligent organisieren in Kontingenz
Podcaster
Episoden
08.05.2023
1 Stunde 6 Minuten
Was ist ein Beratungsdesign und welche Auswirkungen hat dies auf
den Prozess des Organisierens?
Wir wollen an unseren letzten Podcast anknüpfen und heute über
ein Beratungsdesign zur Umsetzung einer Richtungsentscheidung
reden. Das dies in der Regel mit Veränderung zu tun hat; muss
nicht nochmal ausführlich betont werden. Wir reden von einem
Beratungsdesign und meinen damit eine Vorgehensweise zur
Umsetzung einer Entscheidung. Ein Design ist nicht zu verwechseln
mit dem klassischen Plan, der von der Festlegung von gezielten
Aktionen lebt. Meisten sind Pläne auf Businessthemen
beschränkt, die im Rahmen von Meilensteinen abgearbeitet werden.
Für unser Ansinnen der Synchronisierung von Businesssystem und
sozialem System Organisation ist dies natürlich zu wenig. Denn
alle unsere in den vorherigen Podcasts vorgestellten Themen wie
Dysfunktionsforschung, Sichtbarmachung von Abwehrroutinen der
lokalen Rationalitäten, agonales oder orthogonales Vorgehen und
schließlich die zentrale Unterscheidung von Heuristik und
Hermeneutik haben in den klassischen Projektplanungen keinen
Platz.
Das heißt jetzt was?
Ein Beratungsdesign ist ein kontextueller Rahmen für eine
Richtungsentscheidung, der keine oder nur wenige
Handlungsvorgaben macht. Ein Plan ist das Instrument der
klassischen bürokratischen Organisation aus der Zeit der
Nachfragemärkte als der Absatz der tayloristisch gefertigten
Produkte relativ sicher war. Ein Design dient der Umsetzung von
Entscheidungen in Angebotsmärkten und in moralischen von
ökologischen und sozialen Aspekten geprägten Märkten. Und nicht
zu vergessen: Dies Märkte fordern ein völlig neues Verständnis
vom Prozess des Organisierens und von Kooperation und
Serviceleistungen. Ein Design dient der Absicherung der
Bewegungsfreiheit im Prozess des Organisieren in zwei Richtungen:
Auf der Businessebene sind die inhaltlichen Themen zu erarbeiten
und auf der Ebenen des sozialen Systems ist die Form der Arbeit
ständig festzulegen und zu verbessern. Das sind Organisationen
nach wie vor in der Regel nicht gewohnt.
These 1: Das Design der Selbstberatung im Prozess des
Organisierens sichert die Gleichzeitigkeit und damit die
Synchronisierung von Businesssystem und sozialem System. Die
Arbeitsweise hat Werkstatt- und Reflexionscharakter. Die
Ausprägungen des jeweiligen Schwerpunktes kann in der
Designgestaltung variieren. Es spricht einiges dafür, den
Reflexionscharakter sorgfältig zu dosieren.
These 2: Das Design zur Selbstberatung eröffnet eine gewollte
Veränderungsdynamik, die über das klassische Abarbeiten von
Inhaltsthemen weit hinausgeht.
These 3: Das Veränderungsdesign zur Selbstberatung schafft einen
sicheren Rahmen zur Bearbeitung der Kontingenz im Prozess
des Organisierens. Es ist ein Konzept zur Etablierung einer
Gesamtsteuerung in der Gleichzeitigkeit von top-down und
bottom-up.
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21.10.2022
1 Stunde 3 Minuten
Wie geht Veränderung im Prozess des Organisierens?
Wir wollen heute den Konkretisierungsgrad erhöhen und über die
Anwendung der bisherigen Themen sprechen. Wir reden dabei über
die Gestaltung eines Beratungskontextes und über die
Voraussetzungen der Synchronisierung von Businesssystem und
sozialem System im Prozess des Organisierens. Hier gibt es
unendlich viel Stoff und wir möchten uns im Podcast V vor allem
mit der wohl wichtigsten und häufig schwierigsten Voraussetzung
zur Gestaltung von Veränderung beschäftigen. Dabei spielen die
Begriff Dysfunktion und Abwehrroutinen eine wesentliche Rolle.
Wir steigen also nicht in die übliche Thematik der neuen Tools
ein, sondern es geht hier vor allem um den blinden Fleck aller
Organisationen, den Prozess des Organisierens reflexiv
voranzutreiben. Dabei spielt die Unterscheidung von Heuristik
(Systemdenken I) und Hermeneutik (Systemdenken II) eine
wesentlichen Rolle.
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22.09.2022
54 Minuten
Systemdenken I
Intuitiv / heuristisch: Das Denken funktioniert automatisch und
schnell, weitgehend mühelos und ohne willentliche Steuerung. Wir
wollen dieses Denken nicht nur bei Individuen verorten, sondern
sehen hier auch eine Grundlage für die kooperative Organisation
im Prozess des Organisierens. Hier entstehen die Routinen, Denk-
und Handlungsmuster bis hin zum pfadabhängigen Denken über große
Zeiträume. So läuft die Organisation auch dann, wenn das
pfadabhängige Denken zu massiven Störungen und Dysfunktionen
führt. Der Zustand des Lock-in ist erreicht, wenn der Denkpfad
nicht hinterfragt wird, sondern die Gründe in einem mehr oder
weniger zu suchen sind, gerne verbunden mit Personalisierungen
und mehr vom Gleichen.
Systemdenken I ist im Prozess des Organisierens unabdingbar
schafft jedoch automatisch den blinden Fleck der nicht
beabsichtigten Dysfunktionen.
Systemdenken II:
Reflexiv / hermeneutisch: Wir haben dazu schon einiges
gesagt. Hier geht es um Nachdenken, und zwar auch hier wiederum
nicht als Einzelleistung, sondern größeren Einheiten wie Gruppen,
Bereiche, Organisationen insgesamt.
Diese Art des Denkens dient dazu den blinden Flecken des
Systemdenkens I auf die Spur zu kommen. Diese Art des Denkens ist
anstrengend, weil sie die Aufmerksamkeit auf mentale Aktivitäten
zur Erfassung komplexer Zusammenhänge zirkuläre Wirkungen
(wicked problems) und konkrete Berechnungen (Kennzahlen)
richtet. Systemdenken wird getragen vom subjektiven Erleben
von Handlungsmacht (locus of control), Entscheidungsfreiheit und
engagierter Konzentration.
Systemdenken II ist kein einmaliger Vorgang, sondern kontextuell
wie inhaltlich sorgfältig zu gestalten. Hier spielt das
angewandte Design mit speziellen Instrumenten eine wesentliche
Rolle. Die Frage ist dabei, wer zu welchen Themen mit welchem
angestrebten Ergebnistyp in welcher Zeit zusammenkommt. Natürlich
darf es auch freie Reflexionskontexte geben, jedoch dürfen diese
keinesfalls die Regel sein.
Systemdenken II ist radikal, weil die hermeneutische
Vorgehensweise an die Wurzel der bisherigen Überzeugungen
(Muster, mentale Modelle, Pfade) geht, die in diesem
Forschungsprozess in Frage gestellt werden. Ein Lock-in ist ohne
externe Unterstützung nur schwerlich möglich, weil intern daran
nicht gerührt werden darf. Ein sehr zuverlässiger Indikator ist
dabei, die Aufregung und Ablehnung von externer Unterstützung,
wenn kollektive Abwehrroutinen ausgelöst werden.
Kollektive Dysfunktionsforschung, also Systemdenken II, aktiviert
Abwehrroutinen der Organisation. Für die Ausprägungen dieser
Abwehrroutinen hatten wir bereits typische Kategorien definiert:
1. Erkenntnis Ignoranz
2. Gegenwartsverlängerung
3. Verantwortungsverschiebung
4. Tool-Beschwörung
So werden relevante, oft auch gravierende Probleme
kollektiv invisibilisiert. …
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12.08.2022
1 Stunde 3 Minuten
Kollektive hermeneutische Dysfunktionserforschung als
fundamental neuer Ansatz des Organisierens in Kontingenz
Handlungsmuster von Defensiven Routinen sind im Prozess des
Organisierens Schicht für Schicht zu erkennen und zu bearbeiten.
Dieser Erkenntnisprozess entsteht in einem Erforschungsprozess,
der parallel zu den umzusetzenden Businessthemen läuft. Defensive
Routinen entziehen sich mit Sicherheit dem erkennenden Blick,
ohne einen Grund sich mit dem Thema zu beschäftigen. Es
funktioniert nicht als Selbstzweck.
Die Arbeit an Defensiven Routinen bedarf einer engen Verbindung
von Entscheidern und Beratern.
Organisationen haben kaum eine Chance ihre Abwehrroutinen in
reiner Eigenleistung zu erkennen.
Der Normalfall: Veränderung im Prozess des Organisierens
sind getragen von der Vorstellung mit Managemententscheidungen,
Programmen, Trainings, Coachings, Beratung der verschiedensten
Art gewünschte Veränderung auf der Basis der bestehenden Formen
und Muster sicher zu stellen. Ein Erforschen der Defensiven
Routinen ist nicht vorgesehen und damit greift der soziale
Schutzmechanismus, der die Dysfunktionen im Bereich des blinden
Flecks lässt. ...
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22.07.2022
1 Stunde 13 Minuten
Die griechische Vorsilbe dys bedeutet schlecht /mangelhaft.
Dysfunktion heißt somit Fehlfunktion, eine Funktion, die nicht
nur ihren Zweck nicht erfüllt, sondern darüber hinaus eine eigene
von Handelnden als unerwünscht erlebte Nebenwirkung entfaltet. Im
Prozess des Organisierens treten Dysfunktionen insbesondere in
der Bewältigung von Kontingenz durch Ordnung stiftende Maßnahmen
häufig auf. Man könnte sogar sagen Dysfunktionen sind der
Normalfall und die Tücke der Dysfunktion besteht darin, dass sie
sich als solche nicht zeigt, sondern in der Regel gut „getarnt“
auftritt.
Und die beste Tarnung der Dysfunktion ist, sie erscheint als
Lösung in der Bewältigung von Kontingenz.
Definition I: Dysfunktionen sind Fehlfunktionen im
wertschöpfenden Prozess des Organisierens, die als Lösung für
Kontingenzbewältigung eingeführt wurden. Unmerklich verändert die
Lösung ihren eigentlich zugedachten Zweck und wird zu einem
Hemmnis, zu einer Störung, zu einer failed activity im Prozess
des Organisierens. Man könnte auch sagen Dysfunktionen sind im
Prozess des Organisierens die heute vergeblichen Lösungsversuche
von gestern.
Definition II: Organisationale Dysfunktionen sind Fehlfunktionen
der Zusammenarbeit bzw. des Organisierens, die dazu führen, dass
die daraus resultierende Wertschöpfung hinter ihren Möglichkeiten
zurückbleibt und damit im Ergebnis schlechter ist als sie es
hätte sein müssen. ...
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Über diesen Podcast
Susanne Leithoff und Johann Scholten sind davon überzeugt, dass es
einer organisationalen Aufklärung bedarf. Organisation, Führung und
Mitarbeiterschaft müssen neu gedacht werden, wenn eine Navigation
und eine vitale Anpassung an sich schnell verändernde Bedingungen
gelingen soll. Im gemeinsamen Dialog erkunden wir aktuelle
Dysfunktionen und Kippunkte des Organisierens um neue Denkpfade
auszuloten, die wirksamere Handlungsoptionen zu öffnen vermögen.
Parallel veröffentlichen wir ein Dialogpapier in dem die zentralen
Aussagen und Thesen zusammengefasst sind. Sie sind herzlich
eingeladen hier in Schriftform am Dialog teilzunehmen.
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