Tadschu

Tadschu

Displaced. Heimatlos. Angekommen. Die Geschichte meines Großvaters.

Episoden

Tadschu Interviews - #2 Erinnerungsorte: Thomas Altmeyer
15.07.2022
23 Minuten
Das ist die zweite Ausgabe der Tadschu-Interviews. Es gibt mehr und mehr Projekte, die sich dem Thema Zwangsarbeit angenommen haben. Dennoch ist es auch so, dass das Thema nicht zentral im Fokus der Aufarbeitung, der Erinnerungskultur in Deutschland steht. Obwohl das System Zwangsarbeit während des zweiten Weltkriegs wahnsinnig viele - Millionen Leben verändert hat. Auf ganz unterschiedliche Weise. Ich konnte bislang im Detail das ankratzen, was ich erzählen kann, eben weil mein Großvater, weil Tadschu, den Krieg überlebt hat. Als Pole in Deutschland. Verschleppt. Als ziviler Zwangsarbeiter in einer Fabrik. Fabrik, Zwangsarbeit, Konzentrationslager. Das steht gleich am Eingang des Geschichtsorts Adlerwerke in Frankfurt am Main. Wie Tadschu, waren auch hier Menschen in einer Fabrikanlage - mussten Zwangsarbeit leisten. Heute ist es keine Gedenkstätte im eigentlichen Sinn. Eher ein Dialog-Raum. Der einlädt, Gespräche zu führen. Und darum soll es dieses Mal gehen: Wenn wir uns erinnern, wie tun wir das? Welche Erinnerungsorte sind es, die uns weiterbringen? Und wie? Darüber sprechen Thomas Altmeyer und ich. Patrick Figaj. Thomas Altmeyer ist unter anderem der Leiter des Studienkreises Deutscher Widerstand 1933-1945. Er lehrt an der Uni Frankfurt. Und er ist der Leiter des Geschichtsorts Adlerwerke in Frankfurt. Das Gespräch ist Mitte Juli 2022 im Geschichtsort Adlerwerke in Frankfurt entstanden.
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Tadschu Interviews - #1 Erinnerungsverantwortung: Martin Aust
03.06.2022
30 Minuten
Das ist die erste Ausgabe der Tadschu Interviews. Manchmal gibt es noch etwas mehr zu besprechen, als in eine Podcast-Folge passt. Oder sie überladen würde. Man möchte mehr wissen, verstehen. Hier ist ab jetzt der Platz dafür. Zum Start mit dem Osteuropa-Historiker Prof. Dr. Martin Aust. Er lehrt Geschichte und Kultur Osteuropas an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn. Und er ist Vorsitzender des Verbands der Osteuropahistorikerinnen und Historiker. Ich bin nicht zuletzt für die Recherche zu diesem Podcast durch sein Buch Erinnerungsverantwortung – Deutschlands Vernichtungskrieg und Besatzungsherrschaft im östlichen Europa 1939-1945 auf ihn aufmerksam geworden. Um mit ihm die Frage zu besprechen: Wie wichtig ist Erinnerungsverantwortung in Kriegszeiten?
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Folge 7 - Lorenz: Parallele Leben
03.06.2022
39 Minuten
Ich kann Opas, Tadschus Lebensweg, mittlerweile gut nachzeichnen. Je mehr ich weiss, desto deutlicher verstehe ich: Er hatte Glück. Andere nicht. Noch gibt es viele Fragen. Aber nicht auf alle eine Antwort. Und plötzlich gibt es diese Häftlingskarte. Und die Frage - wer war Lorenz Figaj? Davon handelt diese Folge. Von parallel verlaufenden Lebenswegen. In einer Welt von Krieg. Für manche geht es gut aus. Für viele nicht. Lorenz stirbt in einem Außenlager des Konzentrationslagers Mauthausen - Wiener Neudorf. Weil er Pole war? Weil er nicht ins System passte? Oder weil er einfach zur falschen Zeit am falschen Ort war? Wie erinnern wir uns heute an Menschen wie ihn? Oder genereller: Was macht Erinnerungskultur in Kriegszeiten aus?
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Folge 6 - Die Waisen von Lisków
03.11.2021
44 Minuten
Ankommen. Herkunft. Ursprung. In der sechsten Folge der mehrteiligen Audio-Spurensuche führt der Weg Tadschus zurück zu seinen Anfängen. Zu einer Heimat, die zu seiner geworden war. Irgendwie. Tief ins Herz Polens. Im Zentrum seiner Kindheit steht ein Waisenhaus. Ein ganz besonderer Ort. Hier treffen Schicksale aufeinander. Und es entsteht eine Gemeinschaft, die weit mehr ist, als eine Familie. Denn in einem unscheinbaren Dorf liegen die Wurzeln einer Heimat, die nur Tadschu kannte. Eine Zeit, die ihn prägen wird. Und seine Familie Jahrzehnte später...
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Folge 5 - Der Kanute
06.07.2021
31 Minuten
In der fünften Folge der mehrteiligen Audio-Spurensuche geht es um Tadschus Spuren in Polen. Bis hierhin ging es um seine Geschichte in Deutschland. Aber als "heimatloser Ausländer" hatte er zuvor ein Leben, das im Verborgenen blieb. Wo und wie lebte er? Wie kam es dazu, dass er schließlich als Zwangsarbeiter nach Deutschland verschleppt worden ist. Gab es Anzeichen? Konnte er sich vorbereiten? Und warum kam er überhaupt unversehrt durch den Krieg? Die Situation in Polen 1939 ist dramatisch: Der Überfall der Wehrmacht führt das Land in den Abgrund. Und setzt einen Vernichtungskrieg in Gang, der die Schicksale von Millionen für immer verändern sollte.
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Über diesen Podcast

Tadschu war Pole. Und er war Zwangsarbeiter, "heimatloser Ausländer", "Displaced Person". Wie viele, schwieg er über seine Zeit im 2. Weltkrieg. Über seine Verschleppung. Ängste, Sorgen. Seine Erlebnisse in Fabriken und Lagern. Ein Leben zwischen den Mächten und Interessen eines Kontinents in Aufruhr. Tadschu - Tadeusz Sirotkin - war mein Großvater. Er wurde 1919 in Polen geboren. Den Krieg hat er unversehrt überlebt. "The Bearer is a displaced person" stand auf seinem Ausweis. Sein Heimatland Polen hat er allerdings nie wieder gesehen. Er blieb nach dem Krieg in Deutschland. Warum? Das habe ich mich lange gefragt. Nicht gewusst. Wie so vieles, was nie hinterfragt worden ist. Doch seine Geschichte ist ein Beispiel für Heimat und Herkunft. Vergessene, verdrängte Schicksale. Und der Ursprung all dessen. Heute ist Deutschland meine Heimat. Ein Zufall der Geschichte. Deshalb kann ich jetzt davon erzählen.

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