Podcaster
Episoden
28.04.2023
2 Minuten
»Keine Idee ist so genial, dass ihre Umsetzung nicht
vermasselt werden könnte«.
Geistesblitze selbst haben es schon schwer genug, überhaupt
operativ Stellung zu beziehen. Alles, was im Bereich der
Healthcare Innovationen den ersten Schritt schafft, bekommt
häufig später Schwierigkeiten, wie mir Rudi
Schmidt auf Linkedin schreibt.
Oft bleiben medizintechnische Vorhaben, die das Digitale
berücksichtigen, in der Pilotphase stecken. Der Mangel an
klinischer Evidenz und der Notwendigkeit, sich mit den
wirtschaftlichen Anreizen und Finanzierungsstrukturen
auseinanderzusetzen, hat einen
Namen: Pilotitis.
Zudem bleiben viele Projekte, die sich nicht als
weltweit aufgestellte Plattform definieren und national auf
regulierte Märkte und dazugehörigen Debatten treffen, gerade
deshalb auf der Strecke. Ebendarum sind lokale und globale
Allianzen essenziell für Start-ups, die zügig aus der Startphase
herauskommen wollen. Wer fünf Jahre oder länger benötigt, gilt
als gefährdet.
Mich interessiert das, weil ich meine Arbeit als Hilfe verstehen
möchte, das Verständnis einer traditionellen Innovationskultur zu
überwinden. Das gilt insbesondere für meine Kundensegmente der
professionell versorgend am Gesundheitsgeschehen Beteiligten;
kurz die Ärzteschaft und ihre Organisationen. Das beginnt schon
damit, dass man den Umgang mit Healthcare-Innovationen lernt, um
diese auf ihren normativen Kern hin überprüfen zu können.
Arztpraxen und Gesundheitseinrichtungen integrieren zwar neue
Technologien, glauben aber, diese seien primär für Ärztinnen und
Ärzte entwickelt worden. Patientenzentrierte Lösungen, die
manchmal gar nichts mit Technik zu tun haben, sondern auf eine
neue Gesundheitskultur einzahlen, bleiben unberücksichtigt. Das
darf sich ändern und ich bin gern mit dabei.
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05.04.2023
9 Minuten
Wir müssen sofort aufhören, Maschinen mit Menschen zu
vergleichen. Ich warne davor, solche Vergleiche beiseite zu
ignorieren. Der Beitrag ist heute etwas länger geworden, weil er
die Grundlage legt für eine Kritik an unserer Vorstellung dazu,
was intelligent ist.
Ich unterscheide ab sofort zwischen Spiritueller Intelligenz
(SQ), Emotionaler Intelligenz (EQ), kognitiver Intelligenz (IQ)
und Maschineller Intelligenz (MQ), die viele als künstlich
erahnen. Ich widerspreche jedem Vergleich und setze die drei
ersten Aspekte gegen den vierten Umstand, dass wir idealisierte
Denkmodelle erschaffen, die auf Mathematik beruhen.
Den Text kannst Du in meinem Blog lesen. Ansonsten wird das Thema
in den kommenden Tagen auch im Linkedin Newsletter GESUNDHEIT
passiert! erscheinen. Außerdem bei XING News. Halte die Augen und
Ohren offen, wenn Dich das Thema genau so beschäftigt wie mich.
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01.04.2023
6 Minuten
Was verstehen wir dann heute unter einem Gesundheitssystem? Ich
weiß es nicht. Auf mich wirkt das in etwa so abstrakt, wie wenn
Kommentare zur Geopolitik von »dem Westen« sprechen.
Ich neige deshalb zum Begriff Gesundheitsgeschehen. Das bleibt
genau so wage, aber unverdächtig. Superlative werden nicht
gebraucht. Im Begriff Gesundheitsgeschehen steckt die Tatsache,
dass Gesundheit passiert. Zunächst einfach so. Weil der Mensch
ist. Das ist die eigentliche Singularität, die wir wieder in den
Blick nehmen sollten. Gesundheit bleibt auf absehbare Zeit ein
eher evolutionäres Konzept.
Interessant wird es, wenn man in Krankheit geworfen wird. Eine
Krankheit hat man. Gesund ist man. Eine Krankheit gibt man ab.
Gesund bleiben ist ein lebenslanges Projekt. Gesund sterben, wäre
ideal.
Hören Sie rein, lesen den Beitrag auf https://blog.betablogr.de
oder im Newsletter »Gesundheit passiert!« auf Linkedin.
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31.03.2023
5 Minuten
Hast Du schon einmal darüber nachgedacht, Deinem Kind einen Chip
zu implantieren? Das wäre doch praktisch. So könntest Du
jederzeit dessen Standort bestimmen. Zugegeben, ich bin spät
dran, diese verstörende Überzeichnung elterlicher Fürsorge
anzusprechen.
Schon Ende 2017 begann eine Diskussion dazu, wie weit der
Kontrollzwang verunsicherter Eltern einer von Technologie
durchwirkten Wohlstandblase gehen darf. Mit Arkangel zeigte
Regisseurin Jodie Foster in der zweiten Folge der vierten Staffel
von »Black Mirror«, in welchen Wahnsinn wir mithilfe digitaler
Möglichkeiten geraten könnten.
Zunächst ist man als Zuschauer empathisch mit der
alleinerziehenden Mutter Marie. Man kann ihre Sorgen verstehen.
Diese stumme Unterstützung verpufft nicht einmal, als bei dem
Kind ein Implantat gesetzt wird. Diese kleine Unsichtbarkeit im
Gehirn der Tochter erlaubt es Marie, das Seh- und Hörvermögen
ihrer Tochter Sara mit einem Tablet-Computer zu überwachen. Auch
medizinische Live-Daten und frühere audiovisuelle Feeds lassen
sich mit dem Implantat nachvollziehen. Im Verlauf wandelt sich
das Gefühl aus seichter Unterstützung für die Mutter zu einem
subjektiven Anfall von Ekel. Dass die Serie nur Fiktion sei, gilt
als Argument für ein Negieren nicht. Denn alles Schein ist Sein.
Die Idee ist in der Welt.
Neulich wurde mir mithilfe kontextsensitiver Werbung ein
GPS-Sender für Hunde angeboten. Das Netzwerk weiß, dass wir
neuerdings einen Hund haben. Vorgestern fragte ich an dieser
Stelle: »Was ist der Mensch?« Ich folgte meinem eigenen Rat und
schaute auf unseren Hund. Dabei erinnerte ich mich an ein Gefühl,
neulich bei unserer Tierärztin.
Hunde werden in Europa gechipt. Das hatten wir hinnehmen müssen.
Als Bürger ohne Hund war uns nie in den Sinn gekommen, uns in das
Für und Wider für einen Erlass, der ein solches Implantat zur
Pflicht macht, einzumischen. Die Information drang erst mit der
Anschaffung eines Hundes zu uns durch und sogar da klang das noch
vernünftig. Hund plus Chip verspricht weniger Verlustangst. Von
unserer Tierärztin erfuhren wir noch, dass die Chips der neueren
Generation auch Vitaldaten wie Körpertemperatur messen. Wow.
Im Jahr 2017 sprach Sascha Lobo beim DRG-Forum und sagte, er
glaube nicht daran, dass Menschen in absehbarer Zeit
akzeptierten, sich Technologie implantieren zu lassen. Tracker
würden zwar am Körper, aber nicht im Körper akzeptiert; wenn er
sich da mal nicht getäuscht hat. Damals fand eine – zugegeben
wenig belastbare – Marktforschung heraus, dass sich 5 % der
amerikanischen Frauen einen Chip im Arm vorstellen können. Für
bessere Shoppingerlebnisse.
Ist es nicht so, dass hier sensorische und soziale Anpassung
miteinander kollidieren?
Bei unseren Hunden haben wir eine moralische Grenze bereits
überschritten. Wir implantieren einen Sensor. An den Fremdkörper
gewöhnt sich das Tier schnell. Unterdessen wird die Sensorik
unserer Moral gestört, ohne dass es uns ernsthaft kümmert. Die
Omnipräsenz von Technologie in unseren Lebenswirklichkeiten,
lässt niemanden ernsthaft aufbegehren. Klingt doch alles logisch.
Wir schützen auf diese Weise ein unberechenbares Lebewesen seiner
selbst willen. Das ist gewissermaßen ein göttlicher Dienst am
Tier; vom Menschen erdacht.
Mit den hinter der Vorschrift liegenden Motiven, die den Einsatz
dieser Technologie erzwingen, setzen wir uns lieber nicht
auseinander. Nicht, dass wir eine rechtsstaatlich legitimierte
utilitaristische Dystopie erkennen, die mit der Fiktion in
Arkangel bei Black Mirror Schritt halten könnte.
Es gibt bereits einen Markt für diese Art der Überwachung. Die
passenden Geschäftsmodelle liegen heute schon im Gewand bunter
Plastikuhren für Kinder in den Läden für
Telekommunikationsbedarf.
Ich habe die Befürchtung, es könne der Tag kommen, an dem wir das
maximal miniaturisierte Gadget an unseren Handgelenken schlucken
oder bereits pränatal injiziert bekommen. Auch wenn ich meine
Wanderungen mit dem Smartphone dann schon längst nicht mehr
aufzeichne.
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29.03.2023
3 Minuten
Die Überfülle an Informationen und die Vielzahl an
Weltanschauungen, die uns heute über das Internet zur Verfügung
stehen, produzieren keine kohärente Konsensrealität (mehr),
sondern eine Wirklichkeit, die vom fundamentalistischen Beharren
auf simplifizierenden Narrativen, Verschwörungstheorien und
postfaktischer Politik zerfressen ist.
Beim Lesen dieses Satzes im Buch New Dark Age von James Bridle
erinnere ich mich an die Behauptung, wir hätten verlernt zu
denken. Denken ist meine Prämisse für das tätige Zusammenhandeln,
auf das ich nicht nur im beruflichen Kontext beharre. Damit meine
ich nicht das Denken an den ersten Kaffee am Morgen oder das
Schwelgen in Erinnerungen.
Denken, das eher Sinn ist als Tätigkeit.
Denken, das gar nicht erst stattfindet, weil wir von zu
vielen Informationen umgeben sind, die erst einmal bewertet
werden wollen, bevor wir uns den dahinterliegenden Bedeutungen
zuwenden.
Und dann ist auch schon Abend und der Kopf rast. Wir kommen nicht
zur Ruhe und die Gedanken laufen durch, wie Shorts oder Reels
oder wie auch immer wir die medial in Szene gesetzte Wirklichkeit
anderer Menschen nennen.
Die jetzt ausgehende Postmoderne hält einige Aufgaben für uns
bereit. Dazu zählt auch, dass wir die Versprechungen der
Aufklärung noch einmal hinterfragen. Mit Aufklärung verknüpfte
sich der Gedanke, mit bislang nicht zugänglichen Informationen
sich seines eigenen Verstandes zu bedienen, um sich aus der
selbst verschuldeten Unmündigkeit zu befreien.
Jetzt, am Ende der Zukunft, taumeln wir erneut. Ein Zurück gibt
es nicht. Wir werden wieder denken müssen und dafür in Kauf
nehmen, nicht alle Informationen zu haben. Informationen, die uns
vom eigentlichen Akt abhalten. Wer aber hilft uns, zu sortieren,
worauf es ankommt?
Ich plädiere dafür, stets eine Frage voranzustellen, die oft
vergessen wird, wenn wir erinnert werden an Kants Dreiklang aus:
Was kann ich wissen?
Was soll ich tun?
Was darf ich hoffen?
Die vierte Frage ist etwas, an das es sich zu lohnen denkt und
deshalb stelle ich sie einfach jetzt und hier als Inspiration und
Kompass. Vielleicht ist die Frage eine Orientierung, die Dir
dabei hilft, die Überfülle an Informationen einfach mal zu
ignorieren und die Vielzahl der Weltanschauungen, die auf Dich
einprasseln, unberücksichtigt zu lassen. Vielleicht hilft die
Frage auch, das Plateau einer kohärenten Konsensrealität zu
erreichen, wo man nicht gleich das Gefühl haben muss, einem
fundamentalistischen Beharren ausgesetzt zu sein, das auf
vereinfachten Erzählungen basiert.
Die Frage lautet:
Was ist der Mensch?
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Über diesen Podcast
Dieser Podcast dient der puren Freude am Diskurs in sich
verändernden Gesundheitsmärkten. Frank Stratmann ist bekannt unter
dem Pseudonym BETABLOGR. Er sagt: "Verändern wir die Verhältnisse,
wandeln sich die Beziehungen". Er ist überzeugt von der Idee, ein
smartes Versorgungskontinuum entsteht allein durch das kreative und
emergente Zusammenhandeln aller am Gesundheitsgeschehen
Beteiligten. Sein Podcast ist eine Offensive für einen neuen
Realismus im Gesundheitsgeschehen und überrascht mit ungewohnten
Inhalten. Neue Folgen gibt es immer, wenn ihm etwas einfällt.
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