Zukunft Bio E
Mit der Bioeconomy auf dem Weg in eine nachhaltige Kreislaufwirtschaft. Eine Initiative des Cluster Bioeconomy
Podcaster
Episoden
14.09.2022
25 Minuten
Die Bioeconomy steht für einen grundlegenden
Transformationsprozess von Volkswirtschaft und Industrie. Der
Schritt von fossilen Grundstoffen weg und hin zu biobasierten
Ausgangsstoffen ist erheblich, aber auch nötig. Der einzige Weg
unseren Wohlstand zu erhalten, sagt Dr. Stephan Meeder, CEO
undCFO von Cropenergies.
Cropenergies steht mitten in dieser Transformation. Das
Unternehmen produziert einen ganzen Komplex von Produkten, von
Bioethanol über Alkohol für die pharmazeutische Industrie, das
Lösungsmittel Ethylacetat, Futtermittel für Aquakulturen und
grünen Strom. Und nicht zuletzt: Kohlenstoff. Es ist ein
Missverständnis, so Meeder, dass wir uns vom Kohlenstoff
verabschieden müssten, im Gegenteil. Er darf nur nicht mehr aus
fossilen Quellen kommen. Daher brauchen wir eine
De-Fossilisierung, keine De-Carbonisierung.
Wir stehe mitten in einem Transformationsprozess. Meeders
Prognose ist positiv: Stück für Stück können wir den Anteil des
Rohöls in Kraftstoffen und weiteren Produkten senken. Das geht
alles nicht von heute auf morgen, aber technologisch ist alles
da. Die Schwierigkeit der Bioökonomie ist häufig: Der Prozess
führt zwar zu am Ende identischen Molekülen; sie aus anderen
Rohstoffen zu gewinnen, ist aber in vielen Fällen aufwendiger,
also teurer. So ist das, was technisch identisch und
wirtschaftlich nachteilig ist, zugleich für die Gesellschaft
wertvoll. Das sind die Diskussionen der kommenden Jahre, die wir
gesellschaftlich lösen müssen.
Zu Gast: Dr. Stephan Meeder, CEO und CFO Cropenergies.
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07.09.2022
28 Minuten
Wir brauchen neue Pflanzen und wir brauchen sie schnell. Die
Klimakrise setzt die Pflanzen unter Druck; wir wollen und
brauchen eine andere Landwirtschaft und wer fossile Rohstoffe
durch Biogene ersetzen will, muss die Erträge der Landwirtschaft
noch weiter steigern. Was also tun?
Robert Hoffie ist Biotechnologe für Pflanzen und forscht am IPK
Gatersleben. Er sagt: Züchtung ist zu langsam und zu unpräzise.
Wer klassisch züchtet, braucht mindestens 15
Pflanzengenerationen. Das sind bei Getreide zehn Jahre, bei
vielen anderen Pflanzen erheblich mehr. Soviel Zeit haben wir
nicht. Hoffie setzt darauf, einzelne Gene in Kulturpflanzen
verändern oder ersetzen zu können. Dafür nutzt er die „Genschere“
genannte Technologie CRISPR/CAS und überträgt einzelne Gene von
einer Sorte in die andere oder lässt sich mindestens
inspirieren.
Entstehen auf diese Weise „natürliche“ Pflanzen? Hoffie fragt
zurück: Wie natürlich sind Kulturpflanzen? Dies sind
ohnehin Pflanzen, die erst durch den Menschen das wurden, was sie
heute sind. Erst hat der Mensch Auslese betrieben, dann
Auslesezüchtung, schließlich die Mendelschen Regeln angewandt. Im
Hintergrund geschah immer dasselbe: In den Pflanzen veränderte
sich der genetische Code zufällig - und wir haben uns die
Pflanzen herausgesucht, bei denen uns die Veränderung gefiel. Im
Grunde aber haben wir früher dasselbe unpräzise und zufällig
gesteuert gemacht, was wir heute genau und gewollt umsetzen
können. Wir müssen nicht mehr Veränderungen im ganzen Genom
hinnehmen, sondern können präzise vorhersagen, wo das
passiert.
Nebenbei: Wer schon immer wissen wollte, wie CRISPR/CAS
funktioniert - reinhören!
Zu Gast: Robert Hoffie, Doctoral Researcher @LeibnizIPK,
Co-Founder @OekoProg
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31.08.2022
26 Minuten
Sie haben ein paar Tonnen Kürbiskernproteinpulver übrig und
suchen einen Abnehmer? Oder brauchen eine halbe Tonne
„Natürliches Aroma Typ Bologna“? Leroma.de aus
Düsseldorf kann möglicherweise helfen. Das Team des Startups rund
um Gründerin Marina Billinger betreibt eine digitale
Rohstoffbörse für die Lebensmittelbranche. Prominent auf der
Plattform: Eine Überschussbörse, auf Rohstoffreste gleich
tonnenweise gehandelt werden. Marina Billinger ist im Gespräch in
dieser Folge von „Zukunft Bio E“
So wie es in der Natur keinen Müll gibt, sondern immer nur
Rohstoffe für den nächsten Produzenten, so stehen Rohstoffe immer
nur aus der Perspektive eines einzelnen Unternehmens am Anfang.
Mit der Brille der Bioeconomy betrachtet wird aus einer
Rohstoffbörse schnell so etwas wie der Dreh- und Angelpunkt von
Kooperation und unternehmensübergreifender Zusammenarbeit. Das
entspricht auch genau der Vision von leroma.de.
Vernetzt arbeiten, dem weltweiten Hunger entgegenwirken, indem
Rohstoffe für Lebensmittel bestmöglich genutzt werden, regionale
Kreisläufe stärken und etablieren - das Team
von leroma.de begreift seine Tätigkeit nicht nur als
digitale Programmieraufgabe, sondern will ihren Beitrag leisten,
das Feld einer nachhaltigen Bioökonomie Schritt für Schritt mit
zu entwickeln.
Zu Gast: Marina Billinger, CEO und Gründerin von leroma.de
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24.08.2022
30 Minuten
4Gene bietet Geschmack nach Belieben. Das Startup ist eine
Ausgründung der TU München. Gründer und Kopf Heimo Adamski
berichtet bei „Zukunft Bio E“, wie es ihre Technologie erlaubt,
natürliche Aromastoffe mit Lebensmitteln, Medikamenten oder
Kosmetika zu verbinden. Für die Chemiker: Das Prinzip der
Glykolisierung steht dahinter.
4Gene kann auf diese Weise genau festlegen, wie etwas schmeckt
oder riecht – und wann diese Aromen freigesetzt werden. Beim
Erreichen einer bestimmten Temperatur zum Beispiel ist das die
Tiefkühlpizza, die – genau dann, wenn sie fertig ist – den Duft
eines echten italienischen Steinofens verströmt. Aroma-Auslöser
können auch andere chemische Reaktionen sein, wie beim Deo, das
nach Stunden noch mit der Haut reagiert und neue Aromastoffe
freisetzt, wenn die heute eingesetzten flüchtigen Aromastoffe
längst verflogen sind. So kann die Wirkung auch 16 oder mehr
Stunden halten. Das Muster ist immer wieder identisch: Wo sich
natürlich Aromastoffe mit dem Trägerstoff verbinden, braucht es
keine künstlichen Aromen mehr.
Im Prinzip, so Heimo Adamski, könne man auf diese Weise
Lebensmittel und Geschmäcker fast beliebig kombinieren.
Allerdings konzentriere 4Gene sich auf das, was Kunden auch
verlangten – und eine Bratwurst mit Vanillearoma gehöre dort eben
nicht dazu.
Es müssen auch nicht immer positive, schöne Düfte sein. Mit
derselben Technologie kann ein Aufkleber auf einem Motor vor dem
Überhitzen warnen – per Rauchgeruch bei einer definierten
Temperatur. Dieselben Glykoside per Tropfen auf den Akku eines
Smartphones geträufelt und trocknen lassen – schon macht das
Smartphone per Geruch auf sich aufmerksam, noch bevor der Akku
endgültig überhitzt.
Heimo Adamski berichtet, wie er gemeinsam mit seinem Team solche
Ideen entwickelt, wie sie an regelmäßigen „verrückten Freitagen“
jedes noch so abwegige Thema direkt an die Wand schreiben und so
zu neuen Anwendungsfeldern kommen.
Zu Gast: Heimo Adamski, Gründer und CEO 4Gene, 4gene.de
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17.08.2022
24 Minuten
Die Aufgabe: Wir versenden Lebensmittel, Medizin, Laborware. Die
Fracht soll gut geschützt und ebenso gut gekühlt werden. Die
Lösung: Wir nehmen … nein, eben kein Styropor, sondern Stroh. Das
ist die Mission von Patricia Eschenlohr und ihrem Unternehmen
Landpack. Auf Strohbasis entstehen Verpackungen, die einfach
ihren isolierenden Dienst tun – und hinterher könnten wir sie
sogar einfach in den Garten werfen; sie verrotten vollständig
binnen kürzester Zeit.
Stroh ist ein lokal verfügbarer, biobasierter Rohstoff, im
Überfluss vorhanden. Es gibt keinen Mangel an Stroh, die Frage
ist eher: Was machen wir mit dem vielen Stroh? In China werden
die Strohballen auf den Feldern direkt verbrannt, um das Stroh
schnell genug loszuwerden.
Styropor hingegen entsteht aus fossilen Rohstoffen, ist kaum zu
recyclen. Es ist eben nur billig und verfügbar. Der weltweite
Bedarf wächst, pro Jahr um rund 5%.
Landpack hat eine Technik entwickelt, Stroh so zu falten, dass
ohne weitere Zusatzstoffe stabile Isolierplatten entstehen. Die
ersten Produkte sind noch in der heimischen Küche des
Gründerpaars entstanden, inzwischen betreibt Landpack mehrere
Fabriken. Status: Ausgelastet.
Nur 1% des weltweiten Strohvorkommens wäre nötig, um Styropor
vollständig zu ersetzen. Warum tun wir es nicht? Ein Thema sind
die Kosten. Strohverpackungen sind so lange etwas teurer, wie wir
nicht anfangen, die Nutzung fossiler Rohstoffe korrekt zu
bepreisen. Derzeit verlagern wir die Kosten für CO2 auf die
kommenden Generationen. Darum fordert Patricia Eschenlohr im
Podcast erneut eine deutlich höhere – und damit angemessene –
Bepreisung von CO2.
Zu Gast: Patricia Eschenlohr, Co-Founder und CMO von Landpack,
Sprecherin des Bioökonomierates Bayern.
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Über diesen Podcast
Bioeconomy ist die Zukunft von Wirtschaft - jedenfalls von
nachhaltiger und erfolgreicher Wirtschaft. In diesem Podcast
sprechen die Akteure der Bioökonomie aus Unternehmen und Forschung
über ihre Erfahrungen, über ihre Learnings und Hürden und über ihre
Zukunftsvision Bioökonomie. Bioeconomy meint eine Wirtschaft, die
biobasiert arbeitet, die die Anforderung, nachhaltig zu handeln,
annimmt und die auf eine echte Kreislaufwirtschaft zielt. Die
Bioeconomy erfordert und ermöglicht neue Formen der Zusammenarbeit
zwischen Wirtschaft und Forschung, zwischen ganz unterschiedlichen
Industriezweigen, zwischen Startups und Konzernen. Warum
Bioeconomy? Weil unsere globalen Ressourcen begrenzt sind. Weil die
Klimakrise die natürlichen Ressourcen für Landwirtschaft wie
Industrie massiv und schnell verändert. Weil auf Nachhaltigkeit und
Kreislaufwirtschaft ausgerichtete Unternehmen einen Beitrag leisten
können, die Grundlagen für gutes Leben zu erhalten und auszubauen -
und gleichzeitig selbst wirtschaftlich erfolgreich zu sein. Eine
Initiative des Cluster Bioeconomy: https://www.bioeconomy.de
Entwickelt und umgesetzt von der MDKK: https://www.mdkk.de
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