Man kann nicht lernen, nicht zu lernen
Über Bildungsforschung, das Bauchgefühl, große Philologie, Aufklärung, Sprache, Zivilisation und DNA-Computer. Man unterschätzt, dass Lernen unwillkürlich ist.
Podcaster
Episoden
03.09.2021
22 Minuten
Zu den beliebten Kinderbüchern gehört die "Hasenschule".
Tatsächlich aber gibt es Bildung und Institutionen des Lernens nur
in menschlichen Gesellschaften. Der lateinische Begriff für Bildung
heißt ERUDITIO: aus dem rohen Holz eine Form herausarbeiten. Dies
entspricht einer früheren Vorstellung von Pädagogik. Die modernere
Vorstellung hält dem entgegen: Es ist besser, von den Kindern zu
lernen. Deren Natur ist reicher als jede Erziehung sein kann. Man
soll, heißt es, bei Pestalozzi, bei Rousseau und bei dem modernen
Bildungsforscher Piaget, nicht das Alte einprägen, sondern eine
neue Welt entwickeln. Die Romanistin Prof. Dr. Ulrike Sprenger,
Universität Konstanz und Verfasserin des Proust-ABC, über das
RETTUNGSBOOT NAMENS BILDUNG. Erstausstrahlung am 08.03.2010
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03.09.2021
23 Minuten
Der Begriff der BILDUNG geht davon aus, dass sich etwas im Innern
der Menschen aus eigener Logik entwickelt. Erst an der Schwelle zum
19. Jahrhundert wird dieser Begriff in den Schulen und
Universitäten dominant. Der Begriff der ERZIEHUNG geht dem
gegenüber davon aus, dass ein Mensch von Außen geformt werden kann
und somit ein Zwang und ein Stoff die jungen Menschen prägt.
Immanuel Kant verbindet in seinem Begriff des "aufgeklärten
Lernens" den Zwang, den eine Sache auf den Lernenden ausübt mit dem
Begriff der Freiheit, ohne den Menschen nicht gedeihen und nicht
Mitglieder eines Gemeinwesens werden können. Die Französische
Revolution hat die schwächste Vorstellung eines freiheitlichen
Bildungssystems entwickelt. Die konservativen preußischen Reformer
haben dagegen das liberalste Modell eines Erziehungssystems
entworfen (Wilhelm von Humboldt). Prof. Dr. Tenorth, Humboldt
Universität Berlin, interpretiert den berühmten Satz von Immanuel
Kant: "Wie kultiviere ich die Freiheit bei dem Zwange" auf dem
Hintergrund der legendären Bildungsreform der Jahre nach 1807. Es
ist merkwürdig, dass es für das Wort "Bildung" in anderen Sprachen
kaum eine Entsprechung gibt. Erstausstrahlung am 27.05.2013
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03.09.2021
14 Minuten
Ursprünglich war die Philologie dazu da, heilige Texte zu bewahren
und von Irrtum zu reinigen. In der Moderne wurde sie zur
SCHLÜSSELWISSENSCHAFT. Sie entwickelte die Schule der Skepsis und
sie ist HÜTERIN DES SINNS GROSSER WERKE. Sie gehört als VIERTE zu
den poetischen Künsten. Dr. Thomas Steinfeld, Leitender Redakteur
der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG, berichtet. Erstausstrahlung am 04.01.2004
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03.09.2021
23 Minuten
Vier Jahre lang waren die deutschen Lehrer im Krieg eingesetzt. Sie
hatten die Erfahrung gemacht, wie ihre besten Schüler und Studenten
verwundet und erschossen wurden. Alles dies aufgrund einer
nachträglich schwer zu verstehenden politischen und kriegerischen
Katastrophe. In der Debatte darüber, wie das Bildungssystem auf den
Krieg antworten sollte, zerstritten sich die Geister. In der
Reichsschulkonferenz im Juni 1920 sieht man Reformer an der Arbeit,
aber auch Konservative an der Bremse. Es geht dem Reformflügel um
mehr Gerechtigkeit, einen freieren Zugang zur Schule. In der
Weimarer Republik entwickelt sich eine dynamische
Erwachsenenbildung. Zugleich gelingt es erst spät, den Streit
zwischen konfessioneller Schulbildung und staatlichem Schulwesen in
ein Gleichgewicht zu bringen: Fortschritt und Retardierung. Im
Krieg waren die Lehrer für falsche Ziele eingesetzt. Finden sie
jetzt ihren Platz in der neuen Republik als Soldaten des Friedens?
Der Bildungsforscher Prof. Dr. Heinz-Elmar Tenorth,
Humboldt-Universität Berlin, berichtet. Erstausstrahlung am
26.08.2013
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03.09.2021
23 Minuten
Der Mathematiker und Philosoph Blaise Pascal war als Rationalist
Erfinder der Wahrscheinlichkeitstheorie. Zugleich aber stammt von
ihm der Satz: "Das Herz hat einen Verstand, den der Verstand selbst
nicht versteht". Die Gleichgewichte zwischen Ratio und Intuition
sind das Forschungsthema von Prof. Dr. Gerd Gigerenzer, Direktor am
Max-Planck-Institut für Bildungsforschung in Berlin. Wann ist es
richtig, dass ich meinem Bauchgefühl vertraue? Wann ist es
notwendig, dass ich allein den Kopf gebrauche? Begegnung mit Gerd
Gigerenzer aus Anlass seines neuen Buchs "Bauchentscheidungen: Die
Intelligenz des Unbewussten und die Macht der Intuition".
Erstausstrahlung am 27.10.2008
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Über diesen Podcast
Über Bildungsforschung, das Bauchgefühl, große Philologie,
Aufklärung, Sprache, Zivilisation und DNA-Computer. Man
unterschätzt, dass Lernen unwillkürlich ist. Lebendige Menschen
können es nicht vermeiden. Man kann es auch nicht verbieten. "Man
kann nicht lernen, nicht zu lernen".
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